Mitternachtserwachen
Fassade nach unten klettern und ihm mit der nächstbesten Keule auf den Schädel schlagen, während Morven seine Kleidung mit einem Juckreiz ausrüstete und Aileen ihre neu erworbenen Marbhadairkräfte an ihm ausprobierte.
„Nosferat hat sie von der Insel gelassen und uns die ganze Zeit beobachtet.“ Kendrick schlug die Eier in die Pfannen, als gäbe er ihnen die Schuld. „Glaubst du, er hätte eingegriffen, falls Lycantra und Lycantros sich nicht eingemischt hätten?“
Lior sah ihn grimmig an, und Kendrick stieß den Atem aus, den er angehalten hatte. Zum ersten Mal, seit er Nosferat kannte, war Lior sich unsicher, ob ihr Oberster das Richtige tat. Und er konnte Kendricks Frage nicht beantworten, weil er die Antwort nicht wusste.
Lior kramte im Tiefkühlfach, bis er die Hörnchen mit Schokoladenfüllung fand, auf die Morven so verrückt war. Er würde nie zugeben, dass auch er sie für sein Leben gern aß.
„Wir finden heraus, wie sie es geschafft haben, von der Insel zu kommen, damit wir dieses Schlupfloch stopfen können.“
Kendrick zerriss schnaubend den Schinken, packte den Bratpfannenwender und betrachtete ihn kalkulierend. Lior schob die Hörnchen in den Ofen und stellte den Timer. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
„Aileen ist bestimmt leichter zu knacken als Morven Sturinator.“
Lior befürchtete das Gegenteil. Aileen hatte die Seele eines Shetlandponys, süß und unschuldig auf den ersten Blick, doch bereit, einem in den Arsch zu beißen, wenn sie es nur schaffte. Sie würden den Reiter ohne mit der Wimper zu zucken in einem Feld mit Disteln abwerfen.
Er würde die Wahrheit aus ihr herauskitzeln, und er hatte die richtige Methode im Sinn. Sein Schwanz zuckte verlangend. Er ließ Kendrick an seinen Gedanken teilhaben, und der Söldner schnaubte amüsiert.
„Ein Kasten dämonischer Rosenwein?“, fragte er mit einem Grinsen.
Sie schüttelten sich die Hände und besiegelten den Pakt. Schließlich hatten sie sich ein paar Stunden Auszeit verdient, die er sich und Aileen auch zugestand. Ja, selbst Nosferat zeigte sich gnädig, er hätte sie auf die Isle of Lugus zitieren können. Wieder einmal zermarterte er sich das Gehirn in dem Versuch zu begreifen, was Nosferat wusste und plante.
Und Ralph! Diese bleiche Hülle, die in dem Sarg gelegen hatte, mit beinahe durchsichtiger Haut und Augen, in denen der Wahnsinn stand. Er lebte, war jedoch gleichzeitig tot. Lior wusste nicht, wie er es Aileen beibringen sollte.
Ihm wurde übel bei dem Gedanken, was aus der negativen Hälfte von Ralph geworden war. Sie würde alles unternehmen, um ins Leben zurückzufinden. Doch sie war nicht das Schlimmste, mit dem sie es tun hatten. Die dahintersteckende Macht war so grauenvoll und mitleidslos, dass selbst die erbärmlichsten Menschen dagegen verblassten, und da gab es eine Liste, die täglich länger wurde.
Lior deckte den Tisch und stellte Tee und Orangensaft dazu. Die Rosen in der Vase dufteten wie Aileens Haut, und er schnupperte an den zarten Blüten, ehe er sich davon abhalten konnte. Sie waren wie Aileen samtig, verletzlich, unwiderstehlich. Kendrick schlug ihm grunzend auf den Rücken.
„Söldner, du hast die Schlacht bereits verloren, noch ehe du begriffen hast, dass eine stattgefunden hat. Aileen hat dich erobert, niedergerungen und wird ihren Sieg einfordern.“ Der dunkle Krieger lachte, und diesmal erreichte es seine Augen. „Wir stehen das hier gemeinsam durch. Wir fünf. Und für dein Vorhaben findest du die passenden Utensilien in der Truhe, die vor dem Bett steht.“
„Gut zu wissen, mein Freund.“ Lior drehte sich um, da er sie spürte. Aileen stand hinreißend aussehend im Türrahmen. Das Königsblau des Morgenmantels ließ das herrliche Rot ihrer wilden Haare noch stärker leuchten. Ihre Wangen waren erhitzt von der Dusche, und sie lächelte schüchtern, als sie näher kam. Morven tauchte hinter ihr auf wie ein kleiner Dämon, der in der Dunkelheit gelauert hatte, gekleidet in einen schwarzen Morgenmantel. Ein schwarzer Schlumpf, der es faustdick hinter den unschuldig wirkenden Ohren hatte.
„Setzt euch.“ Lior zeigte auf die Bank, die vor dem Fenster stand. Mit einem Grinsen holte er die Hörnchen aus dem Ofen. Wie sie dufteten!
Kendrick schaufelte Rühreier auf die Teller, und das Brot sprang mit einem fröhlichen Ping aus dem Toaster. Da saßen die zwei – verführerisch, verletzlich, rebellisch und hungrig.
Aileen und Morven betrachteten ihre Teller, doch diese
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