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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verwandelt, die sie nicht verstand, lebend, aber ohne Seele, und damit so gut wie tot.
    Als sie noch schätzungsweise dreißig Meter von der zweispurigen Landstraße entfernt war, die hier parallel zur Einfahrt verlief, hörte sie einen Automotor. Sie sah Scheinwerfer auf der Straße, die von Süden kamen. Dann sah sie das Auto selbst, denn in dieser Richtung war der Nebel dünner als in Richtung Meer, daher war die Sicht einigermaßen gut. Sie konnte selbst auf diese Entfernung erkennen, daß es sich um einen Streifenwagen handelte; die Sirene war zwar nicht eingeschaltet, aber blau und rote Lichter blinkten auf dem Dach. Der Streifenwagen bremste und bog in den Zufahrts weg zu den Foster-Stallungen ein.
    Chrissie hätte beinahe gerufen, wäre beinahe zu dem Auto gelaufen, weil man ihr stets beigebracht hatte, daß Polizisten Freunde waren. Sie hob sogar schon eine Hand und winkte, aber dann überlegte sie sich, daß sie in einer Welt, in der sie nicht einmal ihren eigenen Eltern trauen konnte, schon gar nicht davon ausgehen durfte, daß Polizisten nur ihr Bestes wollten.
    Beunruhigt von dem Gedanken, daß die Polizisten >verwandelt< worden sein konnten, so wie Tucker sie verwandeln wollte und wie ihre Eltern verwandelt worden waren, ließ sie sich fallen und kauerte sich im hohen Gras nieder. Als das Auto in die Einfahrt eingebogen war, hatten die Scheinwerfer sie nicht einmal gestreift. Dunkelheit und Nebel machten sie zweifellos unsichtbar für die Insassen des Streifenwagens, und sie war nicht gerade so ungeheuer groß, daß man sie auf ebenem Land deutlich hätte sehen können. Aber sie wollte kein Risiko eingehen.
    Sie sah dem Auto nach, das den langen Zufahrtsweg entlangfuhr. Neben Tuckers Auto, das auf halbem Weg abgestellt war, hielt es kurz an und fuhr dann weiter. Der dichtere Nebel im Westen verschluckte es.
    Sie erhob sich aus dem Gras und eilte weiter nach Osten, zur Landstraße. Sie wollte der Straße nach Süden folgen, bis nach Moonlight Cove. Wenn sie wachsam und aufmerksam bliebe, könnte sie von der Straße herunter in den Graben oder hinter ein Gebüsch kriechen, wenn sie näherkommenden Verkehr hörte.
    Sie wollte sich niemandem zeigen, den sie nicht kannte. Wenn sie in der Stadt wäre, könnte sie zur Our Lady of Mercy Kirche gehen und Hilfe bei Pater Castelli suchen. (Er sagte, er wäre ein moderner Priester und wollte lieber Pater Jim genannt werden, aber Chrissie hatte ihn nie so formlos anreden können.) Chrissie war beim Sommerfest der Kirche eine unermüdliche Arbeiterin gewesen, und sie hatte sehr zu Pater Castellis Entzücken den Wunsch geäußert, daß sie nächstes Jahr Altarmädchen sein wollte. Sie war sicher, er mochte sie und würde ihre Geschichte glauben, wie unglaublich sie sich auch anhören würde. Wenn er ihr nicht glaubte... nun, dann würde sie es bei Mrs. Tokawa versuchen, ihrer Lehre rin der sechsten Klasse.
    Sie kam zur Landstraße, verharrte und sah zu dem fernen Haus zurück, das nur noch eine Ansammlung leuchtender Pünktchen im Nebel war. Sie wandte sich erschauernd nach Süden, Richtung Moonlight Cove.

26
    Die Eingangstür des Foster-Hauses war der Nacht geöffnet. Loman Watkins durchsuchte es von unten nach oben und wieder zurück. Die einzigen merkwürdigen Dinge, die er fand, waren ein umgekippter Stuhl in der Küche und Jack Turners schwarze Tasche voll Spritzen und Phiolen der Dro ge, mit der die Verwandlung bewerkstelligt wurde - eine Sprühdose WD-40 auf dem Boden des Erdgeschoßflurs. Er machte die Eingangstür hinter sich zu, trat auf die Veranda, blieb auf den Stufen zum Vorgarten stehen und lauschte in die ätherisch stille Nacht. Ein träger Wind war während der gesamten Nacht in Böen gekommen und gegangen, aber jetzt hatte er völlig nachgelassen. Die Luft war unheimlich still. Der Nebel schien alle Laute zu dämpfen und machte die Welt so still, als wäre sie ein einziger unermeßlicher Friedhof. Loman sah zu den Ställen und rief: »Tucker! Foster! Ist jemand da?«
    Das Echo seiner Stimme hallte zu ihm zurück. Es war ein kalter, einsamer Laut.
    Niemand antwortete ihm.
    »Tucker? Fester?«
    In einem der Ställe brannte Licht, am näher gelegeneren Ende stand die Tür offen. Er dachte, daß er hingehen und sich das ansehen sollte.
    Loman hatte den halben Weg zurückgelegt, als ein hallender Schrei, dem zitternden Ton eines fernen Horns nicht unähnlich, vom Süden ertönte, leise aber unmißverständlich. Er war schrill und dennoch kehlig, und

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