Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
einem leibhaftigen König. Nun – man lernt nie aus.« Er stieß harzig duftenden Rauch aus.
»Kommt endlich zur Sache, bevor ich mir die Sache anders überlege und davon reite«, schnaubte Balger ungeduldig. »Eure Botschaft war eindeutig. Dandoria ist dem Untergang geweiht! Ich werde meine Königswürde verlieren, denn in ganz Mittland wird Anarchie herrschen. Punkt.«
Frethmar strich sich durch den Bart und runzelte die Augenbrauen. »Ja, Punkt«, sagte er.
»Und ihr erwartet, dass ich euch diesen Unsinn glaube?«
»Warum sonst seid Ihr hier, mein König?«, fragte Agaldir.
»Hört endlich mit Eurer Ehrerbietung auf, Agaldir. Ich glaube Euch kein Wort , und schon gar nicht, dass Ihr auch nur im Traum unterwürfig seid. Ich erlebte Euch im Kampf gegen Magus Claudel und ich sah, zu was Ihr fähig seid. Wir kennen uns lange genug und wissen, was wir voneinander zu halten haben. Als ich noch Inquister von Dandoria war ...«
»... herrschten andere Zeiten«, unterbrach ihn Agaldir brüsk. »Die Situation hat sich geändert. In der letzten Zeit gab es Dämonenübergriffe, denen Lady Grisolde und viele andere zum Opfer fielen. Damit ist nun Schluss. Wir haben dafür gesorgt, dass Unterwelt schweigt – zumindest im Moment. Dafür, mein lieber Balger, solltet Ihr uns dankbar sein.«
»So etwas habt Ihr in der Botschaft geschrieben und ich habe selten so gelacht. Wie solltet Ihr in der Lage sein, den Lord von Unterwelt zu besiegen und Frieden zu schaffen?«
»Magie, Balger, Magie und Mut, wobei beides eins sein kann. Und eben darum geht es.«
Balger blickte sehnsüchtig zu seinem Trinkschlauch und Agaldir sagte: »Ein König, der um diese Tageszeit säuft, ist sich seiner Macht nicht gewiss.«
Balger sah aus, als wolle er dem kleinen Mann an die Gurgel gehen, doch er riss sich zusammen. Seine kleinen Augen funkelten, als wollten sie sagen: Ich bin jemand, der nicht vergisst! Aber seine Neugierde war entfacht, also riss er sich zusammen. Was er hier tat, war absurd genug und nahm ihm seine Königswürde. Jeder sah ihm an, dass seine Erhabenheit gekränkt war und er diese Entwürdigung seines Amtes nicht mehr lange hinnehmen würde. Ein König saß neben den Göttern. Er stellte das Gesetz dar. Er war es, der über Leben und Tod entschied. Das Volk hatte ihn gewählt, weil es ihm vertraute , und er würde sich nicht länger von drei Verrückten zum Narren halten lassen.
Auch Frethmar merkte, dass sie den Bogen überspann ten und sagte mit milder Stimme: »Er hat recht, Agaldir. Wir sollten ihm sagen, weshalb er wirklich hier ist.«
»Wirklich?«, fuhr Balger auf. »Was bedeutet wirklich?«
»Halt!«, flüsterte Connor und hob warnend eine Hand. Die andere griff zu m Schwert. Agaldir richtete sich auf. Balger zuckte und sein Dreifachkinn schwabbelte. Frethmar hielt wie durch einen Zauber seine Axt in der einen Hand und löste eilends das Lederfutteral, während er mit der anderen die Pfeife ausklopfte und verstaute. »Pst ...«, machte Connor. Er legte den Kopf schräg und lauschte.
»Wir sind nicht alleine ... es nähert sich jemand ... Jemand, der nicht entdeckt werden will«, wisperte Frethmar. Drei Augenpaare nagelten den König fest. Balger schüttelte wild den Kopf. »Nein, ich habe nichts damit zu tun.« Man sah ihm an, wie sehr er mit seiner Königswürde kämpfte.
»Denkt daran, was ich sagte«, knurrte Connor. »Ihr seid der erste Tote.« Seine Schwertspitze zeigte auf den König.
Balger sperrte die Augen auf , und Schweiß trat auf seine Stirn. »Glaubt mir ... ich bin alleine hergekommen.«
Im selben Moment brachen drei Gestalten, dann noch einer und noch einer , aus dem Unterholz, jeder kam von einer anderen Seite. Verwegen aussehende bärtige Männer, hünenhaft, breite Schultern, lange Haare, ganz in Leder gekleidet und schwer bewaffnet. Sie führten Keulen, Äxte und Knüppel bei sich.
»Barbaren!«, stieß Connor aus und war auf den Beinen.
»Verdammt, was soll das?«, fragte Frethmar und blickte seinen Freund an.
»Ich habe keine Ahnung«, gab Connor zurück und ging in Verteidigungsstellung.
Balger ließ sich wie ein Ochsenfrosch hintenüber fallen, wälzte sich schwerfällig auf die Seite und starrte schutzsuchend über den Stamm nicht nur zu seinem Trinkschlauch, sondern auch zu seinem Schwert, das noch am Sattel steckte. Das Streitross blieb gelassen und graste. Es war Kampfgeräusche gewöhnt. Balger hätte viel für sein Schwert gegeben, denn ein Feigling war er nicht.
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