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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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denbrotkrümel auf dem königsblauen Pullover, daß es aussah, als wollte sie sich panieren, in die Küche gehen, in den Ofen klettern und selbst zu Essen werden.
    Er war froh, als er draußen in der kühlen Nachtluft stand. Er hatte sowohl wegen der scharf gewürzten Speisen wie auch wegen der Hitze im Restaurant geschwitzt und hätte gerne das Jackett ausgezogen, aber das konnte er wegen der Waffe im Schulterhalfter nicht. Jetzt genoß er den frischen Nebel, der von einem sanften, aber konstanten Wind nach Osten geweht wurde.

13
    Chrissie sah sie in den Kanal springen und dachte einen Augenblick, sie würden alle auf der anderen Seite wieder hinaufklettern und in die Richtung über die Wiese weitergehen, in die sie gegangen wäre. Dann drehte sich einer zur Öffnung der Rohrs um. Die Gestalt kam auf allen vieren und mit wenigen schleichenden und geschmeidigen Schritten auf die Öffnung zu. Chrissie konnte zwar nur einen Umriß erkennen, aber sie wollte dennoch kaum glauben, daß dieses Ding ihr Vater, ihre Mutter oder Tucker sein konnte. Aber wer sollte es sonst sein?
    Das Raubtier trat in den Schacht und spähte ins Dunkel. Seine Augen leuchteten sanft bernsteinfarben, hier nicht so hell wie im Mondschein, dunkler als Leuchtfarbe, aber dennoch vage leuchtend.
    Chrissie fragte sich, wie gut es in völliger Dunkelheit sehen könnte. Sein Blick konnte sicher nicht ein zwanzig bis fünfundzwanzig Meter dunkles Rohr bis zu der Stelle durchdringen, an der sie kauerte. Eine Sehfähigkeit dieser Schärfe wäre übernatürlich.
    Es sah sie direkt an.
    Aber wer konnte sagen, daß das, womit sie es hier zu tun hatte, nicht übernatürlich war? Vielleicht waren ihre Eltern... Werwölfe geworden.
    Sie war in sauren Schweiß gebadet. Sie hoffte, daß der Ge stank des toten Tiers ihren Körpergeruch verbergen würde. Der Jäger erhob sich von allen vieren in eine kauernde Haltung, wodurch er das silberne Mondlicht am Rohrende fast völlig verdeckte, und kam langsam vorwärts.
    Die gekrümmten Betonwände der Leitung verstärkten seinen Atem. Chrissie atmete flach durch den offenen Mund, um ihre Anwesenheit nicht zu verraten.
    Nachdem er nur zehn Schritte in den Tunnel eingedrungen war, sprach der Jäger plötzlich mit rauher, flüsternder Stimme und einer solchen Eile, daß die Worte fast eine einzige zusammenhängende Silbenkette bildeten: »Chrissie, bist du da, du, du? Komm her, Chrissie, komm her, komm, will dich,
    will, will, brauche, brauche meine Chrissie, meine Chrissie.« Die bizarre, hektische Stimme beschwor in Chrissies Verstand das schreckliche Bild eines Geschöpfes herauf, das teils Echse, teils Wolf, teils Mensch und teils etwas Undefinierbares war. Sie vermutete, daß sein tatsächliches Äußeres noch schlimmer war, als sie sich vorstellen konnte.
    »Dir helfen, will dir helfen, jetzt, komm her, komm, komm. Bist du da? Du da?«
    Das Schlimmste an der Stimme war, daß sie trotz der kalten Heiserkeit und des flüsternden Tonfalls etwas Vertrautes hatte. Chrissie erkannte sie als die ihrer Mutter. Verändert, ja, aber dennoch die Stimme ihrer Mutter.
    Chrissies Magen wurde von Angst verkrampft, aber sie wurde auch noch von einem anderen Schmerz erfüllt, den sie sich im Augenblick nicht erklären konnte. Dann wurde ihr klar, daß es der Schmerz des Verlustes war; sie vermißte ihre Mutter, wollte ihre Mutter zurückhaben, ihre echte Mutter. Hätte sie eines der verzierten Kruzifixe aus Silber besessen, wie sie immer in den Spätfilmen zu sehen waren, hätte sie sich wahrscheinlich gezeigt, wäre auf das verhaßte Dinge zugeschritten und hätte verlangt, daß es ihre Mutter wieder freigäbe. Wahrscheinlich hätte das Kruzifix nichts bewirkt, denn im wirklichen Leben war nichts so einfach wie in den Filmen; zudem war das, was ihren Eltern zugestoßen war, viel seltsamer als Vampire oder Werwölfe oder aus der Hölle emporgestiegene Dämonen. Aber wenn sie ein Kruzifix gehabt hätte, hätte sie es trotzdem versucht.
    »Tod, Tod, rieche Tod, Gestank, Tod...«
    Das Mutter-Ding drang rasch weiter in den Tunnel vor, bis es zu der Stelle kam, wo Chrissie in die glitschige, verwesende Masse getreten war. Der Glanz der Augen stand in direktem Zusammenhang zum Mondlicht, denn jetzt wurden sie trüber. Dann sah das Geschöpf das tote Tier auf dem Bo den des Rohrs an.
    Jenseits der Rohröffnung ertönten Geräusche von etwas, das sich im Kanal bewegte. Schritten und Poltern von Steinen folgte eine andere, gleichermaßen

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