Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
der Sinn, dass du hier bist?«
Frethmar schüttelte sich. Am allerwenigsten wollte er das Zünglein an der Waage sein . Falls sich tatsächlich alles auf ihn konzentriert hatte, trug er eine Verantwortung, die für seine Schultern definitiv zu schwer war.
Als hätte Haker seine Gedanken gelesen, sagte er leise: »Ich ahne, was in dir vorgeht.«
»Ja?«
»Sicherlich, mein tapferer Weggefährte.«
Frethmar schmunzelte, obwohl ihm nicht danach war, aber Haker Flacks geschwungene Ausdrucksweise amüsierte ihn.
»Manchmal ruht das Schicksal auf den Schultern eines Einzelnen , und alle, die ihn auf seinem Weg begleiten, sind jene, die ihn an sein Ziel bringen, denn letztendlich geht das Schicksal immer seinen Weg. Es ist der Nachklang und das Resultat deines Charakters.«
»Dann bin ich der Falsche«, murmelte Frethmar.
»Ist das so?«, fragte Haker sophistisch , und Frethmar erinnerte sich an die Gespräche, die er mit dem weisen Blinden Magister geführt hatte und an die Wertschätzung, die der Alte ihm hatte zuteilwerden lassen. Hatte er seine Vergangenheit nun endgültig hinter sich gelassen?
Der Kapitän kicherte wie ein Wahnsinniger.
»Er braucht Ruhe. Wir sollten hier verschwinden«, sagte Haker. »In diesem Zustand ist er uns nicht nützlich.«
Frethmar riss sich aus seinen Überlegungen und räusperte sich. »Ja, verschwinden wir hier.«
Er warf einen letzten Blick zurück auf die Ruine und das Schiff, als wolle er sich diesen Irrsinn einbrennen, um ihn niemals zu vergessen – als sein Blick auf eine Vertiefung fiel, die er vorher nicht gesehen hatte, vielleicht weil die Sonne zu steil gestanden hatte. Zumindest lag dort nun ein Schatten, der ihn neugierig machte.
»Warte, Haker«, sagte er.
»Was ist?«
»Warte ...« Er sprang an Hard vorbei über die Trümmer und stieß sich das Bein, was er ignorierte. »Ökliz?«, rief er. »Bist du irgendwo?«
Nein, er war einem Trugbild aufgesessen, oder etwa nicht? Vor dem Schatten hielt er inne und schob eine Steinplatte weg. Ihm stockte der Atem. Er hatte Treppenstufen freigelegt.
»Haker, komm. Hier ist eine Treppe, die nach unten führt«, rief er über die Schulter. »Sie ist intakt.«
Haker gab dem Kapitän einen Befehl und kletterte zu Frethmar. »Tatsächlich. Eine Treppe, die unter den Tempel führt.«
Sie sahen sich an.
»Was erwartest du?«, fragte Haker.
»Welchen Sinn macht es, dass ich hier bin?«, erwiderte der Zwerg. Er räumte einen, dann noch einen Stein zur Seite und verschwand in der Tiefe.
Wandrom Hard starrte ihnen hinterher und beschloss, sich nicht zu bewegen. Bewegen war unsinnig. Er war so gut wie tot, denn er hatte sein Schiff verloren, seine Mannschaft und seine Zukunft.
Über ihm rauchten die Trümmer, unter seinen Füßen war alles verwüstet. Sie hatten das Portal gefunden, wie es auf der Karte stand , und ein Schütteln hatte das Schiff ergriffen.
Danach hatte sich alles verändert. Es hatte den Eindruck gemacht, als zöge sich die Silvia in die Länge, als rausche die Zeit in Riesenschritten an ihnen vorbei , und ehe sie sich versahen, hatten sie kein Wasser mehr unter sich, sondern stürzten abwärts.
Hard erinnerte sich nicht daran, was dann geschehen war. Doch, eine winzige Erinnerung war geblieben. Er hatte sich alleine gefühlt. Niemand mehr war da. Wo waren sie alle geblieben? Es hatte kein Wind geherrscht, der seine Mannschaft von Bord geweht haben konnte, keinen Sog, an den er sich erinnerte. Er war vornüber gestürzt und erwacht, als alles ruhig war.
Warum ausgerechnet er?
Mit dieser Frage kam er nicht zurecht . War es der Fluch des Piraten, der dazu führte, dass Hard mehr leiden sollte als seine Mannschaft, die irgendwo sein mochte, wo es besser war?
Er kicherte und bewegte sich immer noch nicht.
Vielleicht würde er bis in alle Ewigkeiten hier in den Trümmern stehen und kichern ...
Der Gang war trocken und die Wände aus poliertem Stein. Frethmar traute seinen Augen nicht, als er den Fackelschein sah. Die Fackeln steckten in Halterungen , und die Flammen züngelten ruhig und hell.
Für einen Zwerg sind Gänge oder Stollen nichts Ungewöhnliches. Viele Zwerge arbeiteten unter Tage und förderten Eisen, Silber und Gold . Sie wuchs en mit dem Knarren des Hangenden und dem Atemhauch des Berges auf. Sie konnten im Stein lesen und wussten stets, was sie erwartete. Frethmar blieb stehen , und seine Fingerspitzen tasteten über d en Stein. »Marmor, glaube ich.«
»Wer besitzt die
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