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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Harald hätte sie gerne wieder ausgerichtet und damit seine alte Sicherheit zurückgewonnen. Poul schien jedoch seine Gedanken zu lesen – vielleicht dachten aber auch alle Flugschüler an diesem Punkt das Gleiche. Jedenfalls sagte er: »Weiter, weiter, du machst das ganz gut!«
    Die Schräglage kam Harald gefährlich steil vor. Dennoch hielt er den vorgegebenen Kurs, achtete darauf, dass die Nase oben blieb und prüfte alle paar Sekunden den Wendezeiger. Aus dem Augenwinkel sah er auf der Straße unten einen Bus vorbeifahren, der sich an den dramatischen Ereignissen über ihm nicht zu stören schien und schon gar nicht die Gefahr erkannte, dass plötzlich ein Jansborg-Schüler vom Himmel fallen und sich auf seinem Dach zu Tode stürzen könnte.
    Als er drei Viertel eines Kreises durchflogen hatte, sagte Poul endlich: »Ausrichten!«
    Erleichtert zog Harald den Steuerknüppel nach rechts, und das Flugzeug richtete sich wieder auf.
    »Pass auf den Wendezeiger auf!«
    Der Zeiger war nach links gewandert. Harald drückte die Ruderpedale mit dem linken Fuß herunter.
    »Kannst du das Flugfeld sehen?«
    Zunächst erkannte Harald unter sich nur ein sinnloses Muster aus mit Gebäuden punktierten Feldern. Er hatte keine Ahnung, wie das Flugfeld von oben aussah.
    Poul half ihm. »Eine Reihe langer, weißer Gebäude neben einem hellgrünen Feld. Schau mal links neben dem Propeller.«
    »Jetzt sehe ich es.«
    »Das ist unsere Richtung. Das Flugfeld muss links neben der Nase bleiben.«
    Bis jetzt hatte Harald noch keinen einzigen Gedanken auf den Kurs verschwendet, dem sie folgten. Die Maschine gerade zu halten, hatte seine volle Aufmerksamkeit beansprucht. Nun musste er alles, was er bereits gelernt hatte, mit der Aufgabe verbinden, die Maschine wieder zum Flugplatz zurückzubringen. Es war immer ein Punkt zu viel, an den man denken musste.
    »Du steigst«, sagte Poul. »Gashebel zwei Zentimeter zurück, und bring uns auf dreihundert Meter runter, immer näher an die Gebäude ran.«
    Harald überprüfte den Höhenmesser und erkannte, dass die Maschine inzwischen tatsächlich auf sechshundert Meter gestiegen war. Als er das letzte Mal nachgesehen hatte, waren es noch fünfhundert Meter gewesen. Er nahm den Gashebel zurück und schob den Steuerknüppel vor.
    »Nase ein bisschen weiter runter«, sagte Poul.
    Harald hatte das Gefühl, die Maschine rase senkrecht auf den Boden zu, zwang sich aber, den Steuerhebel weiter nach vorn zu schieben.
    »Gut«, sagte Poul.
    Bei dreihundert Metern Flughöhe lag der Stützpunkt direkt unter ihnen.
    »Mach eine Linkskurve um den See herum und bring uns in eine Linie mit der Rollbahn«, befahl Poul.
    Harald beendete den Sinkflug und überprüfte den Wendezeiger. Als die Maschine den See überquert hatte und parallel zum jenseitigen Ufer flog, bewegte er den Steuerknüppel nach links. Dieses Mal war die Angst davor, gleich aus dem Cockpit zu fallen, nicht mehr so groß.
    »Pass auf den Wendezeiger auf.«
    Er hatte es einfach vergessen. Er korrigierte mit dem Fuß und brachte die Maschine herum.
    »Gas drei Zentimeter zurück.«
    Harald zog den Hebel zurück, und das Motorengeräusch wurde abrupt tiefer.
    »Zu viel.«
    Harald schob den Hebel ein kleines Stück vor.
    »Nase runter.«
    Harald schob den Steuerknüppel vor.
    »Richtig. Aber denk an die Rollbahn.«
    Harald bemerkte, dass er vom Kurs abgekommen war und auf die Hangars zuhielt. Er legte die Maschine in eine leichte Kurve, korrigierte mit dem Ruder, und sie flogen wieder in einer Linie mit der Startbahn. Dafür waren sie wieder zu hoch.
    »Von hier an übernehme ich«, sagte Poul.
    Harald hatte schon geglaubt, dass Poul ihm auch eine Landung zutraute, doch dazu reichten seine Fähigkeiten offensichtlich noch nicht. Er war enttäuscht.
    Poul zog den Gashebel zurück auf Leerlauf. Das Motorgeräusch erstarb fast völlig, und Harald beschlich das beunruhigende Gefühl, dass es nun nichts mehr gab, was das Flugzeug daran hinderte, wie ein Stein zu Boden zu fallen. In Wirklichkeit segelte es gleichmäßig auf die Rollbahn zu. Ein paar Sekunden vor dem Aufsetzen nahm Poul den Steuerknüppel zurück. Das Flugzeug schien nur wenige Zentimeter über dem Erdboden zu schweben. Harald spürte, dass sich die Ruderpedale jetzt, wo die Maschine zu dicht am Boden war, um die Tragflächen noch zu kippen, permanent bewegten. Plötzlich gab es einen Ruck: Die Räder und der Sporn hatten den Boden berührt.
    Poul verließ die Piste und steuerte auf die

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