Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
sein.
Nun hat sie die Wahl. Lässt sie ihn leben, wird er einer der Ihrigen, ein Unsterblicher, in dessen Körper das Vermächtnis derer von Dragul schwingt. Lässt sie ihn sterben, wird es für ihn keine Auferstehung geben.
Sie schwebt auf einer Wolke des Genusses. Vergessen ist der ungewaschene Körper ihres Opfer s , nicht wichtig, was er dachte und tat. Was zählt, ist sein Lebenssaft , und dieser läuft schwer und süß über ihre Zunge und weiter bis zu ihrem Herzen, das wie ein Schmiedehammer klopft.
Sie lässt nie einen Bösen leben!
Der Mann in ihren Armen sackt weg, sein Körper wird schwer , und sein Herz hört auf, Blut zu pumpen.
Die Vampirin lässt den Toten fallen.
Sie legt den Kopf in den Nacken, breitet die Arme aus und starrt in den Mond, als wolle sie ihn umarmen. Er ist ihr Vater, ihre Mutter, ihr Leitlicht. Er ist ihre Sonne und Lichtspender, obwohl sie im Dunklen besser sehen kann als eine Eule. Er ist wie schwebendes Eis und strahlt jene Kälte aus, die ihr Zuhause ist.
Sie steigt über den Toten hinweg und schlendert fast gelassen durch die Gasse. Sie ist befriedigt. Sie ist gesättigt.
Ja, sie ist zufrieden.
Und sie denkt an ihn.
An ihn , den Schönen. Es ist noch nicht lange her.
Zuerst hatte sie ihn davor bewahrt, beim Duell getötet zu werden.
Dann war sie seinen Spuren gefolgt, war durch die Schwingtür gegangen und hatte ihm in die Augen geblickt. Das war notwendig gewesen. Er muss sich in sie verlieben. Nur so wird sie ihren Plan durchführen können.
Markosa Lightgarden, an dem die Zukunft derer von Dragul hängt. Er wird ihr helfen - danach wird sie sein Blut trinken. Und sie ahnt, dass dieser schöne Mann sauber riecht.
10
»Ihr habt meinen Enkel Steve empfangen?«, fragte Agaldir, während Loouis Balger, König von Dandoria, sich von seinem Pferd wälzte.
»Er brachte mir die Botschaft«, sagte Balger steif. In seinem runden Gesicht zuckte es. »Warum habt Ihr sie nicht selbst überbracht?«
Agaldir lachte kurz. »Ihr hättet mich und meine Freunde festgenommen. Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Euch der Kampfeskunst des Barbaren und des Zwerges versichern wolltet. Ihr habt gesehen, wie Frethmar und Connor es mit zwei Dutzend Soldaten Eurer Garde aufnahmen und diese besiegten. Seitdem sucht Ihr die Beiden.«
Balger räusperte sich, nahm einen Trinkschlauch vom Sattel und trank einige Schlucke. Ein süßes Weinaroma breitete sich aus. Der fette König wischte sich die hedonistischen Lippen mit dem Handrücken ab , und die goldenen Ringe, mit denen jeder einzelne seiner Finger geschmückt war, schimmerten im Zwielicht. Er hängte den Schlauch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er stand kerzengerade vor Agaldir, Frethmar und Connor und versuchte offensichtlich, durch diese eindrucksvolle Geste seine Macht zu unterstreichen.
»Ich hätte meine Garde mitbringen können ...«, sagte er.
»Ja«, schaltete sich Connor ein. »Ihr wäret der erste Tote gewesen. Danach hätten wir uns Eure Männer vorgenommen.«
Der König grinste schief. »Du hast gut reden, Barbar. Mit einem Blinden Magister an seiner Seite redet es sich leicht daher. Was deine Waffe nicht ausrichtet, wird Magus Agaldir erledigen, nicht wahr?«
»Wir verstecken uns nicht hinter dem Rücken eines alten Mannes«, gab Connor zurück und fing sich einen scharfen Seitenblick von Agaldir ein. Frethmar verdrehte verlegen die Augen und tätschelte seine Streitaxt.
Balger grinste. »Aha, so also sieht man Euch, Agaldir. Als einen alten Mann. Bedauerlicherweise ist es mit euch Magiern wie mit dem Wein. Je älter, desto besser. Doch nun wird es Zeit, dass wir zur Sache kommen.«
Agaldir sagte: »Zuerst bedanke ich mich für Euren Mut, mein König. Schließlich könnte es sein, dass wir Übles mit Euch vorhaben.«
Balger lachte. »Würdet Ihr dafür Euren Enkel opfern? Ich glaube nicht. Er bleibt in Gewahrsam, bis ich zur Burg zurückkehre, so, wie es in der Botschaft vereinbart wurde.«
Agaldir verzog das Gesicht. »Wir sollten uns setzen. Es führt sich kein gutes Gespräch, wenn man in der Gegend herumsteht wie ein entblätterter Baum.«
Frethmar wies auf die umgestürzten Baumstämme.
Balger nahm ächzend Platz, Agaldir, Frethmar und Connor setzten sich ihm gegenüber. Frethmar fummelte umständlich eine Pfeife aus seinem Reisebeutel und stopfte sie. Er zündete den Tabak an und pustete zufrieden. »So etwas habe ich noch nie erlebt ...«, murmelte er. »Ein konspiratives Treffen mit
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