Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
dann ein drittes Mal. Schließlich versetzte er ihn heftig in Schwung und trat geschmeidig zurück.
    Nichts geschah.
    Er fluchte. Für Pannen dieser Art hatten sie keine Zeit.
    Er wiederholte die Prozedur. Irgendetwas, dachte er dabei, hat eben, als ich den Propeller gedreht habe, nicht gestimmt. Verzweifelt versuchte er sich zu erinnern, was das war.
    Wieder sprang der Motor nicht an.
    Blitzartig kehrte die Erinnerung zurück, und Harald wusste, was fehlte: Es klickte nicht, wenn er den Propeller drehte. Er entsann sich, dass Karen ihm gesagt hatte, der Klick wäre der Startimpuls: Ohne Klick kein Zündfunke.
    Er lief zu ihrem Fenster. »Es klickt nicht!«, sagte er.
    »Magnet hakt«, erwiderte sie ruhig. »Das passiert oft. Mach die rechte Motorhaube auf. Da siehst du den Anlasser zwischen Magnet und Motor. Schlag mal mit einem Stein dagegen, das hilft normalerweise.«
    Harald klappte die rechte Seite der Motorhaube auf und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Der Anlasser war ein flacher Metallzylinder. Harald suchte den Boden um seine Füße herum ab: nirgends ein Stein. »Gib mir irgendwas aus der Werkzeugtasche«, sagte er zu Karen.
    Sie fand die Tasche, reichte ihm einen Schraubenschlüssel, und Harald schlug damit gegen den Anlasser.
    Hinter ihm brüllte eine Stimme: »Hören Sie auf damit! Sofort!«
    Harald drehte sich um und sah Hauptmann Kleiss in Uniformhosen und Schlafanzugjacke. Mit großen Schritten kam er über den Vorplatz auf ihn zu. Leo folgte ihm dicht auf den Fersen. Kleiss war unbewaffnet, doch Leo hatte ein Gewehr.
    Harald stopfte den Schraubenschlüssel in die Hosentasche, schloss die Motorhaube und drehte wieder am Propeller.
    »Zurücktreten vom Flugzeug!«, brüllte Hauptmann Kleiss. »Das ist ein Befehl!«
    Plötzlich erklang Karens Stimme. »Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!«
    Harald sah, dass sie den Arm aus dem Fenster streckte und Hansens Pistole auf Kleiss richtete.
    Kleiss blieb stehen und Leo ebenfalls.
    Ob Karen überhaupt wusste, wie man das Ding abfeuerte, konnte Harald nicht sagen – aber dasselbe galt natürlich auch für Kleiss.
    »Lass das Gewehr fallen, Leo«, befahl Karen.
    Leo gehorchte.
    Harald griff nach dem Propeller und drehte ihn.
    Es gab einen lauten, zutiefst befriedigenden Klick.
    Peter Flemming fuhr mit Tilde Jespersen auf dem Beifahrersitz Hermia voraus zum Schloss. »Wir parken außer Sichtweite und beobachten sie«, sagte er.
    »Gut.«
    »Wegen dem, was auf Sande.«
    »Sprich bitte nicht mehr darüber.«
    Er unterdrückte seinen Zorn. »Was, nie wieder?«
    »Nie wieder.«
    Am liebsten hätte er sie erwürgt.
    Im Scheinwerferlicht wurde ein kleines Dorf mit einer Kirche und einem Wirtshaus sichtbar. Direkt hinter dem Dorf erreichten sie eine herrschaftliche Toreinfahrt.
    »Es tut mir Leid, Peter«, sagte Tilde. »Ich habe einen Fehler gemacht. Es ist aus und vorbei. Lass uns Freunde und Kollegen bleiben.«
    Er hatte das Gefühl, dass es nichts mehr gab, was ihn noch rühren konnte. »Ach, zur Hölle!«, sagte er und bog in die Zufahrt zum Schloss ein.
    Rechts von der Auffahrt lag die Klosterruine. »Da stimmt was nicht«, sagte Tilde. »Die Kirchentür steht sperrangelweit offen.«
    Flemming hoffte auf einen aktiven Einsatz, um nach Tildes Zurückweisung auf andere Gedanken zu kommen. Er hielt an und stellte den Motor ab. »Schauen wir mal nach.« Er nahm eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach.
    Sie stiegen aus und gingen in die Kirche. Flemming hörte ein ersticktes Grunzen und einen dumpfen Schlag. Die Geräusche schienen aus dem Rolls-Royce zu kommen, der aufgebockt in der Mitte des Raumes stand. Er öffnete den Kofferraumdeckel, und der Lichtstrahl der Taschenlampe fiel auf einen gefesselten und geknebelten Polizisten.
    »Ist das dieser Hansen?«, fragte er.
    »Das Flugzeug ist nicht mehr da!«, rief Tilde.
    Im gleichen Moment hörten sie irgendwo einen Flugzeugmotor starten.
    Die Hornet Moth erwachte dröhnend zum Leben und schien sich vorzubeugen vor lauter Begeisterung, dass es endlich losgehen sollte.
    Mit schnellen Schritten ging Harald auf Kleiss und Leo zu. Er hob das Gewehr auf und hielt die beiden mit einer drohenden Gebärde in Schach, wobei die Selbstsicherheit, mit der er auftrat, ganz und gar nicht seinen persönlichen Empfindungen entsprach. Rückwärts gehend näherte er sich wieder der Maschine, umrundete den kreiselnden Propeller, riss die linke Tür auf und warf das Gewehr auf die Gepäckablage hinter den Sitzen.
    Er kletterte

Weitere Kostenlose Bücher