Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsfantasie

Mitternachtsfantasie

Titel: Mitternachtsfantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Sala
Vom Netzwerk:
Ich werde schon keine Liebesdienste als Bezahlung verlangen.“ Er grinste schief.
    Amelia erinnerte sich nur zu deutlich an die letzte Nacht und senkte verlegen den Blick.
    Tyler seufzte. Er wünschte, sie würde sich endlich dazu durchringen, ihm die Wahrheit zu sagen. „Vergiss es, Schatz“, sagte er und nahm ihre Hand. „Warum kommst du nicht mit nach draußen? Ich will, dass du siehst, was die Männer tun. David räumt den umgestürzten Baum weg, Elmer ersetzt das zerbrochene Fenster, und jemand von der Versicherung ist auf dem Dach und begutachtet den Schaden dort.“
    Amelia folgte ihm. Was sollte sie auch sonst tun? Offenbar hatte Tyler an alles gedacht. Dann fiel ihr etwas ein.
    „Warte. Ich will im Krankenhaus anrufen und fragen, wie es Tante Witty geht.“
    „Ich warte draußen. Komm, wenn du fertig bist.“
    Amelia wählte und wartete dann nervös darauf, verbunden zu werden. Sie konnte es nicht fassen, dass Tyler und sie sich geliebt hatten und dass sie danach geschlafen hatte, als gäbe es für sie überhaupt keine Pflichten. Dann dachte sie daran, dass er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte, dass sie ihm ihre Liebe aber nicht gestanden hatte. Sie konnte es einfach nicht, solange sie ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Lieber Himmel, wie war sie bloß in so eine Zwickmühle geraten? Amelia kaute auf ihrer Unterlippe herum und fragte sich, warum sie so müde und deprimiert war. Am liebsten wäre sie wieder mit Tyler ins Bett gekrochen und nie wieder herausgekommen.
    Die Tatsache, dass sie mitten in der Nacht durch die halbe Stadt gelaufen war, um Hilfe für die alten Damen zu holen, war Grund genug für ihre Müdigkeit, aber Amelia hatte sich so viele Jahre aufgeopfert, dass sie nun nicht mehr akzeptieren konnte, dass auch ihrer Kraft Grenzen gesetzt waren.
    Endlich meldete sich jemand am Telefon.
    „Tante Witty, bist du das?“
    „Natürlich“, fuhr Wilhemina sie an. „Wer sollte sonst in meinem Zimmer an den Apparat gehen? Und warum bist du nicht hier?“
    Amelia seufzte, dann lächelte sie. Das war wieder ihre gewohnte Tante Witty. „Weil ich gerade erst aufgewacht bin.“ Sie grinste noch mehr, als ihre Tante sofort zu schimpfen begann. „Tante Witty, bitte hör mir mal eine Minute zu. Ich komme sobald wie möglich, okay? Im Moment blockiert ein Baum die Einfahrt, jemand von der Versicherung ist hier, und eines unserer Fenster wird gerade repariert. Sobald sie alle weg sind, komme ich.“
    Wilhemina sank in ihre Kissen. Sie begriff, dass ihre Nichte recht hatte. Sie hasste es einfach nur, an einem fremden Ort zu sein, wo Leute, die sie nie zuvor gesehen hatte, an ihr herumfummelten.
    „Na gut“, murmelte sie. „Wie geht es Rosemary? Du weißt, dass sie ohne meine Hilfe nie etwas entscheiden kann.“
    Amelia wusste, dass sich vor Wilhemina Beauchamp sowieso nichts verbergen ließ. „Sie hat gekocht.“
    Wilhemina schnappte nach Luft. „Du lieber Himmel. Lass sie bloß nicht allein im Haus, wenn du herkommst, um mich zu holen. Bring sie mit, sonst haben wir hinterher kein Dach mehr über dem Kopf.“
    „Ja, Ma’am.“ Amelia hörte draußen einen Mann laut lachen. Offenbar hatte sie Tante Rosemary zu lange mit den Männern allein gelassen. „Ich sollte besser Schluss machen, Tante Witty. Tante Rosie ist draußen bei den Arbeitern. Wir sehen uns bald.“
    „Nicht bald genug“, murmelte Wilhemina.
    „Ich weiß, Tante Witty. Ich liebe dich. Pass auf dich auf.“
    „Ich liebe dich auch“, sagte Wilhemina, obwohl die Verbindung bereits unterbrochen war. „Bisher wusste ich nicht, wie sehr.“
    Wilhemina legte auf und lehnte sich zurück. Sie erinnerte sich nur bruchstückhaft an die vergangene Nacht, aber sie wusste, dass es ohne Amelia keinen Krankenwagen gegeben hätte, und dass niemand sich um Rosemary und das Haus gekümmert hätte. Was sollten sie nur ohne Amelia tun? Wenn Tyler Savage ihnen ihre Nichte wegnahm, was sollte dann aus ihnen werden?
    Es war ein eigennütziger Gedanke, und Wilhemina hätte niemals zugegeben, dass sie egoistisch war. Sie ging regelmäßig in die Kirche und meldete sich immer freiwillig, wenn es um wohltätige Dienste ging. Sie hatte auf ein eigenes Leben verzichtet und alles abgewehrt, das etwas an ihrem Leben hätte ändern können, um sich um Rosemary zu kümmern und später um Amelia – und weil sie Angst gehabt hatte.
    Effie drückte Maurice an ihre Brust und beobachtete die Geschehnisse auf der anderen Seite der Straße. Sie hätte alles

Weitere Kostenlose Bücher