Mittsommerzauber
Kloßbrühe: die teure Yacht, der Anzug, den er im Hjört getragen hatte. Und hatte er nicht eine exklusive Schweizer Uhr am Arm gehabt? »Okay, Katarina, lass es einfach sein.« Sie griff zu einem bewährten Mittel, mit dem sie sich schon oft vor Enttäuschungen in Liebesdingen bewahrt hatte. Sie verbot sich ihre Gefühle einfach. Und wenn das nicht klappte, machte sie sich das
Objekt ihrer Begierde einfach noch ein bisschen madig. Und das fiel ihr bei Sven Svanblom nicht allzu schwer. Denn das kannte man doch von diesen reichen Schnöseln, die hatten kein Herz, waren nur auf einen unverbindlichen One-Night-Stand aus. Außerdem sowieso arrogant und unverschämt. Und überhaupt nichts für eine Frau wie Katarina. Die in ihrem Herzen eine kleine, gut verborgene Kammer hatte, in der sie immer noch ihre Mädchenträume bewahrte, nämlich die von der ganz großen Liebe bis ans Lebensende.
Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken.
»Mama, wo bist du denn? Komm bitte schnell!«
Annickas Stimme klang so aufgeregt, dass Katarinas Herz sofort einen Satz machte. Die bekannte Panik stieg in ihr auf. Vermutlich war das bei allen Alleinerziehenden so. Immer steckte in einem die Angst, dass dem einzigen Menschen, den man hatte, diesem kleinen Wesen, für das man die Verantwortung trug und mit niemandem teilen konnte, etwas zugestoßen sein könnte.
»Was ist los, Annicka? Ist was passiert?«
»Tante Augusta hat ein Problem. Du musst sofort kommen!«
Annickas Erklärung beruhigte Katarina zwar nicht wirklich, dämpfte aber die erste unwillkürliche Angst, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sein könnte.
»Bin schon unterwegs!«, beruhigte sie ihre Tochter. Und gab Gas. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was Tante Augustas Problem sein sollte.
*
Annicka fiel ein Stein vom Herzen, als Onkel Johans Boot um die kleine Insel bog und ihre Mutter auf den Steg zusteuerte. Sie hatte sofort begriffen, dass Tante Augusta in wirklichen Schwierigkeiten steckte, als sie hörte, wie der Lebensmittellieferant Olaf, der mit seinem Boot ein paar Kisten mit Gemüse und Obst geliefert hatte, sagte, dass Tante Augusta leider bar bezahlen müsse. Es war die Angst in Tante Augustas Stimme, die Annicka alarmiert hatte.
»Aber ich verstehe das nicht, Olaf. Wir haben doch immer am Monatsende gezahlt. Wieso willst du jetzt...«
»Wenn ihr das nur hättet«, hatte Olaf geantwortet und ein Bündel Rechnungen aus seiner Hosentasche gezogen.
»Sieh dir das an, Augusta, das sind die unbezahlten Rechnungen des letzten halben Jahres. Über vierzigtausend Kronen schuldet ihr mir!«
Annicka hatte Tante Augustas Blick gesehen. Ihren Schrecken gespürt.
»Aber das kann doch nicht sein«, hatte sie geflüstert. »Johan hat mir nie was von Schulden gesagt.«
Olaf hatte ihr die Rechnungen in die Hand gedrückt und sie auf die Unterschriften hingewiesen. Tante Augusta war ganz blass geworden. Und hatte nur stumm genickt. Ja, das war Johans Unterschrift. Das musste sie anerkennen. Und dass sie nun wohl Olaf die vierzigtausend Kronen schuldete, auch.
In diesem Moment legte das blaue Boot am Steg an. Direkt neben Olafs Lieferanten-Boot. Katarina sprang an Land, sah Augusta und Annicka, beide blass wie die Wand. Sah die Kisten mit Lebensmitteln, vor die sich Olaf besitzergreifend gestellt hatte.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie und nahm die Rechnungen, die Augusta ihr wortlos reichte. Sie warf einen schnellen Blick darauf und begriff sofort. Dann setzte sie ein professionelles Lächeln auf und wandte sich an Olaf.
»Hej, ich bin Katarina Fredholm. Johan Vasen war mein Großonkel. Und Sie sind?«
»Olaf Lindrot, der Lebensmittelhändler. Ja, es tut mir Leid, aber da sind diese unbezahlten Rechnungen. Ich kann einfach nicht weiter liefern, solange ich mein Geld nicht habe.«
»Und ich weiß nicht, woher ich das Geld nehmen soll.« Tante Augustas Stimme klang verzweifelt.
»Eigentlich hatte ich vor, zum Wochenende wieder aufzumachen, aber ohne Ware...« Sie seufzte. »Ich wusste nicht, dass Johan Schulden hatte.«
»Leider nicht nur bei mir«, setzte Olaf nach. »Frag mal den Fischer Arne oder Göran von der Bäckerei. Die werden dir auch nichts mehr liefern, bevor du zahlst. Es tut mir wirklich Leid, Augusta. Aber es geht einfach nicht. Ich muss an meine Familie denken. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber kannst du das Tärna denn überhaupt allein weiterführen?«
Damit traf er einen wunden Punkt bei Tante Augusta. In
Weitere Kostenlose Bücher