Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
bewegungsunfähig war und am ganzen Leib zitterte. Mit einem Sprung war das gigantische Raubtier bei ihr und verbiss sich in ihrem Hals. Liese heulte und stieg, womit sie den Wagen in Bewegung setzte.
»He – Stinker! Lass das Pferd in Ruhe!« Frethmar setzte sich in Bewegung. Der alte Gaul wieherte und wehrte sich, wurde jedoch durch den Wagen und Lederriemen im Zaum gehalten.
»Schneid ihr die Riemen durch, damit sie flüchten kann!«, schrie Agaldir, der wusste, dass Connor über ein scharfes Messer verfügte.
Der Barbar hetzte hinter Frethmar her.
Liese bäumte sich auf, Schaum stand vor ihrer Schnauze , weißer Schweiß bedeckte ihre Brust . Der Warge ließ ab und umkreiste das Pferd mit gebeugten Knien und gesenktem Schädel . Er glich einem gerade gestreckten Muskel. Seine Schulterlinie war absolut horizontal, das Tier eine tödliche Gefahr. Es schnappte nach Lieses Beinen , und diese rollte wie rasend mit den Augen und wieherte schrill. Aus ihrer Halswunde lief Blut. Der Warge hatte ihr ein faustgroßes Stück Fleisch herausgebissen , und Frethmar sah erschüttert freiliegende Muskeln und Sehnen. Auch Flucht würde dem Pferd nicht mehr helfen. Es musste abscheuliche Schmerzen leiden und würde an dieser Verletzung vermutlich sterben.
Agaldir hinter ihnen fluchte. »Bei den Göttern, genau das wollten sie.«
Entgeistert starrten Frethmar und Connor auf die Meute, die sich auf den Blinden Magister stürzte. Ihre Fänge schnappten, die Augen waren mordlustig glühende Murmeln, die Körper pure Kraft.
»Oh nein«, heulte Frethmar. »Das war ein Ablenkungsmanöver!« Er setzte sich in Bewegung, seine Axt wirbelte, seine Barthaare waren gesträubt und wilder Zorn hatte sich seiner bemächtigt.
Agaldir wehrte sich, so gut es ging. Sein Stab krachte unter knurrende Mäuler oder stieß in schwarz behaarte Körper. Im Nu war er vom Rudel umringt , und dann geschah, was Connor vorausgesagt hatte. Büsche brachen auseinander , und dunkle Schatten flogen ihnen entgegen, knurrend und jaulend. Ein Warge stürzte auf die Hinterpfoten, denn Agaldirs Stabspitze hatte ihn getroffen. Er zuckte und blieb winselnd liegen. Der Rudelführer hatte seine Artgenossen gut instruiert, denn keines der Tiere ließ sich davon ablenken. Sie waren auf den alten Mann konzentriert und schnappten nach ihm, versuchten, sich ihm zu nähern und ließen auch nicht davon ab, als Frethmars Axt und Connors Schwert blutig metzelten.
Der Leitwolf sprang über zwei Wargen hinweg und verbiss sich grausam in Agaldirs Gesicht. Der Alte stürzte , und der Stab glitt ihm aus den Händen.
»Neeeeeiiiin!«, kreischte Frethmar.
Connor wütete unbarmherzig und umgehend teilte sich das Rudel. Einige Wargen waren bei Agaldir und rissen an dessen Körper , und Frethmar hätte sich um Haaresbreite übergeben, als er sah, dass eines der großen Tiere Agaldirs Unterarm wegzerrte und mit der blutigen Beute im Gebüsch verschwand. Agaldir brüllte , und als sich für einen winzigen Moment Frethmars und Connors Blicke trafen, waren sie sich einig.
Dem Blinden Magister konnten sie nicht helfen. Nicht jetzt.
Hinter ihnen wieherte und heulte Liese. Sie war in die Knie gebrochen, während zwei Wargen sich an ihr gütlich taten.
Die kleine Lichtung glich einem Schlachtfeld . Frethmar ahnte, dass er und sein Freund diesen Kampf nicht überleben würd en. Sie hatten Agaldir verloren. Diese Erkenntnis traf ihn wie eine Faust in den Magen. Er spuckte Galle und begann zu zählen.
»Drei – und dich haue ich in der Mitte durch!« Knochen brachen, es krachte wie trockenes Holz im Feuer , und Frethmar brüllte: »Vier!« Blut spritzte , und der Zwerg war von oben bis unten besudelt. »FÜNF!« Die Sterbenden heulten, winselten, jaulten und ließen von Agaldir ab. »SECHS! Macht euch davon! Niemand legt sich mit Frethmar Stonebrock an!« Der Zwerg war dem Irrsinn nahe und handelte nur noch instinktiv. Er vergaß jede Vorsicht , und mehr als einmal rettete ihn Connors Überblick und dessen Schwert, sonst wäre es um ihn geschehen gewesen.
Ein schriller Pfiff ertönte.
Agaldir schwieg, ebenso das Pferd.
Erneut ertönte der Pfiff.
Die Wargen fuhren gemeinsam herum, als hätten sie einen Befehl vernommen. Sie sammelten sich. Es zischte und machte Flopp! Erneut zischte es und wieder hörte man ein weiches Flopp! Flopp!
Ein Warge nach dem anderen brach zusammen, wie von Götterfaust getroffen. Sie zuckten mit den Läufen, dann erstarrten sie und hörten auf zu
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