Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
die Seele aller Unternehmungen.«
Snækollur sagte: »Du siehst das zu pessimistisch und zu düster, mein Lieber. Es ist wenig von dem Connor übrig, der einst unsere Region verließ.«
»Der auf ein Sklavenschiff verkauft wurde, meinst du wohl?«
»Alte Geschichten. Du hast überlebt. Du bist erstarkt zurückgekehrt. Du hast Rache geübt. Nun steht dir die Zukunft offen. Lass uns zusammenarbeiten. Korgath hatte seinen Ascor, du hast mich. Jeder Herrscher braucht einen Gegenpart. Nur wenn man Ideen, Vorstellungen und Gedanken hin und her schüttelt, auch unterschiedliche Meinungen hat, kommt unten guter Wein raus. Wer dies nicht beherzigt, ist ein eitler Narr und wird sich irgendwann die Nase blutig rennen.« Er nahm einen tiefen Schluck und leerte den Krug. Er rülpste und rieb seine blutrote Nase, in der es knackste. »Deshalb höre auf, in der Vergangenheit zu leben. Du bist der Führer des Barkenclans. Sei stolz darauf , und trete de ine Würde nicht mit Füßen. V ergesse nicht, was ich sagte: Wer weiß, ob du nicht irgendwann König von Dandoria bist!«
»Scheiß auf König«, spuckte Connor aus. Er warf seinen Krug auf das Fell. »Wenn wir nichts tun, verlieren wir vielleicht unser Schiff und unsere Leute, aber wir haben Frieden. Gehen wir nach Süden, überleben vielleicht einige von uns , und mit ganz viel Glück nehmen wir die Burg ein. Binnen weniger Tage oder Wochen wird man uns verjagen, denn nur wir Barken sind zu wenige.«
»So ist es.«
»Es bleibt also nur die Möglichkeit, die Clans zu sammeln?«
»Ja.«
»Und das auch nur dann, wenn wir Korgaths Wunsch folgen?«
»Ja. Tun wir das nicht, bleiben uns die Dörfer und kleineren Städte, die wir, wenn uns danach ist, wie in der Vergangenheit überfallen können, damit wir etwas Spaß haben. Allerdings glaube ich, den Männern wird langweilig. Sie sehnen sich nach Kampf und Blut. Sie wollen zeigen, dass sie Barbaren sind und sich nicht von morgens bis abends mit ihren Weibern streiten. Korgath wusste, wie er seinen Clan zufrieden stellt, zumindest so lange, bis es die ersten Toten gibt.«
»Von mir aus übernehme mein Amt«, murmelte Connor. Was er gehört hatte, reichte aus, um ihm die Laune zu verderben. Es gab viel zu viele Entscheidungen zu treffen. Das war nicht seine Art. Er war ein Kämpfer, kein Stratege. »Ich gehe zurück zu meinen Freunden.«
Snækollur zog die Brauen zusammen , und sein Mund unter dem Bart wurde ein schmaler Strich. Es schien, als ringe er nach Worten, seine Augen wurden größer , und es schien , als blase er sich auf. »Verdammter Bengel!«, donnerte er. »Ich habe zugelassen, dass du mich verdrischst, mir meine Nase brichst und von einem Zwerg fesseln lässt. Ich habe zugesehen, wie du vier meiner besten Leute getötet hast. Ich habe dir geholfe n, als uns die Wargen angriffen und lüge für dich, wann immer jemand zu viel fragt. Und nun glaubst du, dich aus deiner Verantwortung stehlen zu können?«
Connor schrak hoch. In diesem Moment war er wieder der kleine blonde Junge, der seine Kampfeskünste bei einem großen breiten Mann lernte, dessen Stimme eindeutig zu laut und zu dunkel war. Diese Verwirrung währte nur ein paar Atemzüge , und Connor donnerte zurück: »Leck mich am Arsch, Snækollur. Du hast mich benutzt wie eine Spielfigur aus Knochen!«
»Schweig«, zischte der alte Kämpe und sprang auf.
Connor atmete schwer und schnellte hoch. »Nein.«
»Ich sagte, du sollst schweigen, Connor von Nordbarken. Ein Wort von mir , und man wirft dich den Wargen zum Fraße vor. Hast du es immer noch nicht kapiert?«
»Was? Was sollte ich kapiert haben?«, ächzte Connor und ballte seine Fäuste. Oh ja, er hatte kapiert, doch der Zorn wurde immer größer. Der Zorn auf sich selbst, auf seine Dummheit und darüber, dass er sich von seinen Rachegelüsten hatte leiten lassen.
»Du tust, was ich will, ist das klar?« Snækollurs Kopf glitt zwischen seine Schultern, als zwänge er sich zwischen schützende Wälle , und sein Bart sträubte sich. Er flüsterte, trotzdem klangen seine Worte wie Hammerschläge. »Du bist und bleibst unser Clanführer. Du wirst dich deiner Feinde entledigen und deine Freunde fördern. Du wirst warten, bis ich Entscheidungen getroffen habe und diese nach außen vertreten. Du bist mein Sprachrohr , und ich bin dein Hirn, du tumber , blonder Schwertschwinger!«
In Connors Ohren rauschte es. Vor seinen Augen wallten Nebel. Er hätte diesem Mann die Kehle umdrehen können, er würde ihn
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