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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ihrem Hocker auf. »Er heißt Brandon Parsell und ist mein Tischherr.«
    »Tischherr? Ich dachte Mr. Mayhew …«
    Aber da war Kit schon weg.
     
    Ein Kellner reichte ein drittes Tablett Petits Fours herum. Kit wollte spontan zugreifen, überlegte es sich aber schnell anders. Sie hatte schon zwei gehabt und zudem alles verputzt, was sie sich auf den Teller geschaufelt hatte. Wenn Elsbeth das mitbekommen hatte – was vermutlich der Fall war –, drohte ihr, Kit, der nächste Rüffel. Templeton-Mädchen hatten bei gesellschaftlichen Anlässen maßvoll zu essen.
    Brandon stellte ihren leeren Teller beiseite. »Ich gebe zu, ich zünde mir nach dem Essen gern eine Pfeife an. Hätten Sie nicht Lust, mir den Garten zu zeigen? Natürlich nur, wenn Ihnen der Tabakgeruch nichts ausmacht.«
    Eigentlich sollte sie sich jetzt mit Bertrand Mayhew die Bilder der Niagarafälle anschauen und ihn in Richtung Heiratsantrag manövrieren, aber das brachte sie nicht fertig. »Nein, das macht mir gar nichts. Früher hab ich selber geraucht.«
    Brandons Brauen schossen nach oben. »Soweit ich
weiß, hatten Sie keine schöne Kindheit.« Er geleitete sie zu den Türen, die in den Schulgarten führten. »Erstaunlich, wie gut es Ihnen gelungen ist, diese unglückseligen Erfahrungen zu kompensieren, ganz abgesehen von der Tatsache, dass Sie es so lange mit diesen Yankees ausgehalten haben.«
    Sie lächelte, als er sie längs der mit Lampions geschmückten Mauer führte. Musste an Elsbeth, Fanny Jennings, Margaret Stockton und auch an Mrs. Templeton denken. »Sie sind gar nicht so übel.«
    »Und diese Nordstaaten-Gentlemen? Wie stehen Sie dazu?«
    »Manche sind ganz nett, andere weniger.«
    Er zögerte. »Sind Sie schon jemandem versprochen?«
    »Ich habe alle Anträge abgelehnt.«
    »Umso besser.«
    Er grinste. Unmittelbar darauf blieben sie stehen. Eine sanfte Brise zauste ihr Haar. Er legte die Hände auf ihre Schultern. Zog sie sanft an sich.
    Er wollte sie küssen, so viel stand fest. Und sie würde sich nicht dagegen wehren.
    Ihr erster richtiger Kuss.
    Er runzelte die Stirn und ließ sie abrupt los. »Verzeihen Sie. Fast hätte ich die Regeln des guten Anstands vergessen.«
    »Sie wollten mich küssen.«
    »Ich gestehe, seit ich Sie gesehen habe, kann ich an nichts anderes mehr denken, aber ein Mann, der eine Dame derart brüskiert, ist kein Gentleman.«
    »Und wenn die Dame es auch möchte?«
    Ein schwärmerischer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Sie sind noch unschuldig. Küsse sind nur der Auftakt zu größeren Freizügigkeiten.«
    Sie dachte an Evas Sündenfall und an die Lektion in
puncto ehelicher Pflichten, die sie in der Abschlussklasse erhalten hatten. Mrs. Templeton hatte von Schmerzen und Demütigungen gesprochen. Und riet ihnen, ihre Ehemänner gewähren zu lassen, egal, wie abstoßend und entsetzlich es auf die Mädchen wirken mochte. Sie regte an, währenddessen Bibelverse zu rezitieren oder schöne Gedichte. Allerdings erwähnte sie mit keinem Wort, was genau es mit Evas Sündenfall eigentlich auf sich hatte. Das blieb ihrer weiblichen Fantasie überlassen.
    So hatte Lilith Sheltons Mutter beispielsweise eine Tante, die in der Hochzeitsnacht verrückt geworden war. Margaret wusste zu berichten, sie habe gehört, dass jede Menge Blut im Spiel sei. Worauf Kit viel sagende Blicke mit Fanny Jennings ausgetauscht hatte, deren Vater Vollblutpferde züchtete. Nur Kit und Fanny kannten das wütende Auskeilen von Stuten, wenn sie von einem rossenden Hengst gedeckt wurden.
    Brandon griff in die Jacketttasche und zog Pfeife und einen abgeschabten ledernen Tabaksbeutel heraus. »Bewundernswert, wie Sie es aushalten, in dieser Stadt zu leben. Kein Vergleich zu Risen Glory, oder?«
    »Manchmal möchte ich vor Heimweh sterben.«
    »Sie Ärmste. Sie haben eine harte Zeit hinter sich, hm?«
    »Sie hat es schlimmer getroffen. Immerhin steht Risen Glory noch.«
    Er schlenderte zu der Gartenmauer. »Eine schöne Plantage. Früher schon. Ihr Daddy hatte vielleicht kein Händchen für Frauen, aber als Baumwollpflanzer war er unübertroffen.« Es zischte leise, als er an seiner Pfeife zog. Er zündete sie erneut an und spähte zu Kit. »Darf ich Ihnen im Vertrauen etwas sagen?«
    Ein ahnungsvolles Prickeln überlief ihre Wirbelsäule. »Was denn?«
    »Heimlich hab ich Ihre Familie um Risen Glory beneidet. Die Plantage war immer besser in Schuss als Holly Grove. Eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet diese Plantage an einen Yankee

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