Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
würden als die Einheimischen hier. Außerdem las sie Zeitungen und sah fern, daher wußte sie alles über die Massenmörder, die auf den Autobahnen unterwegs waren, und sie konnte sich die Schlagzeilen über ihr trauriges Schicksal mühelos vorstellen: JUNGES MÄDCHEN IN DODGE - LASTWAGEN VON UM - HERZIEHENDER KANNIBALENHORDE GEFRESSEN ; MIT BROKKOLI SERVIERT UND MIT PET ERSILIE ANGERICHTET ; KNOCHEN FÜR SUPPE AUSGEKOCHT .
    Die Landstraße lag eine halbe Meile näher auf den Gipfeln der ersten Hügel, aber da war kein Verkehr zu sehen. Das machte nichts, denn sie hatte schon entschieden, daß sie dort keine Hilfe suchen wollte, weil sie Angst vor Tucker und seinem Honda hatte.
    Aber sie hatte sich freilich eingebildet, sie hätte drei deutlich unterscheidbare Stimmen im unheimlichen Heulen ihrer Verfolger gehört, was bedeuten mußte, daß Tucker sein Auto verlassen hatte und jetzt mit ihren Eltern unterwegs war. Vielleicht konnte sie doch unbesorgt zur Landstraße gehen. Sie dachte darüber nach, während sie über die Wiese lief. Aber bevor sie sich entschieden hatte, die Richtung zu ändern, ertönten hinter ihr wieder die gräßlichen Schreie, immer noch im Wald, aber viel näher als zuvor. Zwei oder drei Stimmen heulten gleichzeitig, als wäre ihr eine Meute kläffender Hunde auf den Fersen, die aber seltsamer und wilder als gewöhnliche Hunde waren.
    Dann trat Chrissie plötzlich ins Leere und fiel abwärts, Sekunden hatte sie den Eindruck, als stürzte sie in einen tiefen Abgrund. Aber es war nur ein zweieinhalb Meter breiter und eineinhalb Meter tiefer Abwasserkanal, der die Wiese teilte, und sie rollte unverletzt hinab.
    Das wütende Kreischen der Verfolger war lauter, näher, und jetzt hatten ihre Stimmen einen frenetischeren Klang... einen Unterton von Gier und Hunger.
    Sie rappelte sich auf und wollte gerade versuchen, die ein einhalb Meter hohe Betonwand des Grabens hinaufzukommen, als sie bemerkte, daß der Graben links von ihr, aufwärts, in ein gewaltiges Rohr überging, das sich in die Erde bohrte. Sie hielt aus halbem Wege inne und dachte über die se neue Möglichkeit nach.
    Das helle Betonrohr bot dem schwachen Mondlicht gerade hinreichend Oberfläche, daß man es erkennen konnte. Als sie es sah, wußte sie sofort, daß dies die Hauptwasserleitung war, die das Regenwasser vom Highway und der Landstraße hoch oben sammelte und abfließen ließ. Den schrillen Schreien der Verfolger konnte sie entnehmen, daß ihr Vorsprung geringer wurde. Sie hatte immer mehr Angst, daß sie es nicht bis zu den Bäumen auf der anderen Seite der Wiese schaffen, sondern früher zu Fall gebracht werden würde. Vielleicht war das Rohr eine Sackgasse und bot nicht mehr Sicherheit als die Zypressen, die sie erklimmen wollte, aber sie entschied, daß sie das Risiko eingehen würde.
    Sie glitt wieder auf den Grund des Grabens und hastete zur Öffnung. Das Rohr maß einen Meter zwanzig im Durchmesser. Wenn sie sich ein wenig bückte, konnte sie darin gehen. Aber sie kam nur ein paar Schritte, dann blieb sie stehen, weil sie einen so üblen Geruch wahrnahm, daß sie würgen mußte.
    Etwas Totes lag in diesem finsteren Durchgang und verweste. Sie konnte nicht sehen, was er war, aber vielleicht war es besser, wenn sie es nicht sähe; der Kadaver sah vielleicht noch schlimmer aus als er roch. Ein krankes, sterbendes Tier mußte in diesem Rohr Schutz gesucht haben, und hier war es seiner Krankheit erlegen.
    Sie wich hastig aus der Abwasserleitung zurück und atmete die frische Nachtluft ein.
    Von Norden ertönten die gemeinsamen, hallenden Schreie, die ihr buchstäblich die Nackenhärchen sträubten. Sie kamen rasch näher und hatten sie fast erreicht.
    Sie hatte keine andere Wahl, als sich tief in dem Abwas serrohr zu verstecken und zu hoffen, daß sie ihre Witterung nicht aufnehmen könnten. Plötzlich wurde ihr klar, daß das verwesende Tier ihre Rettung sein könnte, denn wenn ihre Verfolger sie wie Hunde wittern konnten, könnte der Verwesungsgestank ihren eigenen Geruch verbergen.
    Sie ging wieder in das pechschwarze Rohr und folgte dem konvexen Boden, der sich unter der Wiese allmählich nach oben krümmte. Nach zehn Metern trat sie mit dem Fuß in etwas Weiches und Glitschiges. Der gräßliche Verwesungsgestank hüllte sie noch stärker als zuvor ein, und sie wußte, sie war in das tote Dinge getreten.
    »Oh, igitt.«
    Sie würgte und spürte ihren Mageninhalt hochsteigen, aber sie biß die Zähne zusammen und weigerte

Weitere Kostenlose Bücher