Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Kirche zu begleiten. Bestimmt wollte er ihr dann einen Antrag machen. Kein Wunder, dass sie innerlich zerrissen war. Aus einer plötzlichen Laune heraus lenkte sie Temptation zu den dichten Baumreihen.
Der Teich lag wie ein glitzerndes Juwel mitten im Wald, weitab von der Hektik der Plantage. Er war seit jeher einer ihrer Lieblingsplätze. Selbst an den heißesten Augusttagen war das glasklare Quellwasser angenehm kühlend, Bäume und Unterholz sorgten für einen natürlichen Sichtschutz. Alles war ruhig und friedlich, ideal zum Nachdenken.
Während Temptation am Ufer trank, spazierte sie einmal um den Weiher herum. Die Zweige der Trauerweiden schwebten wie Haarspitzen im Wasser. Gedankenvoll ließ sie einen dünnen Ast durch die Finger gleiten.
Das kühle Nass war verlockend. Die Arbeiter kamen nie hierher, und Cain war mit Magnus in die Stadt geritten. Keiner würde sie stören. Sie riss sich die Reitkappe
vom Kopf, zog hastig die Stiefel aus und streifte ihre Sachen ab. Nackt sprang sie von einem Steinbrocken ins Wasser und tauchte in die Fluten ein. Spuckend und lachend kam sie wieder an die Oberfläche und tauchte abermals unter.
Schließlich legte sie sich auf den Rücken, ihre Haare fächerartig um ihren Kopf gebreitet. Während sie dahinglitt, schloss sie die Augen vor dem kupferflammenden Sonnenball, der auf den Baumspitzen zu balancieren schien. Sie fühlte sich losgelöst von Zeit und Raum, eins mit dem Universum. Die Sonne koste die Erhebungen ihrer Brüste. Das Wasser umspielte ihre verborgenen Täler. Kit war restlos zufrieden.
Irgendwo quakte ein Frosch. Sie drehte sich auf den Bauch und schwamm gemächlich weiter. Fröstelnd setzte sie sich in das seichtere Wasser am Rand und bohrte die Füße in den sandigen Grund.
Als sie eben hinausklettern wollte, vernahm sie Temptations Schnauben. Vom Waldrand drang das leise Wiehern eines anderen Pferdes herüber. Mist! Sie kroch ans Ufer und zu ihren Sachen. Für die Unterwäsche blieb keine Zeit mehr. Sie schnappte sich die khakifarbenen Reithosen und zog sie über die klatschnassen Beine.
Das andere Pferd trabte näher. Gefühllos von dem eiskalten Wasser, bekamen ihre Finger die Knöpfe nicht zu. Sie angelte nach ihrem Hemd und schob die klammen Arme in die Ärmel. Sie nestelte verzweifelt an den oberen Knöpfen, als der braune Hengst durch die Bäume brach und Baron Cain in ihr Heiligtum eindrang.
Dort, wo ihre Unterwäsche lag, hielt er an, legte lässig die Hände auf den Sattelknauf und blickte von dem hohen Pferderücken zu ihr hinunter. Seine Augen wurden von dem Rand eines hellen Reithelms verdeckt. Soweit Kit erkennen konnte, war seine Miene ernst.
Sie stand wie angewurzelt da. Das feucht durchschimmernde Hemd klebte an ihrer Haut und enthüllte mehr, als es verbarg. Genauso gut hätte sie nackt sein können.
Cain schwang ein Bein über den Sattel und sprang geschmeidig zu Boden. Während sie fieberhaft mit ihren Hosenknöpfen kämpfte, wünschte sie ihn in die Tiefen der Hölle.
Seine Stiefel waren staubig, die hirschlederne Reithose umspannte seine schmalen Hüften. Das beige Hemd stand am Hals offen. Kit war unbehaglich zumute, da sie sein Mienenspiel unter dem Kappenschirm nicht recht zu deuten wusste.
Als könnte er Gedanken lesen, warf er die Kopfbedeckung achtlos zu Boden, wo sie neben ihrer Unterwäsche landete. Vielleicht hätte er sie doch besser anbehalten, überlegte sie. In seinen Augen schwelte nämlich eine verzehrende Glut.
»Ich… ich dachte, Sie wollten mit Magnus in die Stadt.«
»Wollte ich auch. Bis ich dich auf Temptation wegreiten sah.«
»Und da wussten Sie, dass ich hier bin?«
»Sagen wir es so, ich konnte es mir denken. Und ich wollte ungestört mit dir sein.«
»Ungestört?« Der verdammte Hosenknopf wollte einfach nicht zugehen! »Wieso?«
»Lass ihn einfach offen«, riet er ihr. »Er wird sowieso wieder aufgemacht.« Fassungslos beobachtete sie, wie er lässig die Knöpfe an seinem Hemd öffnete.
»Was machen Sie da?!« Ihre eigene Stimme klang ihr hohl in den Ohren.
Er zerrte das Hemd aus dem Hosenbund, zog es aus und ließ es zu Boden gleiten.
Oha, sie ahnte, was er vorhatte … Und was jetzt? »Sophronia
erwartet mich«, sagte sie hastig. »Wenn ich nicht bald zurückkehre, wird sie jemanden losschicken, der mich sucht.«
»Irrtum, Kit. Auf der Plantage weiß man Bescheid, dass du später heimkehren wirst. Wir haben alle Zeit der Welt.«
»Nein, haben wir nicht. Wir müssen… wir müssen
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