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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gesicht ihres Vaters, wie es ausgesehen hatte, als er sie in die Kammer warf - rot und aufgedunsen und wütend, dunkle Ringe unter den Augen, geblähte Nasenflügel, zu einem Fauchen über die Zähne zurückgezogene Lippen, sämtliche Gesichtszüge vor Wut verzerrt. »Ich komme wieder zu dir«, hatte er gesagt und beim Sprechen gesabbert. »Ich komme wieder.«
    Fr schlug die Tür zu und versperrte sie mit einem schräggestellten Stuhl, den er unter den Türknauf schob. Später, als es im Haus still geworden war und ihre Eltern weggegangen zu sein schienen, hatte Chrissie mit aller Kraft versucht, die Tür aufzumachen, aber der gekippte Stuhl erwies sich als unüberwindliches Hindernis.
    Ich komme wieder zu dir.Ich komme wieder.
    Sein verzerrtes Gesicht und die blutunterlaufenen Augen hatten sie an Robert Louis Stevensons Beschreibung des mordlüsternen Mr. Hyde in der Geschichte von Dr. Jekyll denken lassen, die sie vor ein paar Monaten gelesen hatte. Ihr Vater hatte den Wahnsinn in sich; er war nicht mehr derselbe Mann, der er einmal gewesen war.
    Aber die Erinnerung daran, was sie oben im Flur gesehen hatte, als sie den Schulbus verpaßt und heimgekommen war und ihre Eltern überrascht hatte, war noch beunruhigender. Nein. Sie waren gar nicht mehr ihre Eltern. Sie waren... etwas anderes.
    Sie erschauerte.
    Sie umklammerte die Dose WD-40.
    Dann hörte sie plötzlich, zum ersten Mal seit Stunden, Ge räusche in der Küche. Die Hintertür des Hauses ging auf. Schritte. Mindestens zwei, möglicherweise drei oder vier Menschen.
    »Sie ist da drin«, sagte ihr Vater.
    Chrissies Herz stolperte, dann fand es einen neuen, schnelleren Rhythmus.
    »Es wird nicht schnell gehen«, sagte ein anderer Mann. Chrissie kannte die tiefe, leicht krächzende Stimme nicht. »Sehen Sie, bei einem Kind ist es komplizierter. Shaddack ist nicht sicher, ob wir schon für Kinder bereit sind. Es ist nicht ohne Risiko.«
    »Sie muß verwandelt werden, Tucker.« Das war Chrissies Mutter, Sharon, deren Stimme sich nicht wie sonst anhörte. Es war schon ihre Stimme, aber ohne die übliche Sanftheit, ohne den natürlichen, musikalischen Tonfall, der sie zur perfekten Märchenvorleserin gemacht hatte.
    »Selbstverständlich, ja, es muß geschehen«, sagte der Fremde, dessen Name offenbar Tucker war. »Das weiß ich. Shaddack weiß es auch. Er hat mich schließlich hergeschickt, oder nicht? Ich wollte nur sagen, daß es länger als gewöhnlich dauern kann. Wir brauchen einen Ort, wo sie sie binden und während der Verwandlung beobachten können.« »Hier. Oder in ihrem Zimmer.«
    Verwandlung?
    Chrissie stand zitternd auf und ging zur Tür.
    Der gekippte Stuhl wurde schiebend und polternd unter dem Knauf weggezogen.
    Sie hielt die Sprühdose in der rechten Hand, die an der Seite herabhing und nach hinten gedreht war, und legte den Zeigefinger auf den Knopf.
    Die Tür ging auf, und ihr Vater sah zu ihr herein.
    Alex Fester - Chrissie versuchte, ihn als Alex Fester zu betrachten, nicht als ihren Vater, nur Alex Fester, aber sie konnte nicht leugnen, daß er in mancherlei Hinsicht immer noch ihr Vater war. Außerdem war >Alex Foster< ebenso unzutreffend wie >Vater<, weil er etwas vollkommen anderes war. Sein Gesicht war nicht mehr wutverzerrt. Er schien wieder ganz der Alte zu sein; dichtes blondes Haar; ein breites, freundliches Gesicht mit scharfgeschnittenen Zügen; Sommersprossen auf Wangen und Nase. Trotzdem konnte sie den gräßlichen Unterschied in seinen Augen sehen. Er schien von einem seltsamen Drängen erfüllt zu sein, einer nervösen Anspannung. Hungrig. Ja, das war es: Daddy schien hungrig zu sein... von Hunger verzehrt; verrückt vor Hunger, hungrig... aber nach etwas anderem als Essen. Sie verstand seinen Hunger nicht, aber sie spürte ihn, ein heftiges Bedürfnis, das seine Muskeln unablässig verkrampfte, ein Bedürfnis von so überwältigender Macht, so heiß, daß Wellen von ihm aufzusteigen schienen wie Dampf von ko chendem Wasser.
    Er sagte: »Komm heraus Chrissie.«
    Chrissie ließ die Schultern sinken, blinzelte, als würde sie Tränen unterdrücken, übertrieb das Zittern, das durch sie lief und bemühte sich, klein, verängstigt und geschlagen auszusehen. Sie kam zögernd nach vorne.
    »Komm schon, komm schon«, sagte er ungeduldig und winkte sie aus der Vorratskammer heraus.
    Chrissie trat zur Tür heraus und sah ihre Mutter, die neben Alex und etwas hinter ihm stand. Sharon war hübsch kastanienfarbenes Haar, grüne Augen -,

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