Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
Liebe und des Friedens. Hier sprossen neue Schösslinge aus einem vernarbten Herz. Hier wurde Alltag zu Magie und Finsternis zu Hoffnung.
Das zweite Mal seit gestern rannen ihm Tränen über die Wangen. Er hielt sie nicht zurück, sondern fand, dass sie gut und richtig waren, und hätten sie ihm wie Säure die Haut zerfressen, hätte er sie nicht weniger begrüßt. Später würde er sich fragen, ob ihn Selbstmitleid oder Nächstenliebe zu diesem Zusammenbruch geführt hatten – und er würde keine Antwort finden. Vermutlich war das auch nicht wichtig, denn die Seele findet meistens eine Möglichkeit, um sich zu reinigen.
Nach einer unendlichen Zeit spürte Darius etwas Feuchtes an seiner Wange. Er öffnete die Augen und sah schmale Finger, die seine Wange streichelten und seine Haare zurückschoben.
» Du bist nicht alleine, Darius. Das bist du nie, auch wenn du so denkst oder wenn niemand bei dir ist. Alleine kannst du nur ganz tief in dir sein, und das ist in Ordnung so. Nur wenn du alleine gehen kannst, alleine stehen und alleine ruhen kannst, wirst du niemals wieder einsam sein, denn du hast dein inneres Tier besiegt. «
Bluma kniete vor ihm am Uferrand und sie war wieder so schön, wie sie es gestern gewesen war. Sie lächelte und fuhr ihm mit dem Handrücken über die Lippen. » Es wird Zeit, dass du wieder jener wirst, der du einst warst. Ein tapferer Mann, auf den man sich verlassen kann, egal was gesch ieht . «
Er wollte etwas sagen, doch er brachte kein Wort heraus. Ihre schönen blauen Augen drangen bis tief in sein Herz , und er fragte sich, ob dies Bluma war oder eine Fremde?
» Ich bin Bluma « , antwortete sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
» Und ich bin Darius. Verlassen konntest du dich auf den Dämon. Doch den gibt es nicht mehr. Ich bin nur ein Mensch. «
» Und ich bin nur eine Barb « , lächelte sie. » Wir sind, was wir sind, und haben jederzeit die Möglichkeit, eine Wahl zu treffen. Nur wir selbst sind Herr über uns und unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Befindlichkeiten. «
Er nickte stumm.
Sie strich ihm die Haare aus der Stirn und er nahm sie in die Arme. Er drückte sie fest an sich und atmete ihren Duft, der ebenso fremdartig war wie ihre körperliche Erscheinung. Durch dies hindurch nahm er Bluma wahr, unzweifelhaft Bluma. » Du musst nicht in dieser Gestalt sein « , murmelte er.
Sie löste sich von ihm. » Stört es dich? «
Er schluckte hart. Egal, was er nun sagte – es konnte falsch sein.
» Nein « , schüttelte sie den Kopf. » Es stört dich nicht, aber du weißt nicht damit umzugehen. Du bist eine ehrliche Haut und möchtest mich nicht verletzen. Ja, ich würde dich auch gerne liebkosen, wenn ich aussehe wie Bluma von Fuure. Aber das würde mich stören. Denn es wäre nicht richtig. Es würde nicht passen. Es wäre bizarr und es würde uns auf Dauer niemals glücklich machen. Ich glaube « , Sie warf den Kopf zurück und schüttelte ihr blondes Haar. » Ich glaube, manch einer würde es krankhaft finden , und wir wären das Gespött der Leute. « Sie lächelte schief. » Und vielleicht wären wir sogar unser eigenes Gespött. «
Darius blinzelte, als wolle er den Traum verscheuchen, als traue er seinen Augen und seinen Wahrnehmungen nicht.
» Es gelingt mir stets eine ganze Weile, zu Symbylle zu werden und doch Bluma zu sein « , unterbrach Bluma seine Gedanken. » Vielleicht werde ich diesen wunderbaren Zustand bald ganz für mich haben, möglicherweise nicht. Ich weiß es nicht, lieber Darius. Aber bevor ich in den Teich zurückgehe, bevor ich mich der Düsternis stelle, die derzeit über Mittland kommt, möchte ich dich einmal, nur einmal … «
Er beugte sich vor, denn er wusste, was sie sagen wollte , und sie küssten sich. Ihre Lippen fanden sich. Seine trocken und spröde, ihre weich, warm und verlockend. Ihre Zungen spielten sanft miteinander , und sie drückten sich aneinander wie Ertrinkende, als würden sie, falls man sie trennte, für alle Zeiten vergehen und aufhören zu existieren. Ihr Kuss wurde intensiver, enger, näher und intimer, sie hauchten sich an und öffne ten die Lippen und spürten sich, ihren Atem, ihr Schluchzen und ihre Begierde.
Schwer atmend lösten sie sich voneinander.
» Und nun? « , fragte Darius flüsternd.
Bluma sagte leise: » In diesem Moment schweben unsere ehemaligen Gefährten in größter Gefahr. Sie sind wie Ähren zwischen Mühlrädern. Große Mächte kämpfen gegeneinander und zerreiben
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