Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
durfte ich dich nicht früher kennenlernen?«, haderte er , und drückte Nashka an sich. Seine Zunge leckte über ihren Hals , und seine Finger krallten sich in ihr Hinterteil. Alles an ihm pochte und war bereit, war stets bereit. Noch nie hatte er eine derartige Leidenschaft empfunden.
Sie machte sich sanft los und sagte: »Du bist zu schnell. Du willst zu schnell zu viel wissen.«
Er lachte heiser. »Wie könnte ich eine Welt ignorieren, die sich vor mir öffnet wie ein Buch? Warum sollte ich warten? So wie es ist, finde ich es schön. Endlich habe ich die Fesseln des Menschseins abgestreift.«
»Du wirst dich selbst zerstören, wenn du nicht lernst, mit deinen neu gewonnen Kräften umzugehen.«
Er lachte und drehte sich weg. Sein Palast kam ihm längst nicht mehr wie irgendeine Wohnung vor, sondern wie das Schloss eines Königs der Dunkelheit. Was früher glänzte, glühte nun, was vorher ästhetisch wirkte, war nun Labsal für die Seele. Die Vorstellung , noch hier zu hausen, wenn alle Würmer dort unten in der Stadt schön längst tot waren, beflügelte ihn. Würde sein Freund Darius Darken ihn besuchen – er würde ihn trinken. Er würde ihn zu sich holen , und gemeinsam würden sie sich Nashka teilen und zu dritt Mittland beherrschen.
Das waren unsinnige, von menschlichen Gefühlen geleitete Sentimentalitäten, wurde ihm klar. Warum sollte er Macht teilen?
Er war ein Gott.
Und fragte sich, wie es kam, dass Nashka jenen feinen Faden zur Menschlichkeit noch nicht durchtrennt hatte.
»Weil ich stets beides bin«, sagte sie knapp.
Er gönnte sich ein Glas Blut, denn heute würden sie sich lieben und noch einmal lieben und erst später – wenn überhaupt – auf Jagd gehen.
»Du verleugnest deine Existenz!«, sagte er hart.
»Woher nimmst du das Recht, mir das vorzuwerfen?«, gab sie zurück.
»Ich habe das Recht dazu !«
Sie lachte , und für einen Moment wurde er zornig auf sie und hätte sie am liebsten zerrissen! Zerfetzt! In Stücke geteilt.
Er schämte sich.
Nein, so sollte er nicht denken. Ohne sie wäre er nicht , was er war.
Nashka, die seine Aufwallung spürte , wich von ihm zurück , und ihr wunderschönes Gesicht verzerrte sich. Sie zog die Brauen zusammen und flüsterte: »Was bist du, Markosa Lightgarden?«
»Das, was du aus mir aus mir gemacht hast, Nashka Crossol«, gab er lässig zurück , und vorbei war seine zornige Aufwallung, denn er liebte sie. Er versuchte ein Lächeln , und seine Zähne fuhren knirschend aus.
Seine Zähne.
Er hatte sich im Spiegel betrachtet. Wer sagte, ein Vampir könne sich nicht im Spiegel sehen, wusste nicht, über was er redete. Oh ja – er sah sich , und er bewunderte sich. Die Spannkraft war unübersehbar. Seine Kleidung hatte er gewechselt. Er hasste neuerdings Fa rben und hielt sich an gedeckte oder schwarze Töne . Und seine Zähne faszinierten ihn. Sie wurden, wenn er Durs t hatte, lang wie kleine Finger, sein Unterkiefer verbreiterte sich , was ihn in die Lage versetzte , ihn so weit zu öffnen, dass er einen Kinderkopf hätte fressen können. Das veränderte sein Aussehen gräulich , doch er fand es schön, edel und angemessen.
Er hatte den Befehl erteilt, seinen Palast zu verändern. Mehr Schwarz, denn das war seine Farbe, es war der Atem der Nacht, die für ihn wie der Tag war. Nur in der Nacht konnte er trinken, tagsüber versuchte er, so gut es ging, seine Fassade aufrecht zu halten. Dann war er Markosa Lightgarden, junger Adeliger und Erbe eines Vermögens und einiger Schiffe. Er schminkte sein weißes Gesicht, damit es Lebensfarbe hatte und tat, als sei er fehlbar.
Seine menschliche Fassade langweilte ihn.
Die Gespräche mit den Gildenführern und Kapitänen fand er öde.
Warum das alles? Er konnte sowieso haben, was er wollte.
»Wenn sie erfahren, was du bist, werden sie dich jagen , und irgendwann wird man dich töten«, erklärte Nashka.
»Wie sollte man mich töten?«, fragte er und grinste.
»Es gibt unzählige Legenden über Vampire und das meiste davon sind Mythen. Doch eines solltest du ernst nehmen. Wenn man dich überrascht, während du schläfst, wird man dir den Kopf abschlagen. Oder dich verbrennen. Beides führt zum ewigen Tod.«
»Dann schlafe ich nicht mehr.« Das war Unsinn, erkannte er, denn auch ein Vampir benötigte Ruhe und die Tiefe der Dunkelheit, die er traumlos und wie bewusstlos verbrachte. Er schlief weder in einem Sarg, noch in Mutter Erde, aber er schlief.
»Wie hast du die Jahrhunderte
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