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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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mit denen sie in ihrer Kindheit gespielt hatte. Sie war nett, naiv und, wie Kit bald feststellte, ein bisschen wirr im Kopf. Da sie die Niederlage ihrer glorreichen Konföderierten nicht verkraftete, gönnte sich Miss Dolly häufiger den kleinen Luxus, in die Vergangenheit der ersten Kriegstage abzudriften, da man sich quasi noch unbesiegbar wähnte.
    »Die Yankees!«, rief Miss Dolly, als die Kutsche schlingernd zum Halten kam. »Sie greifen uns an! Ach, du meine Güte… oh weh, oh weh…«
    Anfangs waren diese Ausfälle nervend gewesen, aber Kit hatte rasch erkannt, dass Miss Dolly ohne ihre kleine Macke mit dem Leben nicht mehr fertig geworden wäre.
    »Aber nein«, beschwichtigte Kit. »Ich hab die Kutsche angehalten. Ich möchte das letzte Stück laufen.«
    »Aber meine Liebe. Meine Liebe, das geht nicht. Wir sind von plündernden Truppen umstellt. Und Ihre zarte Haut…«
    »Keine Sorge, Miss Dolly. Wir treffen uns in ein paar Minuten vor dem Haus.«
    Kurz entschlossen sprang Kit aus der Kutsche und winkte den Kutscher weiter. Während das Gefährt davonzuckelte, kletterte sie auf einen grasbewachsenen Hügel, um die Aussicht zu genießen. Sie hob den Schleier und legte zum Schutz vor der Nachmittagssonne eine Hand über die Augen.
    Die Pflanzen standen seit schätzungsweise sechs Wochen. In Kürze würden sich die Knospen zu cremefarbigen, vierblättrigen Blüten entfalten, und dann käme die Baumwollernte. Nicht einmal unter der fachmännischen Führung ihres Vaters hatte Risen Glory so gut dagestanden. Die von den Yankees niedergebrannten Außengebäude waren erneuert worden, eine weiß getünchte Mauer umgab das Grundstück. Die gesamte Plantage machte einen gepflegten, einträglichen Eindruck.
    Ihr Blick glitt zu dem Haupthaus mit dem eleganten Bogenportal, aus dem man sie schon in frühester Jugend verbannt hatte. Die Farbe war noch genau wie früher, ein warmer Cremeton, vom diffusen Licht der untergehenden Sonne rosig überhaucht.
    Gleichwohl hatte sich einiges verändert. Das rote Schindeldach war erneuert worden, Läden und Fronttür mit einem frischen lackschwarzen Anstrich versehen. Selbst auf die Entfernung hin glänzten die Fensterscheiben blitzblank. Verglichen mit dem Ausmaß an Zerstörung und Verwüstung, das sie aus dem Zugabteil beobachtet hatte, war Risen Glory eine Oase der Schönheit und Ruhe.
    Die Instandsetzungen und Verbesserungen hätten sie erleichtern müssen. Stattdessen schwankte sie zwischen Ärger und Ablehnung. Immerhin war sie nicht gefragt worden, ob sie es so haben wollte! Sie zog den perlenbestickten Schleier über ihr Gesicht und strebte zum Haus.
    Dolly Calhoun wartete neben der Kutsche. Ihr faltiger Schmollmund bebte vor Rührung, dass sie endlich am Ziel angekommen war. Nach einem aufmunternden Lächeln schlängelte sich Kit durch die Gepäckstücke und bezahlte den Kutscher mit ihrem letzten Geld. Als er wieder losfuhr, fasste sie Miss Dollys Arm und half ihr die Eingangsstufen hinauf. Oben angelangt, betätigte Kit den Türklopfer aus massivem Messing.
    Das junge Dienstmädchen, das ihnen öffnete, war neu, was Kits Ressentiments nur verstärkte. Sie wollte Elis liebes, vertrautes Gesicht wiedersehen, aber der alte Mann war im letzten Winter verstorben. Cain hatte nicht einmal gebilligt, dass sie zur Beerdigung anreiste. Womit sie ihm auf der schier endlos langen Liste eine weitere Verfehlung ankreidete.
    Das Mädchen blickte neugierig von den beiden Gestalten zu den vielen Koffern und Hutschachteln, die sich auf der Veranda stapelten.
    »Ich möchte Sophronia sprechen«, sagte Kit.
    »Miz Sophronia ist nicht hier.«
    »Wann wird sie zurückerwartet?«
    »Die weise Frau ist krank, und Miz Sophronia wollte sie besuchen. Keine Ahnung, wann sie zurückkommt.«
    »Ist Major Cain da?«
    »Nein, aber er müsste jede Minute von den Feldern kommen.«
    Auch gut, überlegte Kit. Mit etwas Glück hatten sie sich noch vor seiner Rückkehr häuslich eingerichtet. Sie packte Miss Dolly sanft am Arm und schob sie durch die
Tür, vorbei an dem entgeisterten Mädchen. »Bitte kümmere dich darum, dass unsere Koffer hochgetragen werden. Das ist Miss Calhoun. Ich bin sicher, sie möchte ein Glas Limonade aufs Zimmer haben. Ich warte im vorderen Salon auf Major Cain.«
    Das Mädchen war sich zwar unschlüssig, traute sich aber nicht, eine gut gekleidete Besucherin schnöde abzuwimmeln. »Ja, Ma’am.«
    Kit wandte sich zu ihrer Begleiterin, die größte Bedenken hatte, mit einem

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