Mitternachtsmorde
gesteckt worden war?«
»Es gab wichtigere Storys. Nach dem Selbstmord des Coach hatte ich das total vergessen.«
»Hatte Coach Easley Verwandte in der Gegend, an die Sie sich erinnern können?« Knox lehnte sich zurück und zeigte mit seiner Körperhaltung, dass er es nicht eilig hatte, dass er nichts Wichtiges vorhatte. Nikita musste sich gleichfalls zurücklehnen, weil sie andernfalls auf der durchsackenden Couch auf seinen Schoß gepurzelt wäre.
»Glaube nicht. Die beiden waren aus Cincinnati hergezogen, als er eingestellt wurde.«
»Waren Sie eng mit ihm befreundet?«
»Eng genug, hätte ich gedacht. Er hat Zeit für mich gehabt und mit mir geredet, wenn ich eine Story brauchte. Aber wir waren keine Saufkumpane, wenn Sie darauf rauswollen.«
»Hatte er einen Saufkumpan? Oder Alkohol probleme ?«
»Soweit ich mich erinnere, hat er hin und wieder was getrunken. Aber er war definitiv kein Alkoholiker.«
»Wie sah es mit Freunden aus?«
»Mal sehen. Am dicksten war er mit dem Schulleiter … Wie hieß der noch?«
»Dale Chantrell.«
»Genau. Dale Chantrell. An den hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht. Der kam später an eine Schule in der Nähe von Louisville. Er und seine Frau Arah Jean – wenn Sie die Kleine je gesehen hätten, wüssten Sie, warum ich mir ihren Namen und nicht den seinen gemerkt habe – waren mit Howard und Lynn befreundet. Lynn war Howards Ex.«
In diesem Augenblick trat Mrs Browning in das beengte kleine Büro, beladen mit einem Silbertablett, auf dem eine Isolierkanne voller Kaffee, drei Tassen mit Untertassen, ein Sahnekännchen und ein Sortiment an Süßungsmittel – darunter echter Zucker – standen. Sie setzte das Tablett auf einem Papierstapel auf Max’ Schreibtisch ab. »Howard und Dale waren gut befreundet«, verkündete sie heiter. »Lynn konnte Arah Jean nicht ausstehen.«
»Danke«, sagte Knox und meinte den Kaffee. »Was hatte Mrs Easley gegen Mrs Chantrell?«
»Wie Max eben sagte, würden Sie das nicht fragen, wenn Sie Arah Jean je gesehen hätten. Sie war eine gut aussehende Frau und zeigte das nur allzu gern. Alles, was sie anzog, war eine Spur zu eng oder zu kurz oder zu tief ausgeschnitten. Zu viel Lippenstift, zu viel Mascara. Eine dieser Frauen.«
»Aber sie hatte auch eine Menge zu zeigen«, bemerkte Max, was seine Frau mit einem Hieb auf seinen Arm quittierte. »Also ehrlich!«
»Ich habe nie das Gegenteil behauptet. Den Schlag hast du dir verdient, weil ich zwar nicht erwarten kann, dass du blind wirst, sobald dir eine gut aussehende Frau zwei Neunzig-D-Körbchen unter die Nase schiebt, aber ich kann sehr wohl erwarten, dass du dich blind stellst« , wies ihn Mrs. Browning schroff zurecht.
Sichtlich erfreut, dass seine Frau immer noch eifersüchtig werden konnte, grinste Max sie an.
»Neunzig D, wie?«, fragte Knox.
Da das die angemessene Reaktion zu sein schien, schlug ihn Nikita auf den Arm. Fest.
»Das wird Sie lehren«, prustete Max los, der sich an Knox überraschter Miene ergötzte. Lächelnd verließ Mrs Browning den Raum.
»Ich bin nur froh, dass es mein Arm und nicht der Kiefer war«, sagte Knox. »Glauben Sie, dass zwischen Coach Easley und Arah Jean was lief?«
»Nein, so war sie zu allem, was Hosen trug. Das war nicht persönlich gemeint. Ich glaube nicht, dass Arah Jean fremd ging; dafür war sie zu schlau. Und Lynn war nicht die Art von Frau, die sich so was hätte bieten lassen; die wäre mit der Pferdepeitsche auf die beiden losgegangen. Die beiden Frauen wahrten die Höflichkeit, weil Howard und Dale so gut befreundet waren, aber mehr als Höflichkeit war da nicht.«
»Wissen Sie, wo Lynn heute lebt?«
»Kann ich nicht sagen. Seit der Beerdigung hab ich nichts mehr von ihr gehört oder gesehen. Dale Chantrell könnte es Ihnen vielleicht verraten, wenn Sie ihn irgendwo auftreiben können. Oder Edie Proctor.«
»Edie Proctor«, wiederholte Knox. »Die war damals Schulinspektorin.«
»Genau. Sie hatte Howard eingestellt. Das Schulkomitee müsste seine Bewerbung noch haben, aber wahrscheinlich liegt sie irgendwo im Keller bei den anderen alten Akten. Darin sind bestimmt auch seine nächsten Verwandten aufgeführt, nur müsste das wiederum Lynn sein, und von der hab ich Ihnen gerade erzählt.« Max sah sie neugierig an. »So. Und verraten Sie mir jetzt, warum Sie sich nach so vielen Jahren auf einmal für Howard Easley interessieren?«
»Es hat mit unseren Ermittlungen in dem Mord an Taylor Allen zu tun«, antwortete
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