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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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gewesen, demnach würde sie den schweren Kanister die drei Kilometer zu Fuß schleppen müssen. Sie wickelte einen Lappen um den Griff, damit er nicht so in die Finger schnitt, und schlüpfte hinaus.
    Die nächtliche Stille verstärkte das Geräusch des schwappenden Kerosins in der Kanne, während Kit über die dunkle Landstraße zur Spinnerei stapfte. Tränen rollten über ihre Wangen. Cain wusste genau, was sie für Risen Glory empfand. Hasste er sie denn so abgrundtief, dass er sie rigoros von ihrem Zuhause verbannte?
    Sie liebte Sophronia und Elsbeth. Und sie hing an der Plantage, ihrer Heimat, von der man sie zeitlebens hatte vertreiben wollen: ihre Stiefmutter, ihr Vater und jetzt auch noch Cain. Konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen? Zugegeben, was sie vorhatte, war gemein. Na, wenn schon. Auf sie nahm auch niemand Rücksicht!
    Es ist falsch, falsch, falsch , gluckerte die Ölkanne in
ihrer Hand. Am besten, sie kehrte um. Nichts da. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie du mir, so ich dir.
    Da es in dem Gebäude nichts zu holen gab, war die Spinnerei nicht abgeschlossen. Sie wuchtete den Kanister in den ersten Stock. Mit ihrem Unterrock kehrte sie einen Berg Sägespäne vor einen Holzpfosten. Die Außenwände waren aus Ziegelmauerwerk, aber ein Feuer im Innern zerstörte mit Sicherheit das Dach und die Stützpfeiler.
    Es ist falsch, falsch, falsch.
    Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel fort und tränkte das Sägemehl mit Kerosin. Mit dem Mut der Verzweiflung warf sie ein brennendes Streichholz auf den Haufen.
    Er entzündete sich mit einem lauten, explosionsartigen Knacken. Sie stolperte rücklings zur Treppe. Auflodernde Flammenzungen leckten an dem Holzpfosten. So, das war ihre süße Rache, weil man sie wieder einmal von Risen Glory verbannte.
    Andererseits entsetzte sie sich vor dem Ausmaß der Zerstörung, das sie gerade anrichtete. Es war bösartig und hinterhältig von ihr. Und bewies letztlich nur, dass sie genauso herzlos kalt war wie Cain.
    Sie schnappte sich einen leeren Sack und schlug auf die Flammen ein, doch das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Ein glühender Funkenregen ging auf sie hernieder. Ihre Lungen brannten. Sie stolperte die Stufen hinunter, japste nach Luft. Am Fuß der Treppe stürzte sie.
    Dichter Rauch schlug über ihr zusammen. Der Saum ihres Kleides fing verdächtig an zu schwelen. Sie klopfte die Glut mit der Hand aus und kroch zur Tür.
    Die Feuerglocke von Risen Glory läutete schrill, während sie den frischen Lufthauch auf ihrem Gesicht spürte. Sie rappelte sich vom Boden auf und taumelte ins Gebüsch.
     
    Die Männer löschten das Feuer, bevor die Spinnerei komplett abbrannte, dennoch hatten Obergeschoss und Dach erheblichen Schaden genommen. Cain stand fassungslos dabei, Gesicht und Kleidung rußgeschwärzt. Vor ihm auf dem Boden lagen die Überreste eines Kerosinkanisters.
    Magnus, der neben ihn getreten war, hatte schweigend das Ausmaß des Schadens inspiziert. »Es hätte schlimmer kommen können«, bemerkte er schließlich. »Zum Glück hat es gestern noch geregnet. Sonst hätte sich das Feuer schneller ausgebreitet.«
    Cain tippte mit der Stiefelspitze gegen den Kanister. »Eine Woche später, und die Maschinen wären montiert gewesen. Das hätte eine Katastrophe gegeben!«
    Magnus blickte auf die Kanne. »Was meinen Sie, wer den Brand gelegt hat?«
    »Keine Ahnung, aber ich bin fest entschlossen, es herauszufinden.« Cain spähte zu dem schwarz gähnenden Dachfirst. »Ich bin nicht besonders beliebt hier. Würde mich nicht wundern, wenn die Nachbarn mir eins auswischen wollten. Fragt sich nur, warum sie das nicht eher getan haben.«
    »Schwer zu sagen.«
    »Jedenfalls haben sie mich damit empfindlich getroffen. Mir fehlt nämlich momentan das Geld für einen Wiederaufbau.«
    »Wieso gehen Sie nicht ins Haus und legen sich wieder hin, Major? Morgen früh wissen wir vielleicht mehr.«
    »Einen Augenblick noch. Ich möchte mich hier noch kurz umsehen. Geht schon mal vor.«
    Magnus zog resigniert die Schultern hoch und stapfte zurück zum Haus.
    Zwanzig Minuten später entdeckte Cain etwas Aufschlussreiches. Er kniete sich vor den verkohlten Treppenstufen auf den Boden und hob es mit spitzen Fingern auf.
    Er erkannte den Gegenstand nicht sofort. Aufgrund der Hitze des Feuers war das Metall zu einem unförmigen Klumpen verschmolzen. Nachdenklich betrachtete er ihn von allen Seiten, da schwante es ihm.
    Es war einer von Kits silbernen Kämmen, mit denen sie

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