Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Handflächen. Kits Ängste kehrten zurück. Er war ungemein kräftig und sie völlig hilflos. So, wie sie unter ihm lag, wäre es ihm ein Leichtes, ihr brutal die Unschuld zu nehmen.
»Warte«, hauchte sie.
Er hob den Kopf, sein Blick entrückt.
»Ich hätte nicht … Ich muss …«
»Was?«
Ihre Bedenken wuchsen. Sie hatte mal wieder alles falsch gemacht und würde ihm jetzt auf der Stelle ihre Notlüge beichten müssen. »Es stimmt nicht«, brachte sie mühsam hervor. »Was ich gesagt habe. Ich… ich war noch nie mit einem Mann zusammen.«
Seine Stirn umwölkte sich. »Ich glaub dir nicht. Das ist doch wieder eins von deinen komischen Spielchen.«
»Nein …«
»Lüg mich nicht an.«
»Es ist die reine Wahrheit.«
»Das haben wir gleich.«
Ihr war schleierhaft, was er damit meinte. Augenblicklich spürte sie seine Hand zwischen ihren Schenkeln. Kit hielt den Atem an, als er tastend einen Finger in sie hineinsteckte.
Sie wand sich unter ihm und stöhnte verwundert auf. Er war hin- und hergerissen. Ihr Jungfernhäutchen war noch intakt. Ihre letzte Schutzbastion vor ihm, so ärgerlich er das letztlich auch finden mochte.
Insgeheim verfluchte er sich für seine Rücksichtnahme. Er sprang auf und brüllte: »Grundgütiger, du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut!«
Aus ihrem Mooslager blinzelte sie zu ihm auf. Ihre Schenkel waren verführerisch geöffnet. Lang und schlank hüteten sie die Geheimnisse, die kein Mann je erforscht hatte. Als er sich Hemd und Hut schnappte, begehrte
er sie mit einer so unbändigen Lust, dass es körperlich schmerzte.
Cain stapfte über die Wiese zu der Stelle, wo sein Hengst angebunden stand. Bevor er aufsaß, setzte er eine gleichgültige Miene auf, wenn auch nur, um sie zu quälen. Er wollte sie bewusst brüskieren, aber dummerweise war sein Hirn wie ausgebrannt.
»Es ist noch nicht vorbei mit uns.«
13
Am Mittwochabend, nach der Predigt, hielt Brandon um ihre Hand an. Sie nahm seinen Antrag an, lehnte seine Einladung zu einem Spaziergang aber mit der Begründung ab, dass sie Kopfschmerzen habe. Er drückte einen Kuss auf ihre Wange und brachte sie zurück in die Obhut von Miss Dolly. Am folgenden Nachmittag wollte er dann auf Risen Glory vorsprechen und Cains Zustimmung einholen.
Kit hatte nicht geschwindelt. Sie hatte Kopfschmerzen. Sie schlief kaum noch, und wenn, dann hatte sie im Traum Cains seltsam betroffenes Gesicht vor Augen, nachdem er sich ihrer Unschuld versichert hatte.
Warum hatte sie es überhaupt so weit kommen lassen? Bei Brandon wäre es ja noch verständlich gewesen. Aber Cain … irgendetwas passte da nicht zusammen.
Am darauf folgenden Nachmittag ritt sie auf Temptation im wilden Galopp durch die Felder. Danach zog sie ein abgetragenes Kattunkleid an und machte einen langen Spaziergang mit Merlin. Bei ihrer Rückkehr kam ihr Brandon schon entgegen.
Zwischen seinen Augen bildete sich eine steile, missfällige
Falte. »Hoffentlich hat Sie niemand in diesem Aufzug gesehen.«
Eine leichte Verärgerung erfasste Kit. Aber letztlich hatte er ja Recht. Immerhin wusste sie, dass er am Spätnachmittag vorbeikommen wollte, und hatte es dummerweise versäumt, sich dafür entsprechend zurechtzumachen. Sie war wirklich ein hoffnungsloser Fall! »Ich war im Wald. Haben Sie schon mit Cain gesprochen?«
»Nein. Lucy meinte, er sei auf der Koppel. Ich werd mal zu ihm gehen.«
Kit nickte und sah ihm nach. Vor lauter Aufregung hatte sie Bauchschmerzen. Sie musste sich irgendwie ablenken, sonst drehte sie noch durch. Sie lief in die Küche, begrüßte Patsy und fing an, die Zutaten für Miss Dollys Lieblingskekse zusammenzurühren.
Sophronia gesellte sich dazu und beobachtete stirnrunzelnd, wie sie den Teig malträtierte. »Für jemanden, der bald heiratet, wirkst du nicht besonders glücklich«, stellte die Haushälterin spöttisch fest.
Irgendwie wussten alle Bescheid. Lucy drängte hinter Sophronia in die Küche, die soeben Kaffeebohnen in einen großen Holzmörser schüttete.
»Natürlich bin ich glücklich.« Kit drosch mit dem Rührlöffel auf den Teig ein. »Ich bin nur nervös, das ist alles.«
»Das ist normal für eine junge Braut.« Patsy nahm sich ein Schälmesser und rückte damit den Pfirsichen zu Leibe.
Lucy, die am Fenster stand, bemerkte ihn als Erste. »Mr. Parsell kommt eben von der Koppel.«
Hastig wischte Kit sich die bemehlten Finger mit einem Handtuch ab. Sie strebte durch die rückwärtige Tür ins Freie und lief
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