Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
eine Schwäche. Sie beschloss, der Übelkeit nachzugeben und erbrach sich über Taylors glänzende Schuhe.
Kendrick atmete auf. Endlich verließen die Chiefs das Cottage. WeitereSpieler hatten das Schachbrett betreten. Er unterdrückte den Impuls, sich in seine wahre Gestalt zu wandeln und Morven in die Arme zu ziehen. Sie starrte leblos nach vorn.
Er legte seinen Kopf auf ihre Beine und wie erhofft beruhigte sie der Kontakt.
„Es ist meine Schuld.“
Natürlich stimmte das nicht. Wenn irgendjemanden eine Schuld traf, dann die Meduris oder den unbekannten Mitspieler. Jemand versuchte, die Aufmerksamkeit auf Morven zu lenken, ein ernstzunehmender Gegner und kaltblütiger Taktiker.
„Ich hätte ihn nicht wegschicken dürfen.“ Ein gequälter Schluchzer kam aus ihrer Kehle. Er stupste sie mit einer Pfote an.
„Was immer da draußen lauert, es hat Brian erwischt und ich habe ihn nicht gewarnt. Ich habe ihn in den Tod geschickt.“
Kendrick befürchtete, sie würde sich ein weiteres Mal übergeben müssen. Er starrte in ihre Augen. Es beschwichtigte sie und ein wenig Farbe trat auf ihre Wangen.
Ihre Kräfte lagen unerweckt in ihr. Bei dem Versuch, ihrem Ex zu helfen, hätte sie den Tod gefunden. Die Lugus wollten die Falle morgen zuschnappen lassen. Kendrick fühlte sich unwohl, lächelte zynisch und sie sah ihn misstrauisch an. Ein grinsender Hund sah verdächtig aus. Die aufkeimenden Gefühle führten ihn auf gefährliches Terrain und waren untolerierbar.
Die Lugus hatten den Plan sorgfältig ausgearbeitet, ihm grauste vor den Konsequenzen. Sie würden Morven nahe an den Tod bringen, denn sie musste überzeugt sein, dass sie starb.
Sie sah ihn bohrend an.
„Wieso reichst du mit deinem Rücken über meine Hüfte? Ich muss verrückt sein.“ Sie sprang von der Couch und stolperte fluchend über den Läufer.
„Ich wollte Lasagne kochen.“ Sie prallte mit der Schulter gegen den Türrahmen, als sie aus dem Wohnzimmer lief.
In Gefahr hatte sie das Schlüsselloch beim ersten Versuch getroffen, ohne ihre Geschwindigkeit nennenswert abzubremsen. Sie war diejenige, es gab keinen Zweifel. Die alten Chroniken erwähnten eine mächtige Armanach, die unerkannt unter ihnen weilte. Er hatte es als Unsinn abgetan.
Morven nahm die Flasche Rotwein und goss die Hälfte in den Topf. Sie setzte sie an die Lippen und schwankte nach ein paar Schlucken.
„Dermaßen viel Alkohol habe ich seit Jahren nicht an einem Tag getrunken.“ Sie umklammerte mit den Händen die Arbeitsplatte.
„Was bin ich für eine Versagerin.“ Sie hackte auf die Möhren und Zwiebeln ein, als wollte sie das Gemüse umbringen. Kendrick beäugte besorgt ihre Finger.
„Brian ist tot. Oh Gott.“
Ihr Blick traf seinen.
„Weißt du, ich habe ihn aus tiefster Seele gehasst. Er hat unwiderruflich das wenige Vertrauen in mir zerstört. Aber niemals hätte ich gewollt, dass er stirbt.“
Ihm blieb nicht verborgen, dass sie Betty nicht anrief. Ihre Instinkte warnten sie und zum Glück vertraute sie ihnen. Sie taumelte nach hinten und schüttete das Gemüse zu dem Rindergehackten, fügte Lorbeerblätter hinzu und schaltete die Herdplatte aus.
„Ich sollte mich hinlegen.“
Verloren saß sie auf dem Bettrand.
„Ich habe Brian durch meine Tollpatschigkeit kennengelernt.“ Eine einzelne Träne rann ihre Wange herunter. „Ich stolperte über den Bordstein und landete direkt in seinen Armen.“
Morven umarmte ihn. Er fühlte ihren Herzschlag, spürte ihr entsetzliches Leid. „Er half mir, meine Einkäufe aufzusammeln und lachte über das Valium mit dem Fischgeschmack. Ich hatte es für Bettys kranke Katze gekauft, die spurlos verschwunden ist.“ Sie runzelte die Stirn. „Als Betty mit ihr vom Tierarzt kam, konnte sie sich kaum bewegen, und als ich das Rezept einlöste, war sie nicht mehr aufzufinden.“
Ihre Tränen benetzten sein Fell. „Ich liebte ihn so sehr. Das erste Mal in meinem Leben bedeutete ich jemandem etwas. Endlich fand die Verlassenheit ein Ende.“ Sie lächelte ihn halbherzig an. „Das Schlimmste ist, ich wusste vorher nicht, wie einsam ich war. Jetzt weiß ich es. Es schmerzt, gleich einem bitterkalten Wind auf nasser Haut.“
Kendrick schluckte hart. Ihre Worte sollten ihn kalt lassen, doch sie taten es nicht. Was ihn am meisten schockte, war der Gedanke, den er in ihrem Gehirn ortete. Suizid.
Denk nicht einmal dran, Mädchen
.
Und wenn er sie mit Gewalt davon abhalten musste. Er sollte Nosferat kontaktieren, stellte er
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