Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
mitmischte, verlieh dem Ganzen zusätzlichen Sprengstoff. Kendrick hatte es nicht gewusst, Nosferat und Lior schon.
Baodan blieb vor Nosferat stehen, die eisigen Augen wirkten fast farblos.
„Gebt sie uns. Dann ziehen wir uns zurück.“
Nosferat rückte näher an ihn heran. Eine Haaresbreite Platz trennte die beiden Männer.
„Warum sollten wir das tun? Sie gehört uns.“ Nosferats Stimme war kalt wie der Hintern eines Eisdrachens. Die Arme hingen entspannt an seiner Seite. Die Messer bewahrte er in den Innenseiten seiner Lederjacke auf. Er brauchte keine Waffe, um zu töten, sein Körper war mehr als ausreichend.
„Tut sie das? Niemand von euch hat sich mit ihr verbunden. Sie ist Freiwildund wir erheben Anspruch auf sie.“ Baodans Wangenmuskel zuckte. „Riskiert ihr einen offenen Krieg wegen ihr?“
Baodan trat einen Schritt nach hinten. Bevor er seine Hand bewegen konnte, hielt Lior ihm ein Schwert gegen die Kehle.
„Rühr dich nicht oder sie stirbt.“
Kendrick fasste nicht, was er da sah.
„Die Lugus wollen die Armanach abschlachten?“ Äußerstes Erstaunen klang in der Stimme des Angelus.
Damit beseitigte Baodan die letzten Zweifel. Zuerst dürstete es sie nach den Silbertränen. Nach dem Biss des Angelus wussten sie, dass sie etwas Mächtigeres darstellte als eine Droge. Oder hatten sie es von Anfang an vermutet?
Nosferat und Lior gaben ein Geräusch von sich, das auch mit viel Fantasie nicht als Lachen durchging.
„Wir trachten nicht Morven nach dem Leben. Wenn jemand sterben muss, dann ist es eine Person, die dir sehr am Herzen liegt.“ Nosferat stupste mit einem Finger gegen die Stirn des Angelus. War der Kerl verrückt? Baodan reagierte nicht auf die Beleidigung.
„Deine Männer sollen zur Seite treten oder deine geliebte Gefährtin stirbt.“
Kendrick schluckte. Sie hatten Ceana entführt. Damit hielten die Lugus die Trümpfe in der Hand. Anders als er war Lior nicht überrascht. Nosferat hatte Kendrick nicht eingeweiht und er tat es keinesfalls grundlos. Das tat er nie.
Baodan versuchte, es zu unterdrücken, doch seine Augen verrieten die Unruhe, die in ihm wütete.
„Glaubst du, ich falle auf euren Trick herein?“
„Taran.“ Liors dunkler Tenor hallte durch den Wald.
Morven wimmerte in seinen Armen und Kendrick strich ihr über die Stirn, versuchte, sie so bequem wie möglich zu halten. Es war eine Geste, die er lange nicht mehr ausgeführt hatte. Ihr Leiden schmerzte ihn, er ertrug es kaum. Er zog sie auf seinen Schoß, damit die kalte Erde sie nicht weiter unterkühlte. Ein Söldner reichte ihm seine Jacke und er bedeckte sie damit.
„Bitte, Baodan.“ Eine weibliche schmerzerfüllte Stimme drang durch den Wind. Taran hatte nicht lange gefackelt, um seinen Willen durchzusetzen. Er war ein berüchtigter Folterer.
In die Kreaturen kam Bewegung und sie rückten zur Seite.
Taran betrat die Bildfläche, sein kahler Schädel intensivierte die brutale Ausstrahlung. Vor ihm stolperte Baodans Gefährtin. Blut lief ihren Rücken hinab und tropfte von den Beinen. Taran hatte seine Peitsche benutzt und nicht in einer liebevollen Weise.
Um ihren Hals lag ein Ring aus Platin, den nur Taran lösen konnte. Versuchten die Angelus es, zog er sich enger und erwürgte die blonde, engelhafteSchönheit. Wie er Taran kannte, hatte er den Ring so eingestellt, dass ihr Todeskampf lange dauern würde. Er zog sich so eng, bis er den Kopf von den Schultern trennte, nach Stunden der Qual.
Die vorherigen Begegnungen waren Scharmützel, verglichen mit dieser. Offener Krieg drohte auszubrechen. Hinter Morven steckte mehr. Nosferat riskierte alles, um sie zu behalten.
Baodan hielt sich nicht mit Nettigkeiten auf, sein Schweigen wirkte gefährlicher als jede Drohung.
Die Klingen waren gewetzt, das Spielfeld abgesteckt.
„Du gibst mir dein Wort, dass ihr Ceana gehen lasst, wenn ich euch mit der Armanach ziehen lasse?“
„Ich schwöre es. Ihr könnt sie am Ufer abholen.“ Nosferat bohrte seinen Blick in die Augen seines Gegenübers. „Du solltest darüber nachdenken, ob du nicht als Spielfigur von jemandem dienst.“
Baodans Ausdruck hätte nicht eisiger sein können.
Der Wind nahm zu und die Angelus wurden zu Schatten, die mit dem Wald verschmolzen.
„Wir müssen uns beeilen.“ Er hörte selbst, dass er verzweifelt klang. Kendrick sah besorgt auf Morvens blasses Gesicht, die Verletzungen waren schwer, fast tödlich.
Ceana sah ihn hasserfüllt an.
„Spar deinen Atem. Ihr werdet
Weitere Kostenlose Bücher