Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
ehemaligen Offizier der Unionsarmee unter einem Dach schlafen zu müssen. »Legen Sie sich doch ein bisschen hin, Miss Dolly. Sie hatten einen anstrengenden Tag.«
    »Das mach ich, das mach ich, mein kleiner Liebling.« Miss Dolly tätschelte Kits Arm. »Ich möchte heute Abend blendend aussehen. Ich hoffe nur, der Gentleman redet nicht die ganze Zeit über Politik. Mit General Beauregard als Truppenkommandeur in Charleston brauchen wir uns bestimmt keine Gedanken wegen dieser infamen Yankees zu machen.«
    Kit schob Miss Dolly in Richtung des entgeisterten Hausmädchens. »Vor dem Abendessen schaue ich kurz bei Ihnen vorbei.«
    Nachdem die beiden im Obergeschoss verschwunden waren, fand Kit endlich Zeit, sich umzuschauen. Der Holzboden war auf Hochglanz poliert, ein Strauß frischer Frühlingsblumen schmückte den Tisch in der Eingangshalle. Sie erinnerte sich daran, wie sehr sich Sophronia über Rosemarys Schlampigkeit geärgert hatte.
    Sie durchquerte die Halle und betrat den vorderen Salon. Die Wände waren frisch gestrichen, in einem Elfenbeinton, von dem sich der resedagrün kontrastierende Stuck angenehm abhob. Neue gelbe Seidenvorhänge bauschten sich vor den geöffneten Fenstern. Das Mobiliar
war indes noch immer das gemütliche Sammelsurium, das Kit von früher her kannte. Allerdings waren Sessel und Sofas neu aufgepolstert worden, und der Raum roch nicht mehr muffig, sondern nach Zitronenöl und Bienenwachs. Die silbernen Kandelaber glänzten, und die Standuhr von ihrem Großvater funktionierte zum ersten Mal, seit sie denken konnte. Das leise, gleichmäßige Ticken hätte sie beruhigen müssen, aber dem war nicht so. Sophronia hatte ihre Arbeit einfach zu perfekt gemacht. Kit fühlte sich mithin wie eine Fremde in ihrem eigenen Zuhause.
     
    Cain verfolgte, wie Vandal, sein neuer kastanienbrauner Hengst, in die Stallbox geführt wurde. Ein gutes Pferd, trotzdem war Magnus stocksauer, dass Cain Apollo dafür abgegeben hatte. Anders als sein Aufseher hing Cain nicht an seinen Pferden. Seit seiner schweren, ungeliebten Kindheit wehrte er sich strikt dagegen, sich zu sehr an irgendetwas zu gewöhnen.
    Während er vom Stall zum Haus schritt, rekapitulierte er, was er in den letzten drei Jahren alles bewerkstelligt hatte. Sicher, das Leben in einem besiegten Land war nicht unproblematisch, erschwerend kam hinzu, dass die Nachbarn nichts mit ihm zu tun haben wollten. Trotzdem bereute er nicht eine Sekunde lang, dass er sein Anwesen in New York verkauft hatte und nach Risen Glory gezogen war. Vor dem Krieg hatte er zwar wenig Ahnung von Baumwollpflanzungen gehabt, aber Magnus war gottlob auf einer solchen Plantage aufgewachsen. Mithilfe einschlägiger Literatur hatten sie es im vergangenen Jahr geschafft, eine anständige Ernte zu erzielen.
    Zugegeben, Cain hatte keine besondere Beziehung zu dem Land, aber die Instandsetzung von Risen Glory empfand er als echte Herausforderung. Und die neue Spinnerei
an der Nordgrenze der Plantage war sein ganzer Stolz.
    Er hatte sein gesamtes Kapital in diese Baumwollspinnerei investiert und war momentan so abgebrannt wie in seiner Jugend. Aber dieses Risiko nahm er gern in Kauf. Augenblicklich war er rundum zufrieden mit sich.
    Als er vor dem Hintereingang seine Stiefel säuberte, lief Lucy, das von Sophronia erst kürzlich eingestellte Hausmädchen, ihm völlig aufgelöst entgegen. »Ich kann wirklich nichts dafür, Major. Miz Sophronia hat mir nicht gesagt, dass wir heute Besuch bekommen. Diese fremde Dame hat nach Ihnen gefragt und sich dann ungebeten in den Salon gesetzt.«
    »Ist sie noch da?«
    »Ja. Aber das ist noch nicht alles. Sie brachte…«
    »Verdammt!« Letzte Woche hatte er einen Brief bekommen mit der Ankündigung, dass jemand von einer karitativen Organisation bei ihm vorsprechen werde. Die alteingesessenen Nachbarn ignorierten ihn, es sei denn, sie brauchten Geld; dann tauchte irgendeine Matrone bei ihm auf und beschwatzte ihn so lange, bis er sich zu einer Spende erweichen ließ. Allmählich gewann er den Eindruck, dass diese Sammelaktionen nur als Vorwand dienten, um einen Blick in die Lasterhöhle des skrupellosen Helden vom Missionary Ridge zu erhaschen. Belustigt beobachtete er in der Stadt, dass dieselben Hausfrauen hastig ihre Töchter beiseite nahmen, wenn die ihm schwärmerische Blicke zuwarfen. Indes begnügte er sich damit, seine Frauengeschichten auf gelegentliche Ausflüge nach Charleston zu beschränken.
    Er stapfte ins Haus und durch den

Weitere Kostenlose Bücher