Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
sondern mit Borniertheit und Dummheit!
Wie bitte? Ließ Sharkan ihn im Stich?
Hargor hatte das Gefühl, einen Tritt in den Magen zu bekommen. Hatte er es tatsächlich übertrieben?
Erneut huschte er davon , und die beiden Kämpfer rannten ins Leere. Nun kippte die Stimmung um , und es folgten Buhrufe, zorniges Knurren und Stimmen wurden laut.
»Er entehrt sie!«
»Was bildet er sich ein?«
»Sie haben unserem Volk gute Dienste geleistet!«
»Er sollte bestraft werden!«
»So etwas tut ein starker Ork nicht!«
»Wir sollten den alten Helden helfen!«
Temrat blieb stehen und hob eine Pfote. Er keuchte . Seine Hauer zitterten. »Niemand hilft uns. Niemand, versteht ihr? Das ist alleine unsere Sache. Wir werden von Hargor zum Narren gehalten. Er weicht einem ehrlichen Kampf aus.«
Hargor ließ seine Axt sinken. Er nickte ganz langsam und starrte seine Gegner an. »Wenn ich es nicht will, werdet ihr mich nicht besiegen, denn ich bin jung und schnell. Ihr besitzt die Kraft, doch ich den Verstand. Ihr werdet bald keine Luft mehr haben. Ihr werdet schnaufen und ich werde immer noch tanzen.«
»Eine Biene willst du sein?«, geiferte Temrat.
»Stechen willst du?«, schnappte Kr’orat.
»Soll ich mich tatsächlich von euch töten lassen? Wollt ihr das wirklich? Wird Mut damit bestraft, dass man den Mutigen in Stücke schneidet?«
Die Ältesten blickten sich an. Ihre Gesichter zuckten. Temrat klapperte erregt mit den Zähnen. Mordlust brannte in seinen schmalen grünen Augen.
»Ich kann nur so kämpfen, wie ich es tue. Nur so habe ich eine Möglichkeit, den Kampf zu gewinnen«, sagte Hargor. »Ihr seid mir überlegen. Ihr seid viel stärker als ich. Aber ich will Häuptling werden, denn ich glaube, dass mein Verstand euch allen dabei behilflich sein kann, zu r alten Stärke zurückzukehren.«
Es wurde so ruhig, dass man Vögel singen hörte.
Hargor rechnete mit einem neuen Angriff und wappnete sich. Temrat schwang seine Axt mit einem elegant geführten Hieb , und Kr’orats Keule folgte in entgegengesetzter Richtung. Hargor reagierte blitzschnell, riss seine Axt hoch und Stahl klirrte auf Stahl. Nur mit einem schnellen Ausfallschritt wich Hargor der Keule aus . Er huschte weg, wobei er wieder zu tänzeln anfing.
»Du bildest dir auf deinen Verstand zu viel ein, junger Ork«, sagte Temrat , und Hargor erkannte, dass der ganz große Zorn aus der Stimme des Ältesten verschwunden war. Hatte der Älteste deshalb nur halbherzig zugeschlagen? »Ein Ork ist nur dann ein Ork, wenn Blut fließt und Knochen brechen. Das weißt du.«
Hargor brachte zwei Schritte zwischen sich und die Kämpfer und fragte: »Was hättet ihr davon, meine Knochen zu brechen? Ich bin der Hüter des Drachen u nd ohne mich wird Sharkan davon fliegen. Er wird niemandem von euch gehorchen.«
»Er versteckt sich schon wieder hinter dem Vierköpfigen!«, stieß Kr’orat hervor.
»Nein, das tue ich nicht. Ich sage nur, was wichtig ist. Geht das nicht in eure Schädel?«, versuchte Hargor verzweifelt, seine Argumentation an den Ork zu bringen. »Auch ihr wart jung. Ihr habt große Heldentaten vollbracht, das ist wahr. Doch das geht nicht ohne Mut und Vertrauen in sich selbst. Vergessen Alte, wie sie selbst in jungen Jahren waren? Wer von euch beiden hätte nicht getan, was ich getan habe?«
Temrat grinste und musterte seine Axt, als sehe er sie zum ersten Mal.
Auch auf Kr’orats Gesicht stahl sich ein Lächeln.
Die Zuschauer flüsterten verwirrt. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Wenn ein Ork einen Kampf begann, beendete er ihn auch. Und zwar mit aller Konsequenz. Ein Ork diskutierte nicht, sondern brach Knochen, riss Fleisch und watete in Blut. Bei Krorra! Das war langweilig! Wenn Hargor unbedingt Häuptling werden wollte, sollte es eben so sein. Es gab Wichtigeres, als sich diesen Unsinn anzutun. Zum Beispiel einen schönen Kröteneintopf oder ein Würfelspiel und einen Topf Starkwein.
»Entweder ihr kämpft oder nicht!«, brüllte einer.
»Das ist ja lächerlich. Hargor lullt euch mit seinen Worten ein wie ein schmieriger Elf«, rief ein anderer.
»Aber er hat Recht«, meldete sich eine Frauenstimme.
»Ja, das hat er. Was nützte es uns, wenn er tot ist, ihr blöden Bluturuks? Mutige Orks sollten nicht sterben, sondern für uns etwas tun und uns zu r Stärke führen.« Das war jene Orkin, der Hargor kürzlich an die Morros gefasst hatte.
»Weiber sollten schweigen«, knurrte ein anderer aufgebracht. »Geht in die Hütten, legt
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