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Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)

Titel: Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Freude. Begriff er, dass er nie wieder laufen würde und im schlimmsten Fall seine Beine einbüßte? Begriff er, dass ein schneller Tod dem unendlichen Leid der Zukunft vorzuziehen war? Dass er schlicht und einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war? Dass er gleich Schmerzen haben würde, die seinen Verstand rösteten?
    Bob staunte, dass er für den archaischen Mann Mitleid empfand. Er wusste nicht, was zwischen Connor und seinem Vater geschehen war und warum sie hier beisammen waren. Er hatte den Richter bei einer Familienfehde gespielt , und der Sieger stand offensichtlich fest.
    Connor klammerte sich an ihn , und Bama und Laryssa schob en ihn durch die noch geöffnete Tür. Dann drehte die Amazone sich um und ging noch einmal zurück.
    Draußen an der Treppe versuchten Bob und Bama, den Hünen vorsichtig die Stufen hinunter zu hieven, was mittels Connors Hilfe gut ging. Hinter ihnen wurde die Tür zugeworfen und Laryssa folgte ihnen.
    Bob wartete auf Schmerzensschreie.
    Wartete auf verzweifelte Hilferufe.
    Doch Korgath von Nordbarken war still.

5
     
    Wandrom Hard musterte den hageren , weißen Mann, der mit ihm das Schiff durchsuchte. Sofort merkte er, dass dieser Kerl, der sich Haker Flack nannte, keine Ahnung von Schiffen hatte.
    Im Grunde war im das egal, denn seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Sie waren durch ein Portal gegangen , und etwas war schiefgegangen. Dem Realisten in Hard war sofort klar, dass die Mannschaft nicht überlebt hatte. Seine Ohren für die Silvia waren so geschult, dass er den Furz von Small Hijeck, drei Decks höher, gehört hätte. Es gab niemanden auf diesem Schiff, keine Leichen, keine Matrosen, keine Offiziere. Sie waren schlicht und einfach verschwunden. Lediglich er, Wandrom Hard, existierte , und sofort stellte sich seinem fragenden Verstand der Situation: Warum ich?
    Er war es gewesen, der sterben wollte und er war es, der überlebte? Wer trieb diesen morbiden Scherz mit ihm? An Götter glaubte Hard nicht, auch sonst war sein Weltbild atheistisch.
    Und er begriff, dass er mit seiner knorrigen, aufrechten Art, ein Langweiler war, ein Mann ohne Leidenschaften, niemand, den eine schöne Frau begehrte.
    Er rechnete aus und begriff.
    Er nahm und verriet.
    Er fürchtete sich und ging.
    Er war nicht der große Hard, er war ein Versager.
    »He, nun kommt schon, Kapitän. Ihr kennt Euer Schiff besser als ich«, schimpfte der weißhaarige Mann, der ihm ähnlich schien, hager, knochig, starr – und doch war der Mann von einer Leidenschaft umgeben, die Wandrom Ha rd zeit seines Lebens vermisst hatte.
    »Wie sollten mit der Suche aufhören, Flack«, sagte Hard.
    »Warum seid Ihr so sicher?«
    »Ich kenne mein Schiff. Davon ist kaum noch etwas übrig. Nur Trümmer und Bruch. Was meint Ihr, wo sich noch jemand verstecken sollte?«
    »Wie viele wart Ihr?«
    »Mehr als vierzig.«
    »Das ist unglaublich. Wie kommt Ihr hierher?«
    »Das, bester Albino, wollt Ihr nicht wissen.«
    Hard schwieg.
    Der Albino kam zu ihm und packte seinen Kragen. »Bei den Göttern, wer seid Ihr? Was geschieht hier? Wieso habt Ihr überlebt? Wie kommt es, dass ein Schiff aus dem Himmel auf einen Tempel stürzt und Holz stärker ist als Marmor? Welche Kraft hat das Schiff umgeben?«
    Wandrom Hard behielt die Fassung. Mit solchen Kerlen kannte er sich aus. Diesen begegnete man stets, wenn Offiziere feierten und soffen und irgendwer meinte, er müsse das Maul zu voll nehmen und sich über Dienstgrade auslassen. Das war nicht ungewöhnlich. Für gewöhnlich genügten scharf geschnappte Befehle, manchmal musste man den Frechlingen die Wangen röten , und schließlich reichten ins Ohr geflüsterte Drohungen von wegen Strick oder Ersäufen aus, damit der Zwist endete .
    »Also?«, zischte der hagere Mann.
    »Ich weiß es nicht«, zischte Hard zurück und grinste. Er hatte verdammt gut gezischt. »Vielleicht war es unser Smutje, der einen fahren ließ oder unser Geistlicher, der zu viel laberte.« Und Hard fand lustig, was er sagte. »Warum sollte es so nicht gewesen sein?
    »Ihr redet Unsinn.«
    »Dann hört ihr einen ganzen Chor von Narren sprechen«, grinste Hard und kicherte. Er legte eine Handmuschel über sein Ohr und beugte den Kopf. »Hört hin. Hört den Narrenchor!«
    »Sagt mir die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit ist, wie Weiber sind ... wie meine Angebetete war. Verlogen. Wahrheit ist verlogen, ja, so ist es.« Hard schlug seine Hand vor den Mund und prustete wieder los.

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