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Mitternachtsfalken: Roman

Titel: Mitternachtsfalken: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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auf diesem neuen deutschen Stützpunkt in Sande gearbeitet«, sagte er beiläufig.
    »Ja.«
    »Und was war das für eine Arbeit?«
    »Hilfsarbeiten, sonst nichts – Löcher bohren, Zement mischen, Ziegelsteine schleppen.«
    Paul überprüfte das Höhenruder am Schwanz des Flugzeugs. »Weißt du, was die Deutschen mit diesem Stützpunkt bezwecken?«
    »Damals wusste ich es nicht, denn die dänischen Arbeiter wurden nach der Fertigstellung der Grundmauern ja alle entlassen und durch deutsches Personal ersetzt. Inzwischen bin ich mir aber ziemlich sicher, dass es sich um eine Art Funkstation handelt.«
    »Richtig, so was Ähnliches hast du letztes Mal erwähnt. Aber woher weißt du das jetzt?«
    »Ich hab die Anlage gesehen.«
    Poul sah ihn scharf an, und Harald wurde klar, dass hinter der Befragung mehr steckte, als er anfangs vermutet hatte. »Kann man die denn von draußen sehen?«, wollte Poul wissen, »Nein. Der Stützpunkt ist eingezäunt und wird bewacht. Die Funkanlage ist durch Bäume abgeschirmt und kann nur von der Seeseite her gesehen werden. Der Strand ist an dieser Stelle aber gesperrt.«
    »Und wie hast du die Anlage dann sehen können?«
    »Ich wollte nach Hause und hatte es furchtbar eilig. Ich hab den kürzesten Weg genommen – über das Gelände des Stützpunkts.«
    Poul kauerte hinter dem Steuerruder und überprüfte den Schleifsporn. »Und was hast du dabei gesehen?«
    »Eine riesige Antenne – die größte, die du dir vorstellen kannst, vielleicht zwölf oder dreizehn Quadratmeter groß, auf einem rotierenden Sockel.«
    Der Flugwart, der die Maschine auftankte, unterbrach ihr Gespräch. »Fertig, wenn der Herr Leutnant so weit ist!«
    »Bereit zum Start?«, fragte Poul Harald.
    »Vorne oder hinten?«
    »Der Flugschüler sitzt immer hinten.«
    Harald kletterte hinein. Er musste sich auf den Schalensitz stellen und sich von oben auf ihn herunterlassen. Das Cockpit war eng. Er fragte sich, wie dicke Piloten da hineinpassten, bis ihm einfiel, dass es gar keine dicken Piloten gab.
    Weil die Nase nach oben zeigte und das Leitwerk auf dem Boden auflag, konnte Harald vor sich nur den klaren blauen Himmel sehen. Um den Boden vor der Maschine zu erkennen, musste er sich seitwärts hinauslehnen.
    Er setzte die Füße auf die Ruderpedale, ergriff mit der rechten Hand den Steuerknüppel, bewegte ihn hin und her und sah, dass die Querruder seinem Befehl folgten. Mit der linken Hand berührte er den Gashebel und den Trimmhebel.
    Gleich außerhalb seines Cockpits befanden sich zwei kleine Knöpfe, die er für die doppelten Magnetschalter hielt.
    Poul beugte sich hinein, um Haralds Sicherheitsgurte zu befestigen. »Diese Flugzeuge sind Ausbildungsmaschinen«, sagte er. »Deshalb haben sie alle Steuerelemente doppelt. Wenn ich fliege, lass Hände und Füße locker auf Steuerknüppel, Gashebel und Pedalen und fühle einfach nach, wie ich sie bediene. Ich sag dir dann, wann du übernehmen kannst.«
    »Wie reden wir miteinander?«
    Poul deutete auf ein Y-förmiges Gummirohr, das wie das Stethoskop eines Arztes aussah. »Das funktioniert wie die Flüstertüte auf einem Schiff.« Er zeigte Harald, wie man die Enden an den Kopfhörern in seinem Flughelm befestigte. Das untere Ende des Ypsilons wurde in eine Aluminiumröhre gesteckt, die zweifellos ins vordere Cockpit führte. Ein anderer Schlauch mit einem Mundstück diente zum Sprechen.
    Poul kletterte auf den Vordersitz. Einen Augenblick später hörte Harald seine Stimme durch das Sprachrohr. »Kannst du mich hören?«
    »Laut und deutlich!«
    Der Flugwart stand links von der Maschine. Es begann ein Dialog in Rufen: Der Wart rief Poul etwas zu, und Poul rief seine Antwort zurück.
    »Startklar?«
    »Startklar.«
    »Sprithahn auf, Magnete aus, Gashebel aus?«
    »Sprithahn auf, Magnete aus, Gashebel aus!«
    Harald hatte erwartet, dass der Wart nun den Propeller drehen würde. Der Mann aber begab sich auf die rechte Seite der Maschine, öffnete die Haube im Rumpf und betätigte die Kraftstoffpumpe im Motor. Dann schloss er die Haube wieder und kehrte zur Nase des Flugzeugs zurück.
    »Ansaugen«, sagte er, griff nach oben und zog den Propellerflügel herunter. Das tat er insgesamt viermal. Harald folgerte daraus, dass die Prozedur dazu diente, Treibstoff in die Zylinder zu pumpen.
    Der Flugwart langte über den unteren Flügel und knipste die kleinen Magnetschalter vor Haralds Cockpit an. »Gashebel gesetzt?«
    Harald spürte, wie der Gashebel unter seiner Hand etwa

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