Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
überlebt?«, wollte er von Nashka wissen.
»In einem Sarg«, sagte sie. »Tief unten im feuchten Leib von Mittland. So lange, bis meine Aufgabe mich rief, bis ich im feuchten Lehm erwachte, weil es so sein musste. Ich durchbrach die Krume und tötete ein Lepori. Ich trank sein Blut, das erste Blut nach meinem Erwachen. «
»Warum hast du so lange gewartet?«
Sie musterte ihn mit rot glühenden Augen . »Weil ich mich an dir rächen wollte. Dich töten wollte. Nicht ich legte die Zeitdauer meines Schlafes fest, sondern etwas, das üb er mein Begriffsvermögen hinaus geht. Möglicherweise eine innere Uhr. Ich weiß es nicht.«
»Ich hätte Regerik gerne kennengelernt.«
Als Mensch hatte ihn die Geschichte erschüttert, nun fand er sie – erbaulich.
Sie schaute ihn an , und etwas in ihrem Blick verwunderte ihn. War es Trauer? Oder sogar Furcht? Enttäuschte sie seine Konsequenz? Hatte sie erwartet, er würde lange brauchen, um sich mit seiner Existenz abzufinden? Dann hatte sie sich getäuscht. Noch nie hatte Markosa sich so wohl gefühlt. Er war ... zuhause! Angekommen!
Letztendlich ließ ihn eine Bemerkung von Nashka nicht los. Sie wolle sich an ihm rächen. Verdammt, sie hatte gemerkt, dass er ein Mensch war und offensichtlich nicht der Vampir-Linie der Lightgardens entstammte. Namen konnten vererbt werden. Eine weibliche Linie zum Beispiel und schon war sie abgezweigt und hatte mit ihm nichts mehr zu tun. Trotzdem hatte ihre innere Uhr sie zu ihm geführt. Warum? Gab es noch einen Grund, den sie ihm verschwieg?
Er beschloss, vorsichtig zu sein.
Was, wenn das, was über ihr Begriffsvermögen ging, sie erneut beeinflusste und er eines Tage nicht mehr aufwachte, weil ihm der Kopf fehlte?
Er konnte sich nicht vorstellen, dass überhaupt irgendetwas so viel Macht über ihn haben konnte, um ihn Äonen in einem Sarg schlafen zu lassen, ohne dass er es wollte. Das war Schwäche. Und ein Vampir durfte sich keine Schwäche erlauben.
Nashka war, auch als Vampirin, eine Frau.
Sie war schwach!
Markosa kicherte. Männer und Frauen. Das alte Spiel. Es blieb, wie es war – auch wenn man Blut trank. Und heute würde er es beweisen.
Nashka hockte auf der Fensterbank und blickte versonnen in den sich rötenden Himmel, während unter ihr in Dandoria die Marktstände zusammengepackt wurden und allerlei Rassen sich aufmachten, um den Abend zu genießen oder das zu tun, was sie dafür hielten.
»Komm her«, sagte Markosa sanft und kreuzte die Arme vor der Brust.
Nashka tat wie geheißen. Sie stand vor ihm , und ihr fragender Blick hatte eine Wärme, die Markosa verwirrte.
Er schlug sie.
Er schlug sie so hart, dass sie gegen die Wand flog, ein Bild herunterriss und in die Knie sackte. Sie zischte , und ihre Zähne fuhren aus. Sie kauerte wie eine sprungbereite Katze auf dem Teppich und starrte ihn an. »Warum hast du das getan?«
»Weil ich es kann - ganz so, wie ein Hund sich die Eier leckt «, sagte er mit leiser Stimme.
Schneller, als ein menschliches Auge es wahrgenommen hätte, huschte sie zur gegenüberliegenden Seite des Zimmers , und schon war er bei ihr, verstellte ihr den Weg und rammte ihr seinen Ellenbogen in den Leib. Sie keuchte und überschlug sich wie an Drähten gezogen. Sie landete auf der Tischplatte.
Die Kraft, mit der Markosa zu Werke gegangen war, hätte einem Lebenden alle Knochen gebrochen, Nashka jedoch war unverletzt. Markosa lachte und breitete die Arme aus. »Ist das nicht schön? Hattest du eine Ahnung, wie viel du einstecken kannst?«
Mit einem Sprung klebte sie an der Decke, raste wie eine Spinne um den Kronleuchter und ließ sich auf ihn fallen. Nicht nur ihre Zähne waren größer geworden, sondern auf ihre Fingernägel, die jetzt fingerlangen Sicheln glichen. Die rammte sie Markosa in die Schulter.
Mit einem Schrei, der durch das geöffnete Fenster weit über Dandoria hallte, machte Markosa sich los. Das hatte er sich einfacher vorgestellt. Er wollte sie disziplinieren, wollte ihr zeigen, wer der Herr dieses Palastes war. Nicht, dass er sie weniger liebte, im Gegenteil. Seine Gefühle zu ihr waren leidenschaftlicher denn je , und er genoss, was er tat. Es war wie ... Sex.
Nashka schien sich zu verändert. Eine dunkelgraue Aura pulsierte um ihren schlanken Körper, die Luft verdickte sich , und ein beißender Geruch erfüllte den Raum.
Mit morbider Faszination und Neugierde wartete Markosa, was geschehen würde.
Nashka öffnete den Mund und brüllte. Es war der Laut eines
Weitere Kostenlose Bücher