Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
gelb, wobei einige ihre Farbe in ein lichtloses Grau wechselten.
»Was wollt ihr mir sagen?«, murmelte sie.
Ein schwarzer Schatten kreiste über Mittland, scheinende Feuer brannten weit im Westen, dort wo es heiß und unwirtlich war, und nicht weit entfernt hörte sie Tränen singen.
»Was ist geschehen?«
Sie wusste, dass das Feuer genauso metaphorisch war wie der Schatten, also etwas ganz anderes bedeuten mochte. Klar war, es bedeutete nichts Gutes.
Außerdem wurde sie das bohrende Gefühl nicht los, ihre Gefährten seien in Gefahr. In großer Gefahr! Nichts schien zu laufen, wie es geplant gewesen war. Frethmar und Connor waren noch nicht in Lindoria. Bob, Bama und Laryssa waren weit weg, doch was dort geschah, entzog sich ihrem magischen Blick. Alles schien durcheinander zu sein, nicht passte zusammen. Aus dem Norden nahte eine Gefahr, ebenso aus den südlichen Bereichen von Mittland, allerdings stellte jene Gefahr den Schatten dar, der über dem Land kreiste wie ein ... wie ein ...
Wie ein Drache!
»Ich bin dieser Verantwortung nicht gewachsen«, stöhnte Bama. »Dass alles ist zu viel für mich. Ich kann sie nicht tragen, meine Schultern sind dafür zu schmal. Was habe ich mir zugemutet? Wie überheblich war ich? Wie konnte ich nur?«
Der Teich rief sie.
Komm, komm und atme mich!
»Ich will nicht ...«
Komm, komm und atme mich. Mittland braucht dich!
»Mittland versinkt in Bosheit und Schrecken«, flüsterte sie, oder meinte es zumindest.
Du bist die Hüterin des Teiches und die Hüterin des Gewissens!
»Du bist mein Gewissen, die Stimme der Seele. Ich kann die Last nicht mehr tragen. Sie zerbricht mich.«
Ohne dich ist alles zu spät!
Bluma weinte, ihre Tränen mischten sich mit dem Teichwasser und rannen als winzige Diamanten über ihre Wangen, fielen auf den Stein und zerplatzten in glühendem Funkeln.
»Ich ertrage die Schmerzen nicht mehr«, flehte sie.
Weil du liebst. Die Lebewesen liebst, die Natur liebst, das Mittland liebst. Und je mehr du liebst, desto mehr steigern sich dein Schmerz und dein Leid! Du siehst und spürt die Düsternis und die Schmerzen sind allumfassend.
»Gibt es keine andere Möglichkeit?« Sie schluchzte. »Irgendeine?«
Welche?
»Seitdem ich unterwegs bin, Fuure verlassen habe, erleide ich Schmerzen. Ich wurde gefoltert und litt Schmerzen, ich liebe vergeblich und es schmerzt. Ich will nicht mehr lieben, wenn es so schlimm ist!«
Die Liebe ist Schöpferin, ist Meisterin und die älteste Freundin der Götter. Und du bist ein Kind der Götter! Deine Liebe ist ein unlöschbares Feuer.
»Ein Feuer, das mich verbrennt!«
Dann komm, komm und atme mich!
Es schien, als habe der Kreis sich geschlossen , und Bluma richtete sich resignierend auf. Sie wischte sich trotzig die Tränen ab und blickte verunsichert in das Funkeln der Höhle. Sie wünschte, Steve wäre bei ihr. Vielleicht wusste er eine Antwort. Er war zwar noch ein Junge, aber er konnte ebenso klug sein wie sein Großvater. Bisher hatte sie ihm Agaldirs Tod verschwiegen. War das richtig? Durfte sie das tun? Das Füllhorn der Möglichkeiten, die Abzweigungen ihrer Seele und die Verflechtungen der Magie irritierten sie, vor ihren Augen schwankte der Höhlenboden, hob und senkte sich , und ihr Magen bäumte sich auf, bis sie sich übergab.
Als sie sich beruhigte und vom stinkenden Schleim löste , spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Erschrocken fuhr sie herum.
Das war nicht Steve. Ein Fremder. Sie erkannte ihn an seinem Geruch, an seiner schieren Präsenz , und sie traute ihren Augen nicht.
»Ich bin bei dir«, sagte Darius. »Und ich lasse dich nicht alleine. Ich werde jene bewachen, die Mittland bewacht, denn du bist meine Freundin.«
Oh ja, er kannte den Weg zum Kristallteich, denn er war mit den Gefährten einmal hier gewesen, hier, in dieser versteckten Grotte unter einem ganz normalen Stadthaus mitten in Dandoria. Er war dabei gewesen, als Bluma in den See gestiegen war.
DARIUS!
Der Mann, den sie liebte und nicht lieben durfte, da es undenkbar war.
Sie wollte etwas sagen, wollte ihm Fragen stellen, doch er richtete sie sanft auf und drückte sie wortlos an sich. Er roch nach Wein und Schweiß , doch es war ihr egal. Seine Lunge pfiff von zu viel Tabak , und sie spürte das leichte Zittern seiner Muskeln, das von Schlafmangel und einem ungesunden Lebensstil zeugte. Sie schmiegte ihre Wange an seinen Bauch und traute sich nicht, den Kopf zu heben. Sie hätte sein schönes Gesicht und seine
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