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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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sagte sie sich und sah ein paar Segelbooten zu, die der Midnatsol Geleit gaben. Jetzt habe ich noch die Möglichkeit, meine Umsiedlung rückgängig zu machen. Vielleicht bekomme ich sogar meine alte Stellung in Düsseldorf wieder, der Chef hat mich ja nur ungern gehen lassen. Und auch der Umzug ist noch nicht ganz zu Ende geplant, ich kann wieder zurück in mein altes Leben, wenn ich will …
    Ein trockenes, gequältes Husten ließ sie aufmerken. Schräg links hinter ihr, im Schutz eines kleinen Holzaufbaus, saßen ein alter Mann und ein kleines Mädchen. Übergroß wirkten die nachtschwarzen Augen in dem viel zu blassen Gesicht. Das Kind trug die Tracht der Samen aus dem hohen Norden – zu einem blauen Kleid, das an den Ärmeln und am Rocksaum mit rot-weißen Bordüren geschmückt war, gehörte eine rote Kappe, die mit weißen Litzen verziert war. Um die Schultern der etwa Achtjährigen lag ein gehäkelter weißer Schal, den sie jetzt enger um sich zog. Sie fror sichtlich, und der alte Mann holte aus einer Tasche eine Jacke aus hellem Robbenfell, die er der Kleinen umlegte. Sie schloss dankbar die Augen und lehnte den Kopf an den Alten, der wohl ihr Großvater war.
    Schon wollte Andrea sich abwenden, als ihr der Alte zunickte. Und es war etwas in seinem Blick, das Andrea nicht mehr loslassen mochte. Auch, als sie sich in der Kabine für das erste Abendessen an Bord fertig machte, glaubte sie die dunklen Augen des Mannes noch immer auf sich gerichtet zu sehen.

3
    D eine Doktorin ist erst mal fort. Pech für dich, mein Lieber. Das durchkreuzt deine Pläne gewaltig, stimmt’s?« Das Mädchen, das unbemerkt hinter Jonas getreten war, legte ihm die Arme um die Taille und schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Du hättest eben abschließen sollen.«
    Mit einem Ruck drehte er sich um, so dass das Mädchen fast hingefallen wäre. Hart griff er in ihr Haar, zog daran, so dass sie den Kopf weit nach hinten legen musste.
    »Nina, ich hab dich gewarnt. Reiz mich nicht noch mehr!«
    Sie lachte, und wenn er ihr auch weh tat mit seinem Griff, sie zeigte es nicht. »Reg dich ab! Im Moment kannst du sowieso nichts ändern.«
    »O doch!« Jonas ließ sie so abrupt los, dass sie taumelte. »Ich werde etwas tun, und zwar sofort!«
    »Und was?«
    »Ich werde ihr nachfahren. In Ålesund legt das Schiff zum ersten Mal für längere Zeit an. Dann werde ich dort sein und mit Andrea reden. Sie muss mich anhören – und sie wird mir verzeihen.« Nervös fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare.
    »Glaubst du!« Es klang spöttisch.
    »Natürlich wird sie das! Wir lieben uns schließlich und wollen bald heiraten.«
    »Davon, dass du sie liebst, hat sie ja wirklich viel gemerkt.« Nina drehte sich um und nahm ihr Fahrrad, das sie an einen Laternenpfahl gelehnt hatte. »Ruf mich an, wenn du wieder normal bist.« Sie warf den Kopf mit der für sie so typischen Geste in den Nacken, dass das hellblonde Haar wie ein Schleier auf ihre Schultern fiel.
    Jonas spürte, dass ihn erneut Erregung erfasste bei diesem Bild. Sie war die personifizierte Verführung, die junge Musikstudentin Nina. Vor vier Wochen waren sie sich zufällig am Grieg-Grab begegnet. Nina hatte einen Strauß gelber Wildblumen vor das Felsengrab gelegt. Das Erste, was Jonas an ihr auffiel, war ihr helles Haar, das ihr bis fast zur Taille reichte. Als sie sich umwandte, geriet die hellblonde Haarflut in Bewegung, es war, als tanze die Haarflut zu der leisen Melodie, die Nina summte. Spontan streckte Jonas ihr den Arm entgegen.
    »Hei, das ist nett, dass du mir hilfst.« Sie lachte, dabei machte sie drei übermütige Sprünge und stand dicht vor ihm, so dass er den zarten Duft ihres Parfüms wahrnahm. Sein Griff wurde fester, und sie ließ es zu, kam ihm sogar noch ein wenig entgegen.
    Sie zu halten, ihr in die Augen zu sehen und eine nie zuvor gekannte erotische Ausstrahlung zu spüren waren unvergessliche Erfahrungen gewesen. Im Geist sah er die Szene wieder vor sich.
    »Kommst du mit auf einen Drink ins Hotel?« Er hielt sie noch fest, als er die Frage stellte.
    »Ich hab keinen Schock erlitten, den man mit einem Drink bekämpfen müsste«, erwiderte Nina lachend. »Aber ich komme trotzdem gerne mit.« Sie sah an sich herunter. »Kann ich denn so in das vornehme Hotel?« Zu den Jeans, die sie oberhalb der Knie abgeschnitten hatte, trug sie ein knappes Top, das viel von ihrer gebräunten Haut sehen ließ.
    »Du kannst überall hingehen.« Jonas hörte selbst, wie belegt

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