Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
zurück und suchte vorerst Deckung hinter dem Thron. Dabei hielt er die Axt in Abwehrposition.
Die Kämpfer lachten grollend. Für sie war es ein Spiel, das sie auskosteten. Diesem Großmaul würden sie es zeigen. Er würde zu spüren bekommen, was es hieß, sich mit einem Drachen starkzumachen und das Dorf in Angst und Schrecken zu versetzen. Verdammt, warum hatte der Drache Hargor aufgefangen, als er stürzte? Sie hätten Hargors zerschmetterten Körper genommen und damit ein Freudenfeuer entfacht. Und sie hätten sich Sharkans bemächtigt. Der Vierköpfige würde ihnen Macht geben, so viel Macht, dass sie ganz Mittland unterjochen konnten. Endlich würden sie zu alter Stärke finden. Endlich würde man wieder über die Orks von Zadarsh sprechen – mit Ehrfurcht und zitternden Gliedern.
Nicht der Sieg zählt, sondern sich zu stellen! , hörte Hargor die Stimme von Sharkan , und alle Furcht fiel von ihm ab. Nun kennst du die Furcht und bist bereit für den Mut. Auch der Mutigste hat nur selten den Mut zu dem, was er eigentlich kann. Finde also deine wahre Stärke.
Welche wahre Stärke meinte Sharkan? Muskeln konnten es nicht sein, oder? Was machte Hargor zu einem besonderen Ork?
Der Verstand!
Lachte Sharkan? Hatte der Vierköpfige darauf gewartet, dass Hargor es erkannte?
So ist es, Hargor! Der Verstand ist deine stärkste Waffe, deshalb rechne mit ihr! Nutze sie!
Hargor wusste, wie Orks kämpften , und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit Kraft. Orks stampften nach vorne, sie brüllten und wedelten mit ihren Waffen. Sie vertrauten ihrer puren Stärke und hatten nichts mit Strategie im Sinn. Jeder wilde Keiler dachte taktischer, wenn er sich ein Opfer suchte. Für gewöhnlich genügte die reine Magie der vollkommen körperlichen Überlegenheit, damit Orks siegten, denn sie schüchterten alleine durch ihre Präsenz die meisten Gegner ein. Was, wenn man sich dadurch nicht beeindrucken ließ?
Hargor lachte und rannte zu einem freien Platz, der ihm genug Bewegungsfreiheit ließ. Frech winkte er mit der freien Pfote. »Kommt her, ihr Alten. Kommt und besiegt mich!« Und er lachte immer lauter.
Kr’orat und Temrat starrten sich entgeistert an. Sie knurrten und spuckten aus. Sie stapften auf Hargos zu. Kr’orat schwang eine mit Eisen gespickte Keule, Temrat seine Axt.
Hargor tänzelte auf der Stelle, was zwar ziemlich anstrengend war, aber seine Gegner verwirrte, denn diese blieben stehen und es verschlug ihnen die Sprache.
»Kommt! Oder wollt ihr noch mehr Zeit vertrödeln?«, lockte Hargor.
Kr’orat brüllte und warf sich auf Hargor, der zur Seite schnellte und erneut auf der Stelle tänzelte. Temrat wirbelte mit der Axt, aber Hargor war schneller und wich den hastig und gewaltig geführten Hieben aus.
»Du läufst weg, Bürschchen?«, zischte Temrat.
»Nein, ich bin hier. Seht ihr mich nicht? Ich warte auf euch. Ich bin schne ll wie eine Biene und ich ...« S eine Axt schnellte vor und traf Temrat mit dem Blatt gegen die Schulter. »I ch steche!«
»Großmaul!«, brüllte Kr’orat. »Ich werde dich vierteilen.«
»Womit? Mit einer Keule?« Hargor grinste breit. »Hohle Sprüche, alter Ork!«
Ein wenig verstanden die alten Kämpen schon von Strategie, denn sie nahmen Hargor in die Zange. Von zwei Seiten kamen sie und stoben so wild aufeinander zu, dass Hargor nur zwei Schritte zurückweichen musste, um mit anzusehen, wie die Kämpfer aufeinanderprallten.
»Roooarkgrak!«, tobte Temrat.
»Grokmorrr!«, bestätigte Kr’orat.
Nicht wenige Zuschauer lachten.
Hargor trieb es auf die Spitze. »Ihr seid Aufschneider! Ihr zehrt von alten Taten und habt Zadarsh damit unterdrückt. Nun wissen wir, dass nichts dahinter steckt.«
Das war nicht ganz richtig, denn Hargor erkannte sehr wohl, wie gefährlich seine Gegner waren. Würden sie ihn zu fassen bekommen, wäre es aus mit ihm. Nach seinem laut verkündeten Spott sowieso. Sie würden keine Gnade walten lassen. Und Hargor begriff, dass er etwas Grundlegendes vergessen hatte. Wie sollte er den Kampf beenden? Mit seiner ungestümen Aktion hatte er sich zwei Todfeinde geschaffen. Einen Ork beleidigte man nicht. Sollte er bis in alle Ewigkeiten hüpfen und huschen? Schon jetzt wurden seine Beine schwer , und die Lederkleidung zog schwer auf seiner schweißnassen Haut.
Du hast ein Feuer entzündet, schlimmer als es mein Atem vermag! , hörte er Sharkan. D as Feuer des Übermutes. Es ist kaum zu löschen! Das hat nichts mit Mut und Verstand zu tun, Hargor,
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