Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
Emotionen.
Die Männer betraten den Raum. Der seltsame Glanz in Kendricks Pupillen war klar sichtbar. Er starrte sie an, als wäre Morven die Pizza.
Kendrick setzte sich weit von ihr entfernt und sie sah ihn verletzt an.
Gut, wenn er sie mit Verachtung strafen wollte, das Spiel beherrschte sie auch. Dann drang ein Geruch an ihre Nase durch die Aromen des Essens.
Bevor sie die Worte zurückhalten konnte, kamen sie aus ihrem Mund.
„Du mieses Warzenschwein warst bei einer Frau.“ Ihre Haut erstrahlte in einem hellen Rot. Sie sprang quer über den Tisch und landete auf ihm. Sie gingen zu Boden, seine Augen reinstes Silber. Eine Hand hielt ihren Nacken, die andere lag auf ihrer Taille. Sie seufzte, denn er küsste sie. Sie fuhr mit den Händen unter sein T-Shirt, berührte die heiße Haut. Das Tattoo auf ihrerSchulter pulsierte und vermischte sich mit dem intensiven Gefühl von Kendricks Haut auf ihrer. Er streichelte ihren Rücken und sie stöhnte gegen seine Lippen, saugte das Empfinden auf. Wollte mehr. Sie nahm ein Ziehen in ihrem Inneren wahr, der Sinnesreiz intensivierte ihre Lust. Das Kobaltblau seiner Pupillen verdrängte das Silber. Sein Ausdruck ließ sie stillhalten. Für einen Moment blieb die Zeit stehen. Sie hörte auf zu existieren, fühlte ihn als Streicheln auf ihrer Seele, als Klang in ihrem Herzen. Silberne Tropfen fielen auf seine Wangen. Gebannt sah sie, dass seine Haut sie absorbierte.
Verwirrt fasste sie an ihr Gesicht, es waren ihre Tränen, die ihn trafen. Dàns Räuspern riss sie aus der Starre. Ihr Gefährte löste seine Hände von ihrem Körper und es war ein unangenehmer Eindruck, als wenn ihr jemand die Wärme stahl. Sie wollte sich aufrichten, doch sank auf ihn zurück, ihre Glieder waren gummigleich.
„Dàn“, flüsterte er. Sie spürte Dàns Arme um sich, als er sie von Kendrick zog. Er setzte sie auf den Stuhl.
„Was war das?“ Fasziniert sah sie auf die Tränen, die diamantengleich ihre Fingerspitzen benetzten und selbst im sanften Licht der Küche schimmerten.
„Ulaidh“, seine Stimme glich einer zärtlichen Berührung. „Das sind die Silbertränen der Armanach. Sie entstehen durch starke Emotionen.“ Kendrick fiel es nicht leicht, aufzustehen und er suchte Halt an der Tischplatte. Diesmal nahm er neben ihr Platz. Der Drang, ihn zu fühlen, überwältigte sie. Sie legte die Hand auf seinen Oberschenkel, die Eifersucht war vergessen. Morven war zu verwirrt und tief erschüttert, um das unangenehme Gefühl aufleben zu lassen.
„Ich weiß zwar nicht, wie es euch geht, Jungs, ich sterbe vor Hunger.“
Ihre Worte lösten die Anspannung und sie brachen in Gelächter aus. Endlich stillte Morven den Hunger in ihrem Magen. Ein weiteres Bedürfnis wütete in ihr. Sie wollte Kendrick, nackt auf sich und in ihr.
Nie im Leben konnte es allein von dem Nasgadh herführen. Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, als er sie das erste Mal berührte. Es zu leugnen, war feige, er kam, sah und siegte.
Sie schnaubte innerlich, gekommen war er noch nicht, aber er würde. Ihr Verlangen ging über das Körperliche hinaus, sie wollte ihn als Gefährten.
Ihr Kopf barst unter den Geschehnissen der letzten Tage. Es gab Werwölfe, wahrscheinlich Vampire und sonstige Kreaturen.
Sie leerte das Glas Rotwein in einem Zug.
„Ich drehe draußen eine Runde, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.“
Morven sah Kendricks großer Gestalt nach, als er durch die Hintertür verschwand.
„Was soll ich tun?“ Hilfe suchend sah sie Dàn an. Er musterte sie mit ernsten bernsteinfarbenen Augen.
„Du brauchst nicht mich, um es dir zu sagen. Tu das, was dein Körper unddein Herz wollen.“ Er lächelte sie an. „Hör auf, dir etwas vorzumachen.“
Sie sah Dàn abschätzend an.
„Ich weiß, Nosferat hat dich zum Stillschweigen verdonnert. Will er in meine Kehle beißen?“
Dàn brach in Gelächter aus.
„Ich könnte das tun“, setzte sie nach.
Dàn schwieg beharrlich. Dann würde sie Kendrick ihr Blut anbieten. Vielleicht waren die Lugus vampirähnlich. Sie starrte gebannt auf Dàns Lippen und er lachte erneut.
„Was ist in dem Kutscherhaus?“, wollte er wissen.
„Nichts.“
„Zeigst du es mir?“
Als Morven das erste Mal die Scheune betreten hatte, schloss sie sie sofort in ihr Herz, denn sie wäre ideal für ein vernünftiges Atelier. Für den Umbau besaß sie kein Geld. Ein luftiges Gebäude mit Deckenbalken und Steinbruchfliesen, allerdings
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