Mitternachtserwachen
ist dafür verantwortlich.“
Nosferat kommentierte die Äußerung des Engels der Finsternis nicht, sondern richtete seine Aufmerksamkeit auf Lior. „Du begibst dich zu ihrem Cottage und bewachst Aileen. Rovella ist auf dem Weg dorthin. Sie hat die Kleine aufgelesen.“
Lior zuckte innerlich zusammen. Die Herrin der Ainmhidh hatte ihm gerade noch gefehlt. Nosferats grimmiger Ausdruck stoppte seinen Protest, noch ehe er ihn in Worte fassen konnte. Ausgerechnet er sollte die Marbhadair bewachen! Das war ein zum Himmel stinkender Scherz!
Mühsam riss Lior sich zusammen, betrachtete stattdessen die toten Angelus, die alle ein kleines Schriftzeichen hinter ihrem Ohr tätowiert hatten, welches sie als eine Splittergruppe kennzeichnete.
Es wäre zu einfach, wenn die Engel der Finsternis die Mörder wären. Sie waren zwar von den Geldzuwendungen von Baodan abgeschnitten, doch die Abtrünnigen finanzierten sich durch menschliche Frauen, die sie in die Prostitution zwangen. Sie hatten Aileen gewollt und waren zu der Scheune gelockt worden. Lior sah den Obersten mit einem Ausdruck an, der Nosferat ein Grinsen entlockte.
„Niemand kann so sehr ‚du Arschloch ‘ mit seinen Augen sagen, wie du es vermagst.“
Der Tonfall wirkte nonchalant, doch es war eine Rüge, der er sich nicht widersetzen konnte.
„Nimm das Ainmhidh. Er heißt Bolero und wartet vor der Scheune auf dich. Er bringt dich zu ihrem Auto. Ich verlasse mich darauf, dass du das Richtige mit der Kleinen tust.“
Nosferat schlug ihm hart auf den Rücken, sodass Lior beinahe kopfüber in die Wand gekracht wäre. Was war das nur für ein Scheißtag, der mit jeder Sekunde schlimmer wurde!
„Du bleibst bei ihr, bis du von mir hörst. Wir positionieren Wachen um ihr Cottage.“
Großartig! Er sollte das bewachen, was er seit Hunderten von Jahren mit Inbrunst hasste.
Wieso brachen sie Aileen nicht auf die Isle of Lugus? Dort wäre sie viel sicherer aufgehoben, und sie hatten die richtigen Räumlichkeiten, um sie zu verhören und zu foltern. Er versuchte sich vorzustellen, wie er sie auspeitschte, es genoss, ihr Schmerzen zuzufügen, doch der bloße Gedanke weckte pures Entsetzen in ihm.
Nosferat nickte den Lugus zu, die ihn begleiteten, und rammte seine Faust in die Visage des widerspenstigen Angelus. Zwei Lugus packten ihn und schleiften ihn hinter sich her. Ihr Oberster war angepisst!
„Gib mir den Hund“, sagte Exodus. „Ich will mich überzeugen, dass er nicht schwer verletzt ist.“
Die Vampire der Dunkelheit liebten Hunde. Es war eine unerklärliche Anziehungskraft, und Exodus besaß ein Rudel Vierbeiner. Er hob den vermeintlichen Labrador hoch, der das Blut eines Madadh Allaidh in sich trug, eines Wolfes aus der alten Welt. Er war noch ein Welpe, und er legte benommen den Kopf auf Exodus’ Schulter und winselte herzerweichend.
Madadh Allaidh suchten sich keine bösen Kreaturen aus, um bei ihnen ihr Leben zu verbringen.
Der Vampir der Dunkelheit wechselte mit ihm einen verdrießlichen Blick. Lior verstand ihn, wäre sie eine Marbhadair, könnte es einen fatalen Fehler bedeuten, sie am Leben zu lassen. Lior war hin- und hergerissen zwischen Hass und Vernunft.
Doch wenn Lior noch etwas über die Jahrhunderte gelernt hatte, dann war es, dass er seinen Instinkten vertrauen konnte.
Nosferat!
Er veranstaltete erneut ein seltsames Theaterstück, packte sie alle an den Eiern, um einen Plan zu verfolgen, den nur er kannte. Vor wenigen Wochen hatte er Kendrick auf diese Weise gerettet, indem er ihn mit Morven zusammenbrachte.
Die Kleine war nicht schwer verletzt, weil Exodus sich unerklärlicherweise zurückgehalten hatte. Er hätte sie mühelos durch die Schuppenwand werfen können. Wie aus dem Nichts trabten zwei Ainmhidh aus dem Dunkel. Lior musste sich zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken, als das Shire Horse ihn mit der Nüster an der Wange berührte. Kendrick schnaubte amüsiert und schwang sich auf Roven.
Aileen war in eine Falle getappt. Wenn sie nicht aufgetaucht wären, wäre sie zu Tode gekommen oder der Angreifer hatte andere Pläne mit ihr vor. Sobald Lior auf Bolero saß, reichte Exodus ihm den Hund. Einer seiner Männer gab Exodus Linia. Sie war die Tochter einer der Palastwachen von Solodus, dem Fürsten der Vampire des Lichts.
„Ich bringe Linia zu ihrer Familie. Und Lior, sag Nosferat, wir verlangen Vergeltung und einen Beweis, dass sie harmlos ist.“
Lior rechnete damit, dass der Rappe ihn abwerfen würde, doch er stand
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