Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
aufstehen müssen, was theatralisch und gewollt gewirkt hätte. »Ja, ich male ein Bild. Ich träume. Denn die Träume kommen von den Göttern und ich möchte nicht, dass mein Herz in den Träumen Wunder sieht, die nie geschehen.«
»Träume, die sich erfüllen, sind nicht immer das, was du wünschst.«
»Wie kann das sein?« Markosa fühlte sich überfordert. Er hatte sich offenbart, hatte sein Innerstes nach außen gedreht , und diese Frau führte ihn auf eine wackelige Brücke. Wollte sie, dass er abstürzte? Hatte er sich so sehr getäuscht?
»Hast du keine Träume?«, fragte er.
Sie zog ihre Hände von den seinen und ihr Gesichtsausdruck wurde hart. »Oh ja, die habe ich, Markosa. Viele Träume und es sind keine, die du kennen willst. Sie sind von einer anderen Welt und schwarz wie die Nacht.«
Er hörte erschüttert zu , und nach einer Atempause sagte er: »Ich höre gerne zu.«
»Das kannst du nicht«, sagte sie mit harter Stimme.
Und wieder war er ehrlich. »Dann will ich es lernen.« Er meinte, ein sanftes Lächeln um ihren Mund wahrzunehmen.
»Und du glaubst, du erträgst meine Geschichte?«
»Na klar«, sagte er, als handele es sich um das Einfachste der Welt. Er hätte auch genickt, wenn sie ihm befohlen hätte, sich einen Dolch an die Kehle zu setzen. Alles, alles, wenn sie nur nicht wegging, bei ihm blieb. Jene, die mehr von ihm wusste, als je zuvor eine Frau erfahren hatte. Der Alkohol beflügelte ihn. M it schwerer Zunge sagte er: »Liebe mich, schöne Frau. Liebe mich so, wie ich dich liebe. Ich will begriffen sein, will geliebt sein.«
»Ja, kleiner Junge. Du willst, willst und willst.«
»Nein, ich bitte dich um die Poesie der Sinne. Liebe Güte, ich weiß, dass du mich verstehst. Tue nicht, als begreifst du mich nicht.« Noch nie hatte Markosa um Liebe gefleht, also musste er sich ein weiteres tröstendes Bier bestellen, das er sofort leerte.
»Die Liebe trägt die Seele ...«, murmelte er. »So wie die Füße den Leib tragen. Das weißt du, denn du bist wundervoll und klug.«
Die schöne Frau blickte ihn aus großen Augen an und er wurde mutiger. »Komme mit mir. Komme in mein Bett und atme unsere Liebe.«
Sie ließ sich Zeit und lächelte. Hatte er eine Chance. Würde sie es sich anders überlegen und bei ihm bleiben?
Sie sagte: »Du hast noch nicht begriffen, dass Liebe kein Wettstreit ist, lieber Markosa.«
Oh, wie sie lieber Markosa sagte. Er wäre fast von seinem Stuhl gerutscht.
»Es geht nicht darum, dass ich heute dein Bett teile, sondern es geht um Zweisamkeit. Und diese scheint mir mit dir erstrebenswert. Du bist ein guter Mann.«
Nein, das bin ich nicht!
»Du bist ein verirrtes Schaf.«
Ja, das bin ich!
»Du hast Seele und Gefühl, doch vieles davon wurde dir geraubt und missbraucht. Du bist eitel, obwohl du es nicht nötig hast und du bist stark. Deshalb stark, weil du nun freundlich und nett bist, obwohl du anders denkst und viel mehr willst.«
Was meint sie damit?
»Denn ich verlasse dich nun. Wir werden uns wiedersehen.«
»Wann?«
»Ich werde dich finden.«
Markosa erinnerte sehr genau daran, obwohl er zu viel getrunken hatte. Sie hatte ihm versprochen, ihn zu finden.
Er starrte auf Dandoria hinunter und mit einem Mal sah er nichts mehr, da Tränen seinen Blick verwässerte n . Litt er unter Selbstmitleid oder vermisste er sie so sehr? Er konnte es nicht sagen. Doch er erinnerte sich, dass er sich wie ein Ehrenmann erhoben, ihre Hand geküsst und freundlich gesagt hatte: »Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.«
Sie hatte ihn angeblickt und ihre Augen waren verhangen gewesen. »Ich auch, Markosa Lightgarden.«
Mehr hatte sie nicht gesagt, doch er war ihr zwei, drei Schritte gefolgt, was nicht ehrenhaft war. Er stellte sie kurz vor der Tür, und ohne dass er sie berühren musste, drehte sie sich um. Liebe Güte, sie war so schön. Und er fragte: »Wie ist dein Name? Bitte nenne ihn mir.«
Sie nickte und senkte den Blick, wobei ihre vollen Wimpern wie Schmetterlinge wirkten, die sich auf einer Blüte nieder setzen.
So hatte der Abend geendet.
Mit einem Wimpernschlag.
32
Sie hatten im Schatten eines Waldes geschlafen.
Frethmar reckte sich und rieb seine Augen. Connor rappelte sich auf . Agaldir war dabei, ein Feuer zu entzünden. Der alte Topf tat seine Dienste . Der Blinde Magister warf Kräuter in das brodelnde Wasser.
»Die Kräuter werden uns stärken. Ein guter Tee«, sagte er mit einem Seitenblick auf den Zwerg.
Frethmar trank
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