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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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still wie eine Statue, setzte sich erst in Bewegung, als Lior es ihm signalisierte. Das Verhalten war eine ganz neue Erfahrung für Lior.
    Sie galoppierten Richtung Straße. Das Hundebündel lag weich in seinen Armen. Ein Angelus hatte ihn am Kopf erwischt, aber er war nicht schwer verletzt, nur benommen. Exodus hatte diesem speziellen Engel den Schädel abgerissen, ihn anschließend wie einen Ball durch den Schuppen getreten.
    Seit Lior Aileen das erste Mal gespürt hatte, hatte er sie in seiner Vorstellung unzählige Male misshandelt. Jetzt könnte er ihr nicht einmal ein Haar krümmen. Die Ainmhidh stoppten schnaubend an der Straße, und Lior blinzelte, doch seine Augen spielten ihm keinen Streich.
    „Was ist denn das?“ Lior starrte in purem Horror auf das Gefährt.
    Kendrick brach in brüllendes Gelächter aus und fiel fast von Roven. Die Kleine fuhr einen quietschgelben, altersschwachen Lada, übersät mit Vampirsmilies, und die Polster waren mit Zebrabezügen ausgestattet.
    „Ich bringe Nosferat um.“ Lior stieg ab, damit kämpfend, sich nicht ebenso wie sein alberner Kumpel vor Lachen auszuschütten.
    Bolero biss ihm in den Hintern.
    Er warf dem Ainmhidh einen bitterbösen Blick zu und schwor, dass das verdammte Viech grinste. Roven schnaubte, verzog die Nüstern und blinzelte ihm zu.
    Kendrick teilte ihm die Adresse mit, und Lior hörte das lauthals geäußerte Amüsement noch, als der Söldner galoppierend in der Nacht verschwand.
    Er fasste nach ihrer Handtasche, die auf dem Beifahrersitz lag, und spähte hinein. Amüsiert zog er ein Buch aus der Tasche, das ein ganz und gar nicht anständiges Cover hatte. Sie las BDSM-Romane, trug weiße Spitzenhöschen und liebte Karamellriegel. Amüsiert legte er das Höschen zurück und biss in den Riegel.
    Der Schlüssel steckte. Nur ein Irrer würde diese Kiste stehlen. Am Rückspiegel hing ein Werwolfstofftier, und auf dem Armaturenbrett saß ein Wackelzombie.
    Niemals war sie eine ruchlose Marbhadair. Und doch besaß sie die Essenz der Jägerinnen. Wenn er sie am Leben ließ, bestand die Möglichkeit, dass der Wahnsinn jederzeit in ihr ausbrach. Oder hatte Aileen sich verstellt, sie getäuscht? Vielleicht sollte er sie auf eine besondere Weise verhören, ihr den nackten Arsch versohlen, bis sie heulte und alles gestand. Das wäre eine Verhörmethode, die ihm gefallen würde. Ihre Brüste hatten sich sogar durch ihre Jacke verführerisch angefühlt.
    Und ihr Arsch! Zu dem konnte kein Kerl Nein sagen.
     Stotternd erwachte der Motor zum Leben. Lior renkte sich fast die Arme aus, das Ding besaß weder Servolenkung noch elektrische Fensterheber, hatte den Wendekreis eines Traktors und schlich wie einer die Landstraße entlang. Bei jedem Schlagloch hatte er das Gefühl, er würde gleich auf dem Asphalt landen. Der Zombie wackelte vor sich hin, dermaßen stark, dass ihm bei dem Anblick schwindelig wurde. Er startete den CD-Player, und die beruhigenden Klänge von Chris Isaak umschwebten ihn.
    Sie wohnte zwischen Galliston und Target Wood, hatte ihm Kendrick mitgeteilt. Die Fahrt dauerte eine gefühlte Ewigkeit.
    Wieso nur hatte er Aileen nicht einfach getötet? Er ahnte bereits jetzt, sie bedeutete Schwierigkeiten. Lior kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Es goss wie aus Kübeln, und die altersschwachen Scheibenwischer schafften es nicht, gegen den Regen anzukommen. Nach einigen hundert Metern erstarb der Motor mit einem endgültig klingenden Geräusch.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Lior löste den Sicherheitsgurt und wollte gerade sein Mobiltelefon aus der Innenseite seiner Jacke fischen, als gleichzeitig Fahrer- und Beifahrertür aufgerissen wurden. Etwas packte ihn und warf Lior auf den Asphalt. Die Wucht des Aufpralls benebelte seine Sinne. Das Grauen, das über seine Haut kroch, war ihm nur zu vertraut. Noch ehe er es schaffte, auf die Füße zu kommen, prallte eine Eisenfaust auf ihn, und alles wurde schwarz.
     
    Der Wind pfiff mit brutaler Kälte um sie herum. Er war unangenehmer als der Regen, der auf sie niederprasselte wie Eis.
    Verdammt, sie musste unter Schock stehen, denn sie war unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Was war das nur für ein grauenvoller Tag, der harmlos angefangen hatte mit Blaubeerpfannkuchen und Milchkaffee und mit jeder Sekunde beschissener wurde!
    Aileen befand sich mitten in einem Hieronymus-Bosch-Gemälde. Irgendjemand malte gerade ihr Leben und fügte Kreaturen mit Reißzähnen und Klauen in

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