Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Schiff wie eine Nussschale eingesogen hätte. Eine Zunge, die länger war als Hargor, wischte über das flache warzige Gesic ht des Dämons, und e rneut versuchte die Kreatur, die viel kleineren Drachenköpfe zu ergreifen.
Sharkan spielte mit dem Dämon, begab sich jedoch immer wieder in Gefahr, indem er viel zu nahe an das Wesen heran flog, als wolle er seinem Reiter beweisen, was er vermochte. Hargor stockte eins ums andere Mal der Atem, aber er musste seinem Drachen vertrauen, so wieder dieser ihm vertraute.
»Lass ihn!«, schrie Hargor. Nun trug er einen Teil der Verantwortung, zumindest bildete er sich das ein. Er erinnerte sich blitzartig an seinen schrecklichen Traum und daran, dass er sich in dieser Traumwelt genauso gefühlt hatte wie jetzt. Wie ein Beobachter, wie jemand, der zusah.
»Lass ihn, verflucht noch mal! Es genügt!«
Ein Ruck ging durch Sharkan , und Hargor spürte den inneren Kampf, den der Drache mit sich austrug. Und er begriff einmal mehr, dass der Vierköpfige zwar tun wollte, was ihm beliebte, jedoch irgendein ungeschriebenes Gesetz verhinderte, dies ohne einen Reiter zu tun, begriff, dass der Schwarze alles versuchte, sich d em zu widersetzen, aber stets in einen schlimmen Konflikt stürzte, wenn Hargor ihm etwas befahl. Der Ork wusste nichts von Autonomie oder Selbstverwirklichung, aber er hatte ein feines Gespür für Dinge, die kompliziert waren, auch wenn er deren Ursprung nicht erkannte.
»Und ein letztes Mal: Lass ihn!«, brüllte Hargor streng.
Sharkan zuckte, wand sich in der Luft, wehrte sich gegen den Befehl , und der Ork lächelte in sich hinein.
Noch ein Wort und ich werfe dich ab! , knurrte der Drache.
Eissplitter rannen über Hargors Rücken , denn er sah den tosenden Mahlstrom unter sich und den grölenden Dämon und das tiefe, tiefe Wasser. Aber er verschloss seine Furcht und blieb ruhig. Sagte nichts und wartete. Da waren Sharkans mentale Krallen, die versuchten, ihn zu lesen, wie er seine Träume lesen konnte, doch Hargor war gewappnet. Das kostete ihn so viel Kraft, dass ihm fast die Luft wegblieb und er das Atmen vergaß. Er wusste, wenn er jetzt aufgab, wenn er jetzt nachgab und seine Empfindungen öffnete, würde er für alle Zeiten den Kampf des Drachenreiters verloren haben.
Ich bin mutig!, rief er sich zur Ordnung. Ja, er war mutig, war tapfer, war Häuptling für eine Nacht gewesen, hatte sich gegen die Stärksten des Stammes erhoben , und er würde nicht zulassen, dass dieser Drache, den er aufgezogen hatte, sich ihm endgültig widersetzte. Nun galt es, die Nerven zu behalten, was nicht einfach war, denn Hargors Nerven waren zum Bersten gespannt , und Tränen liefen über sein Gesicht, während alles um ihn herum zu verschwimmen drohte und er für einen Herzschlag Lust empfand , sich einfach fallen zu lassen, hinunter ins kühle Nass.
Sharkan drehte ab, während unter ihnen der Dämon mit donnernden Lauten fluchte, und auf Teilen dessen gigantischen Leibes Flammen züngelten, die sogar das Wasser nicht löschen wollte. Der Dämon sank zurück in die wirbelnden Fluten , und sein starrer beißender Blick folgte ihnen, währenddessen sie sich immer höher in den Himmel schraubten und am Horizont die Sonne ihre letzten Atemzüge hauchte.
Das Wasser kochte und Dampf stieg zu ihnen auf.
»Was sollte das, verdammt? Was wolltest du mir beweisen? Erst fackelst du ein Schiff mitsamt Besatzung ab und heute versuchst du dich an einem ... an einem ...«
DÄMON! Mein Kleiner!
Pah, was für eine Überlegenheit, welche Arroganz in dieser Stimme, als sei er, Hargor, nur ein Furz, ein winziger Schiss im Gefüge der Geschichte.
»Ja, an einem Dämon. Warum tust du das?«
Damit du dich an die Dunkelheit des Todes gewöhnst!
Sie stiegen weiter empor , und es wurde kühler. In der Ferne lockte die Nacht mit ihren langen Atemzügen, indem sie die rot glühend die Sonne in ihren Schoß versenkte und mit einer wehenden Bewegu ng die Decke von den Sternen zog.
Diese Sterne glühten und blinkten nun über Hargor, der sich plötzlich müde fühlte, furchtbar müde. Er wollte schlafen, nur schlafen. Ruhe finden und die Ereignisse des letzten Umlaufs verarbeiten. Gestern um diese Zeit hatte er auf dem Holzthron des Häuptlings gesessen .
»Höre damit auf, mir etwas zu beweisen, Sharkan«, knirschte Hargor. »Höre auf, mich beeindrucken zu wollen. Ich kenne deine Beweggründe und weiß, was du willst. Ich bin dein Reiter und habe alles das akzeptiert.«
Erneut fuhr ein
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