Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
nicht.
Gab es auf diese Art einen Weg, sich einander zu nähern? Würde er den alten Mann mit anderen Augen sehen, nachdem sie Schulter an Schultern gekämpft hatten?
Würde er lernen, Korgath zu begreifen?
Ihm ging nicht aus dem Kopf, was dieser ihm gesagt hatte , und einen Herzschlag lang fühlte Connor sich schuldig. Hatte der Alte Recht? Hätte er, Connor, sich genauso verhalten? War er zu eitel gewesen und hatte die Regeln der Barbaren vergessen, weil sie ihm nicht genehm waren? War er tatsächlich zu jung und zu dumm gewesen, um zu begreifen, dass nur harte Regeln eine Gemeinsamkeit wie die der Barken sichern konnten? Waren sie Gefangene dieser Regeln?
Er griff hinter sich und reichte seinem Vater einen Streithammer. »Nimm ihn.«
Der ehemalige Clanführer zog die Augenbrauen zusammen. Er knurrte, nickte hart und nahm die Waffe.
Die Laute der Wargen näherte sich. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie jede Vorsicht fallen ließen und sich in die Beine der Pferde verbissen. Nun galt es, Reißaus zu nehmen, oder sich dem Rudel zu stellen. Da Wargen hervorragende Läufer waren, würden sie sich nicht abhängen lassen , und die Pferde würde es unnötig schinden.
Connor zügelte seinen Gaul und schwang sich in den Schnee. Er legte den Fellumhang ab und wog in der Linken sein Schwert und rechts die Axt.
»So sei es«, sagte Korgath und stand binnen weniger Herzschläge neben Connor, den schweren Hammer bereit.
Zuerst waren es Schatten im Schnee, dann erkannte man die Umrisse , und schließlich waren sie bei ihnen. Es handelte sich um ein kleines Rudel, eine Handvoll Tiere. Ihre Augen funkelten bösartig , und von den Lefzen tropfte Speichel. Sie waren hager und ausgehungert. Sie näherten sich Seite an Seite, ein mörderischer Halbkreis, jedes Tier auf gleicher Höhe. Ihrem Hunger zum Trotz ließ ihr Instinkt Vorsicht walten, denn sie zügelten ihre Kampflust und öffneten den Halbkreis etwas, sodass die beiden Männer nicht alle Angreifer auf einmal im Auge behalten konnten.
Connor konnte bisher kein Leittier ausmachen, was ebenso zur einfachen Strategie des Rudels gehörte. Der Leitwolf würde sich erst später zeigen, vermutlich lauerte er hinter einem Felsen oder es gab ihn nicht. Vielleicht war es jener, den Connor vor zwei Nächten getötet hatte? Unwahrscheinlich, denn das Rudel hätte längst einen neuen Rudelführer bestimmt.
Sie sprangen gleichzeitig, was Connor für den Bruchteil eines Atemzuges Bewunderung abrang.
Die Tiere hatten nicht mit der Beweglichkeit und Kampferfahrung der Barbaren gerechnet. Ein Anfänger hätte sich möglicherweise auf einen einzelnen Wolf konzentriert, Barbaren kämpften anders.
Korgath ging in die Knie und wich dem Sprung zweier Tiere aus, dabei huschte sein Hammer hoch, den er mit einer geschmeidigen Körperdrehung um sich selbst schwang. Connor, der dies aus den Augenwinkeln sah, zollte dem Alten Respekt, dann kämpfte auch er.
Korgath traf zwei Wargen im Sprung und einen, der versucht hatte, auszuweichen. Klatsch, klatsch, klatsch! Knochen splitterten , und zumindest ein Tier war so stark verletzt, dass es verzweifelt die Schnauze in den Schnee grub, mit den Hinterbeinen zappelte und heulte wie ein Dämon. Aus dem zertrümmerten Schädel floss Hirnmasse.
Connor hatte größere Probleme.
Er ahnte, dass er sich für eine Waffe entscheiden musste. Entweder Schwert oder Axt. Beides zusammen funktionierte bei diesem Kampf nicht, denn ihm fehlte jeweils die notwendige Präzision. Der Barbar entschloss sich für die Waffe, mit der er so manchen Kampf entschieden hatte. Für sein Schwert.
Korgath, der in Bedrängnis geriet und sich vor schnappenden Schnauzen in Sicherheit bringen musste, rollte durch den Schnee, riss die Axt hoch und versenkte sie in den Körper eines Vierbeiners, der hechelnd zu Boden fiel, zuckte und jaulend starb.
Connor war unachtsam gewesen. Einer der Wargen hatte sich in seinen Unterarm verbissen, als er die Axt weggeworfen hatte, und hing nun an ihm. Ein brennender Schmerz schoss durch seinen Arm. Das Tier ließ nicht locker und die roten Augen starrten Connor an, als wollten sie sagen: Ich fresse deinen Arm! Tue, was du willst, aber deinen Arm fresse ich!
Mit aller Kraft wirbelte Connor herum, schwang sein Schwert und hackte einem Angreifer die Vorderbeine zur Hälfte ab. Das Tier überschlug sich und rutschte durch den Schnee. Auf den Gelenken versuchte es, Connor zu schnappen , während es eine Blutspur durch den Schnee zog. Die
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