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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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durchgemacht habt. Was für ein Flug!«
    »Ich bin sehr stolz auf Sie alle, die Sie hier am Tisch sitzen«, sagte Digby, und Harald dachte: So verliebt, wie er Hermia anschaut, ist er auf sie besonders stolz.
    Digby Hoare sah auf seine Uhr. »Und jetzt haben wir einen Termin bei Winston Churchill.«
    Als sie Whitehall überquerten, gab es Fliegeralarm. Die Begegnung mit dem Premierminister fand daher in den unterirdischen Katakomben statt, in denen das Kriegskabinett tagte.
    Churchill saß an einem kleinen Schreibtisch in einem engen Büro. An der Wand hinter ihm hing eine große Europakarte, an einer anderen stand ein schmales, mit einer grünen Steppdecke bedecktes Bett. Churchill trug einen Anzug mit Kreidestreifen, hatte allerdings das Jackett ausgezogen. Dennoch sah er aus wie aus dem Ei gepellt.
    »So, Sie sind also die junge Dame, die in einer Tiger Moth die Nordsee überquert hat«, sagte er zu Karen und schüttelte ihre linke Hand.
    »In einer Hornet Moth«, verbesserte sie ihn. Die Tiger Moth war ein offenes Flugzeug. »In einer Tiger Moth waren wir wahrscheinlich erfroren.«
    »Ach ja, natürlich.« Churchill wandte sich an Harald. »Und Sie sind demnach der junge Mann, der den Bomberstrom erfunden hat.«
    »Das war so ein Gedanke, der sich aus einer Diskussion heraus ergab«, antwortete Harald, dem das Lob eher peinlich war.
    »Das ist nicht die Version, die mir berichtet wurde, aber Ihre Bescheidenheit ehrt Sie.« Churchills Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Hermia. »Und Sie haben diese ganze Geschichte organisiert. Madam, Sie sind zwei Männer wert.«
    »Danke, Sir«, sagte Hermia, obwohl Harald an ihrem hintergründigen Lächeln erkannte, dass sie von diesem Kompliment nicht viel hielt.
    »Mit Ihrer Hilfe haben wir Hitler gezwungen, Hunderte von Kampfflugzeugen von der russischen Front abzuziehen, um sie zur Verteidigung seines Kernlands einzusetzen. Und was Sie interessieren wird: Unter anderem aufgrund dieses Erfolgs habe ich heute ein Kooperationsabkommen mit der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken unterzeichnet. England steht nicht länger allein. Eine der stärksten Mächte dieser Welt steht auf unserer Seite. Russland mag angeschlagen sein – geschlagen ist es noch lange nicht.«
    »Mein Gott«, sagte Hermia.
    »Es steht morgen in allen Zeitungen«, murmelte Digby.
    »Und was haben die beiden jungen Leute als Nächstes vor?«, fragte Churchill.
    »Ich möchte zur Royal Air Force!«, antwortete Harald schnell. »Ich mochte richtig fliegen lernen und dann bei der Befreiung meiner Heimat helfen.«
    Churchill wandte sich an Karen: »Und Sie?«
    »So was Ähnliches. Kampfpilotin wird man mich sicher nicht werden lassen, obwohl ich viel besser fliegen kann als Harald. Aber ich mochte trotzdem zur Air Force, wenn das möglich ist.«
    »Nun«, sagte der Premierminister, »wir hatten Ihnen da auch noch eine Alternative anzubieten.«
    Harald war überrascht.
    Churchill nickte Hermia zu, und die sagte: »Wir möchten, dass ihr beide wieder nach Dänemark zurückkehrt.«
    Damit hatte Harald nun am allerwenigsten gerechnet. »Zurückkehren?«, fragte er ungläubig.
    »Vorher würdet ihr bei uns eine gründliche Ausbildung machen, ein halbes Jahr lang. Ihr würdet lernen, mit Funkgeräten und Codes umzugehen, im Umgang mit Waffen und Sprengstoffen geschult werden und so weiter.«
    »Und wozu soll das dienen?«, fragte Karen.
    »Wenn ihr so weit seid, springt ihr, versehen mit Sendern, Waffen und falschen Papieren, mit dem Fallschirm über Dänemark ab. Eure Mission wurde dann bestehen, eine neue Widerstandsbewegung zu gründen, die die Mitternachtsfalken ersetzt.«
    Haralds Herz schlug schneller. Das war eine bedeutende Aufgabe. »Ich wollte eigentlich unbedingt Flieger werden«, sagte er, obgleich er an dem Vorschlag durchaus Gefallen fand: Die neue Aufgabe war mit Sicherheit noch spannender – und noch gefährlicher.
    »Ich habe Tausende von jungen Leuten, die Flieger werden wollen«, warf Churchill in entschiedenem Ton ein. »Aber bisher haben wir keinen Menschen gefunden, der in der Lage wäre, das zu tun, worum wir Sie jetzt bitten. Sie sind einzigartig. Sie sind Dänen, kennen das Land, sprechen die Sprache – und Sie haben außerordentlichen Mut und enormen Erfindungsgeist an den Tag gelegt. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wenn Sie es nicht schaffen, schafft es niemand.«
    Gegen Churchills Willenskraft anzugehen war schwer – und Harald gestand sich ein, dass er es eigentlich auch gar

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