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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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Schwärze sie verschluckte.
    Jemand tauchte ihre Handgelenke in Feuer, und verzweifelt versuchte sie, ihre Hände wegzuziehen.
    „Nicht, ich will dir nur helfen. Es geht dir gleich besser.“
    Etwas stach in ihren Arm.
     
    Aileen weigerte sich aufzuwachen, lehnte es ab, sich dem Grauen zu stellen. So mussten sich die unzähligen unschuldigen Frauen gefühlt haben, die verbrannt wurden, einfach weil sie jemand aus dem Weg räumen wollte.
    Sie lag auf dem Rücken auf einer weichen Unterlage. Hatte man sie auf einen Tisch gebunden, um sie zu foltern? Sie riss die Lider auf und fuhr mit dem Oberkörper hoch, wünschte sich augenblicklich, sie hätte es nicht getan. Der Schmerz erwachte schreiend zum Leben, raste durch ihre Nervenbahnen und zerrte mit stumpfen Zähnen an jeder Muskelfaser.
    Das gedämpfte Licht erhellte einen kleinen Raum, in dem es außer der Pritsche, auf der sie lag, eine Toilette und ein Waschbecken gab.
    Eine dicke Decke lag auf ihr, und sie trug ein langes Nachthemd. Ihre Handgelenke waren bandagiert, ebenso wie ihre Fußgelenke. Neben der Pritsche stand eine Wasserflasche auf dem Boden. Sie griff danach und war kaum in der Lage, den Schraubverschluss zu öffnen.
    Was, wenn das Wasser vergiftet war?
    So einfach machen sie es dir nicht. Du wirst keinen gnädigen Tod erleiden.
    Aileen brauchte mehrere Anläufe, bis sie es schaffte, die Plastikflasche so ruhig zu halten, dass sie trinken konnte. Lindernd lief die Kühle ihre Kehle hinunter. Sie musste unglaublich geschrien haben, denn ihr Hals war rau und brannte. Wer hasste sie mit einer Inbrunst, dass er alles unternahm, um sie aus dem Weg zu räumen? Oder steckte etwas anderes dahinter? Sie war so schwach, es gelang ihr nicht, sich richtig hinzusetzen. Sie hob das Nachthemd am runden Ausschnitt an und starrte auf die Verbrennungen, die die Teaser hinterlassen hatten.
    Ob sie Lior noch einmal wiedersehen würde, ehe der Hohe Rat sie hinrichtete? Wollte er sie sehen?
    Hab keine Angst, Aileen, du wirst nicht hier sterben. Lior wird kommen, um dich zu retten. Er liebt dich und nur dich wie eine Geliebte, einen Seelenpartner. Er hat sich vorhin von Kendra verabschiedet, ein letzter Kuss von zwei einsamen Seelen.
    Die Stimme war ein sanftes, kühles Wispern, das sich um sie drapierte wie ein beschützender Kokon, bis die Ketten der Beklemmung sich lockerten und sie einen befreiten Atemzug nahm.
    Die Luft vor ihr schimmerte, und ein Schemen materialisierte sich in der Zelle, legte eine durchsichtige Hand auf ihre Stirn, und das Marbhadairzeichen pulsierte schwach. Diesmal schmerzte es nicht, und sie spürte die Kraft, die es ihr gab, bis zu ihren Zehenspitzen.
    Nicht die Marbhadair kontrolliert dich, sondern du kontrollierst die Marbhadair. Das darfst du niemals vergessen.
    Die Gestalt löste sich auf, doch die neu erwachte Stärke in Aileen verblieb. Sie hörte Schritte, die sich wie ein unheilvoller Rhythmus der Tür näherten. Aileen vermochte sich nicht zu helfen, ihr Herzschlag beschleunigte sich, bis er in ihren Ohren gellte.
    Sie setzte sich auf den Bettrand, spielte für einen Sekundenbruchteil mit dem Gedanken, sich hinzustellen. Aber sie misstraute ihren Beinen.
    Und wie froh sie war, dass sie saß, als sie erblickte, was durch die Tür schlenderte.

Kapitel 14
     
    Rovellas vanillefarbenes Haar umfloss das hübsche ovale Gesicht wie ein schimmernder Wasserfall. Das erste Mal seit Ewigkeiten blickten ihre purpurnen Augen Lior nicht mit loderndem Zorn an, sondern mit Verständnis und Mitleid. Rovella fasste nach seiner Hand, drückte sie beruhigend.
    „Der Dolch, der in dem Torso steckt, ist nicht die Klinge des Mitternachtserwachens. Es ist eine fast perfekte Fälschung, aus dem gleichen Stahl geschmiedet. Das werde ich vor den Tuatha de Danann bezeugen. Auch sie können mein Wort nicht ignorieren. Wer außer dir und Aileen hat die Klinge berührt, nachdem Babylonus sie der Marbhadair überreicht hat?“
    „Eine von den Donas aus Babylonus’ Palast … Malina.“
    Wie hatte er nur eine Sekunde lang glauben können, dass Aileen zu solch einer grauenvollen Tat fähig wäre?
    „Da hast du die Antwort, Söldner. Wir statten den Tuatha de Danann einen Besuch ab, doch vorher sollten wir uns mit dem König der Dämonen besprechen.“
    Lior presste die Lippen aufeinander. Babylonus wusste, was in seinem Reich vorging, daher glaubte er nicht an Zufall. Der Dämon hatte Malina eine Falle gestellt, und sie war kopfüber hineingesprungen. Lior war

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