Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
löste eine Fahrkarte nach Kirstenslot. Sie fühlte sich in Hochstimmung: Es war ihr gelungen, Flemming abzuschütteln!
    Außer ihr selbst befand sich nur noch ein einziger Mensch auf dem Bahnsteig: eine attraktive Frau mit einer himmelblauen Baskenmütze.
    M it großer Vorsicht näherte sich Harald der Kirche. Ein kurzer Regenschauer war niedergegangen, und das Gras war noch nass, doch der Regen hatte schon wieder aufgehört. Eine leichte Brise trieb die Wolken übers Firmament, und durch die Lücken zwischen ihnen schien immer wieder hell der drei viertel volle Mond. Der Schatten, den der Glockenturm warf, kam und ging mit seinem Licht.
    In der näheren Umgebung waren Harald keine fremden Wagen aufgefallen, doch darauf wollte er sich nicht verlassen. Wenn ihn die Polizei tatsächlich in eine Falle locken wollte, dann hatte sie ihre Fahrzeuge sicher gut versteckt.
    In dem verfallenen Kloster brannte nirgendwo ein Licht. Es war Mitternacht, und die Soldaten lagen alle im Bett bis auf zwei: der Wachposten im Park vor dem Kantinenzelt und der Dienst habende Tierpfleger im Pferdehospital.
    Vor der Kirche blieb Harald stehen und lauschte. Im Kreuzgang schnaubte ein Pferd. Mit äußerster Vorsicht stieg er auf den Klotz und spähte durch das Fenster.
    Nur verschwommen konnte er im schwachen Widerschein des Mondlichts die Umrisse des Rolls-Royce und der Hornet Moth erkennen. Es war ohne weiteres denkbar, dass drinnen jemand auf der Lauer lag.
    Dann hörte er ein ersticktes Ächzen und Grunzen und kurz darauf einen dumpfen Schlag. Eine Minute später wiederholten sich die Geräusche. Harald vermutete, dass sie von Hansen kamen, der sich von seinen Fesseln zu befreien suchte. Wenn der Dorfpolizist noch im Kofferraum lag, so hieß das, dass Peter und die Jespersen noch nicht da waren. Und damit hatten er und Karen noch immer die Chance, mit der Hornet Moth zu entkommen.
    Er schlüpfte durchs Fenster und tappte über die Steinfliesen zum Flugzeug. Mit der Taschenlampe aus dem Cockpit leuchtete er in alle Richtungen. Nein, hier in der Kirche hielt sich niemand versteckt.
    Er öffnete den Kofferraum des Rolls-Royce. Hansen lag gefesselt und geknebelt an Ort und Stelle. Harald überprüfte die Knoten. Sie saßen alle fest, und er machte den Kofferraumdeckel wieder zu.
    Da flüsterte es laut: »Harald! Bist du das?«
    Er richtete den Strahl der Taschenlampe auf das Fenster und sah Karen hereingucken.
    Sie war in einem Krankenwagen nach Hause gebracht worden, und ihre Eltern hatten sie begleitet. Noch im Theater hatte sie Harald unter vier Augen versprochen, sich nach ihrer Rückkehr so bald wie möglich aus dem Haus zu stehlen und zu ihm in die Kirche zu kommen – vorausgesetzt, die Luft war rein.
    Er knipste die Taschenlampe aus und öffnete das Portal, damit Karen hereinhinken konnte. Sie trug eine Wolldecke bei sich und hatte sich einen Pelzmantel um die Schultern gehängt. Sanft nahm Harald sie in die Arme und drückte sie an sich, wobei er darauf achtete, ihrem verletzten Arm in der Schlinge nicht wehzutun. Einen Moment lang genoss er die Wärme ihres Körpers und den Duft ihres Haars.
    Dann wandte er sich wieder praktischen Dingen zu. »Wie fühlst
    du dich?«
    »Mir tut alles höllisch weh, aber das werde ich schon überleben.«
    Sein Blick fiel auf den Pelzmantel. »Frierst du?«
    »Jetzt noch nicht, aber in fast zwei Kilometern Höhe über der Nordsee bestimmt. Die Wolldecke ist für dich.«
    Er klemmte sich die Decke unter den Arm, fasste nach Karens unverletzter linker Hand und hielt sie fest. »Bist du wirklich bereit?«
    »Ja.«
    Er gab ihr einen sanften Kuss. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Wirklich? Das hast du mir noch nie gesagt.«
    »Das weiß ich – und ich sag‘s dir jetzt für den Fall, dass ich diese Reise nicht überlebe: Du bist zehnmal besser als alle anderen Männer, die mir je begegnet sind. Du bist gescheit, aber nicht eingebildet. Du bist sanft und lieb, hast aber genug Mut für eine ganze Armee.« Sie strich ihm übers Haar. »Irgendwie siehst du auf deine komische Art sogar ganz gut aus. Was könnte ich mir sonst noch wünschen?«
    »Manche Mädchen legen Wert darauf, dass der Mann gut angezogen ist.«
    »Absolut richtig! Aber das kriegen wir auch noch hin.«
    »Ich würde dir ja gerne erzählen, warum ich dich liebe, aber wir müssen jede Minute mit dem Eintreffen der Polizei rechnen.«
    »Schon gut, ich weiß ja, warum du mich liebst: Weil ich so wundervoll bin.«
    Harald

Weitere Kostenlose Bücher