Mitternacht
daß es aus der Badewanne des Teufels persönlich stammen konnte. Im Vergleich dazu wirkte das offene Gelände hier diabolisch gefährlich.
Ein neuer Schrei ertönte, als die anderen verstummten, und der war näher als der vorhergehende. Zu nahe.
»Nichts wie rein«, sagte Sam drängend.
Chrissie war allmählich bereit, sich selbst emzugestehen, daß sie vielleicht doch keine so gute Andre -Norton-Heldin abgeben würde. Sie hatte Angst, fror, hatte vor Erschöpfung brennende Augen, tat sich allmählich selbst leid und hatte wieder Hunger. Sie hatte das Abenteuer über beide Ohren satt. Sie sehnte sich nach warmen Zimmern und faulen Tagen mit guten Büchern und großen Stücken Torte und Ausflügen ins Kino. Bis zu dieser Stelle hätte sich eine wahre Heldin einer Abenteuergeschichte eine Reihe brillanter Stra tegien ausgearbeitet, die die Bestien in Moonlight Cove vernichtet hätten, hätte einen Weg gefunden, aus den Robotermenschen harmlose Autowaschanlagen zu machen und wäre schon unterwegs, um laut Wunsch der respektvollen und dankbaren Bürger zur Prinzessin des Königreichs gekrönt zu werden.
Sie eilten zum Ende des Sportplatzes, liefen um die Tribüne herum und überquerten den verlassenen Parkplatz hinter dem Schulgebäude.
Niemand griff sie an.
Danke, Gott. Deine Freundin Chrissie.
Wieder heulte etwas.
Manchmal schien selbst Gott eine perverse Ader zu haben.
An der Rückwand des Schulgebäudes befanden sich an sechs verschiedenen Stellen Türen. Sie gingen von einer zur anderen, während Sam sie alle begutachtete und die Schlösser im Schein der Taschenlampe, die er mit der Hand abdeckte, untersuchte. Er konnte sie offenbar nicht alle aufbre chen, und das enttäuschte sie, weil sie gedacht hatte, FBI-Agenten wären so gut ausgebildet, daß sie in einem Notfall einen Banktresor mit Spucke und einer Haarklammer öffnen konnten.
Er versucht es auch an ein paar Fenstern und leuchtete scheinbar ziemlich lange mit der Taschenlampe durch die Scheiben. Er untersuchte nicht die Zimmer, sondern die in neren Simse und Fensterrahmen.
An der letzten Tür - die einzige, die Glasscheiben in der oberen Hälfte hatte, alle anderen waren kahle Rechtecke aus Metall gewesen - schaltete Sam die Taschenlampe aus, sah Tessa ernst an und unterhielt sich mit gedämpfter Stimme mit ihr. »Ich glaube nicht, daß es hier ein Alarmsystem gibt. Könnte mich aber irren. Aber es gibt kein Alarmband an den Fensterrahmen, und, soweit ich sehen kann, auch keine verkabelten Kontakte an den Rahmen oder Riegeln.«
»Sind das die einzigen möglichen Alarmsysteme, die sie haben könnten?« murmelte Tessa.
»Nun, es gibt Bewegungsdetektoren, die entweder Schallwellen aussenden oder elektronische Augen haben. Aber die wären für eine Schule zu kompliziert und für ein solches Ge bäude wahrscheinlich auch zu empfindlich.«
»Also, was jetzt?«
»Jetzt breche ich ein Fenster auf.«
Chrissie rechnete damit, daß er eine Rolle Klebeband aus der Tasche holen und eine Scheibe damit abkleben würde, um den Lärm des zersplitternden Glases zu dämpfen und zu verhindern, daß lautstark Splitter zu Boden fielen. So machten sie es normalerweise in den Büchern. Aber er stellte sich nur seitlich zur Tür, zog den Arm vor und rammte den Ellbogen durch die zwanzig Zentimeter im Quadrat messende Scheibe in der unteren rechten Ecke des Fensterkreuzes. Das Glas barst und machte einen Höllenlärm, als es zu Boden fiel. Vielleicht hatte er vergessen, sein Klebeband mitzubringen.
Er griff durch die gesplitterte Scheibe, tastete nach dem Schloß, öffnete es und ging als erster hinein. Chrissie folgte ihm und versuchte, nicht auf die Glasscherben zu treten.
Sam schaltete die Taschenlampe ein. Er schirmt sie nicht ganz so sehr ab wie draußen, aber er versuchte eindeutig, den Widerschein von den Fenstern abzuhalten.
Sie waren in einem langen Flur. Es roch nach dem ZedernPiniengeruch, der von dem körnigen grünen Desinfektionsmittel und Staubfänger herrührte, das die Hausmeister jahrelang auf den Boden gestreut und dann aufgewischt hatten, bis Fliesen und Wände den Geruch angenommen hatten. Sie kannte den Geruch von der Thomas -Jefferson-Grundschule und war enttäuscht, ihn auch hier zu finden. Sie hatte sich eine High-School immer als besonderen, geheimnisvollen Ort vorgestellt, aber wie besonders oder geheimnisvoll konnte er schon sein, wenn sie dieselben Desinfektionsmittel wie in der Grundschule verwendeten?
Tessa machte leise die Tür
Weitere Kostenlose Bücher