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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Korridor zum Salon. Es war ihm egal, dass er noch seine Arbeitsgarderobe trug. Verdammt, er zog sich doch nicht um, bloß weil ihm wieder irgendeins von diesen nervtötenden Weibern mit
der Sammelbüchse auflauerte. Allerdings hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht …
    Die Frau stand am Fenster und schaute hinaus. Obschon sie ihm den Rücken kehrte, gewahrte er die für Dorfbewohnerinnen ungewöhnlich elegante Kleidung. Ihre Röcke bauschten sich leicht, als sie sich umdrehte.
    Er hielt die Luft an.
    Sie sah hinreißend aus. Ihr taubengraues Kleid war mit einer rosafarbenen Bordüre abgepaspelt, blassgraue Rüschen fächerten sich vom Halsausschnitt über wohlgeformte, runde Brüste. Ein kleiner, rosaroter Hut mit einer grauen Feder saß keck auf ihrem tintenschwarzen Haar.
    Ihr Gesicht war unter einem schwarzseidenen, perlenbestickten Schleier verborgen. Darunter konnte er nur die rosig glänzenden Lippen erkennen und tropfenförmige Ohrgehänge.
    Nein, er kannte sie nicht. Ein derart exquisites Geschöpf hätte er unter tausenden wiedererkannt. Bestimmt war sie eine von den ehrbaren Töchtern aus der Nachbarschaft, die man sorgsam von ihm fernhielt.
    Schweigend ließ sie seine bewundernden Blicke über sich ergehen. Was mochte passiert sein, dass eine so reizende junge Dame in Vertretung der werten Frau Mama bei dem gewissenlosen Yankee vorsprechen durfte?
    Seine Augen verharrten auf den vollen Lippen unter dem Schleier. Bezaubernd und verführerisch. Ihre Eltern hätten sie besser nicht zu ihm gelassen, überlegte Cain süffisant.
    Ungeachtet dessen nahm Kit ihre eigene Bestandsaufnahme vor. Drei Jahre waren vergangen. Sie war gereift und sah ihn inzwischen mit anderen Augen. Was sie sah, war wenig aufbauend. Er war noch genauso unverschämt attraktiv wie in ihrer Erinnerung. Mit bronzefarbener Haut und sonnengebleichten Haaren. Die dunkleren Schläfen
gaben seinem Gesicht den sportlich-verwegenen Ausdruck eines Mannes, der sich häufig im Freien aufhielt.
    Die hochgerollten Ärmel seines weißen Arbeitshemds enthüllten braun gebrannte, muskulöse Unterarme. Dunkle Arbeitshosen schmiegten sich um seine Lenden, betonten den straffen Waschbrettbauch.
    Sie fühlte sich plötzlich unwohl in dem weitläufigen Salon, der sie förmlich zu erdrücken schien, zumal Cains Präsenz Impulsivität und Gefahr signalisierte. Das hatte sie im Laufe der Zeit wohl leider verdrängt. Ein Fehler, den sie gewiss nicht wiederholen würde.
    Cain war sich ihrer kritischen Begutachtung durchaus bewusst. Da sie keinerlei Anstalten machte, das Gespräch zu beginnen, sagte er betont schroff: »Sie wollten mich sprechen?«
    Er erkannte sie nicht, überlegte sie mit heimlicher Genugtuung. Die Maskerade würde zwar nicht lange gutgehen, aber immerhin hatte der Schleier den kleinen Vorteil, dass sie ihr Gegenüber unbemerkt beobachten konnte.
    »Dieses Zimmer ist sehr hübsch«, erwiderte sie kühl.
    »Ich habe eine hervorragende Haushälterin.«
    »Sie sind ein Glückspilz.«
    »Ja, das bin ich.« Er schlenderte elanvoll durch den Raum. »Für gewöhnlich kümmert sie sich um Besucherinnen wie Sie, aber leider ist sie heute anderweitig beschäftigt.«
    Kit fragte sich, was in ihm vorgehen mochte. »Sie ist bei der weisen Frau.«
    »Weise Frau?«
    »Ja, sie deutet einem die Zukunft und so.« Nach drei Jahren auf Risen Glory hatte er nicht einmal das mitbekommen. Wieder ein Beweis dafür, dass er nicht hierher gehörte. »Sie ist krank, und Sophronia wollte sie besuchen.«
    »Sie kennen Sophronia?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann wohnen Sie hier in der Nähe, hmm?«
    Sie nickte schweigend. Er deutete auf einen Sessel. »Sie haben sich Lucy nicht namentlich vorgestellt.«
    »Lucy? Sie meinen Ihr Hausmädchen?«
    »Immerhin jemand, den Sie nicht zu kennen scheinen.«
    Sie ignorierte den angebotenen Sessel und steuerte stattdessen zum Kamin, wo sie ihm bewusst den Rücken zuwandte. Er bemerkte, dass sie energischer ausschritt als die meisten Frauen. Sie versuchte auch nicht, ihr modisches Kleid besonders in Szene zu setzen. Es wirkte eher so, als hätte sie es am Morgen achtlos übergestreift, nur um etwas anzuhaben.
    »Und, wie heißen Sie?«, bohrte er.
    »Ist das wichtig?«, gab sie mit ihrem leisen, kehligen Südenstaatenakzent zurück.
    »Vielleicht.«
    »Und wieso?«
    Ihre provozierende Art faszinierte ihn. Genau wie der schwache Jasminduft, der seine Sinne berauschte. Er wünschte sich inständig, sie würde sich umdrehen und den

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