Mittsommerzauber
das eigentlich für eine Anfrage, mit der Sie zu Tante Augusta gekommen waren?«
»Die Anfrage? Nun ja, ich hatte ihre Tante gefragt, ob sie sich in der Lage sehen würde, das Geburtstagsfest für meine Mutter auszurichten. Sie hat gerade das Sommerhaus auf dem Hügel gekauft, das graue mit der großen Terrasse. Und will in zwei Wochen dort ihren Geburtstag feiern.«
»An wie viele Gäste denkt ihre Mutter denn? Soll es ein gesetztes Essen sein? Oder ein Buffet? Kalt oder warm? Rein schwedisch oder international? Werden Sie im Haus feiern oder draußen im Garten?«
Katarinas Ton war ganz geschäftsmäßig geworden. Sie fühlte sich in ihrem Element. Sven schöpfte Hoffnung.
»Wir dachten an zirka 100 Gäste, eventuell 120. Das ist natürlich ziemlich viel. Ich weiß nicht, ob Sie in der Lage wären, das zu schaffen. Ich meine, das Tärna ist geschlossen, Sie haben genug Arbeit mit der Wiedereröffnung, ich...«
»Wir schaffen das.« Katarina hatte sofort begriffen, was so ein Catering für den Ruf des Tärna bedeuten würde. Mit einem Schlag könnten sie wieder da sein. Sie hatten die Chance, sich im besten Licht zu präsentieren. Über solche Feste wurde immer gesprochen. Das war die Chance, die das Tärna und vor allem Tante Augusta brauchten. Egal, wie viel Arbeit das machen würde.
Doch Sven zweifelte plötzlich. Dieses Fest war ganz wichtig für seine Mutter. Es durfte auf gar keinen Fall schief gehen. Er kannte diese Katarina Fredholm ja überhaupt nicht. Sicher, ihr Enthusiasmus war ansteckend, doch was wusste er eigentlich von ihr, außer, dass sie ihm einen hervorragenden Strömling serviert hatte? Und, natürlich, ziemlich schlecht Boot fahren konnte.
»Ehrlich gesagt... dieser Geburtstag ist ein wichtiges Ereignis für meine Familie. Ich kann den Partyservice nur in absolut professionelle Hände legen.«
Katarina streckte ihm spontan die Hände hin.
»Was meinen Sie, sehen diese Hände unprofessionell aus?«
Ihre Augen funkelten, die Farbe wechselte zu einem hellen Lila. Sven konnte seinen Blick nicht von ihnen wenden. Er spürte, dass sie dabei war, ihn in ihren Bann zu ziehen. Mühsam gab er sich einen Ruck.
»Ich gebe ja zu, das Tärna und vor allem Johan Vasen hatten einen sehr guten Ruf, aber das ist ja nun leider vorbei.«
»Und ich? Denken Sie an meinen Strömling. Geben Sie zu, Sie waren begeistert. Und das war nur ein Strömling. Hören Sie, ich bin eine hervorragende Köchin. Ich garantiere Ihnen, Ihre Mutter wird begeistert sein, und Ihre Gäste werden noch lange von diesem Fest träumen.«
Sven nickte automatisch. Auch er würde träumen. Aber nicht von dem Fest. Sondern von Katarinas glitzernden Veilchenaugen.
»Ja«, sagte er und räusperte sich, weil ihm plötzlich die Stimme versagte, »genau so etwas stellen wir uns vor. Ein Fest, an das sich die Gäste gerne erinnern werden.«
»Und die Gastgeber auch.« Katarina wusste, dass sie gewonnen hatte. Dieser Auftrag war ihr sicher. Und das Schönste war, dass er nicht nur eine Chance für das Tärna war. Es würde ihr auch die Möglichkeit geben, diesen Mann wiederzusehen.
*
Das Sommerhaus der Svanbloms lag im Sonnenlicht auf dem Hügel. Katarina hatte sich Tante Augustas Fahrrad geliehen und fuhr auf das elegante Haus zu, dessen Eingangsbereich mit den beiden Säulen rechts und links neben der Tür einen gleichermaßen einladenden wie auch einschüchternden Eindruck machte. Sie stieg vom Fahrrad, prüfte mit einem Handgriff, ob ihre Haare, die sie zu einem weichen Knoten zusammengesteckt hatte, noch saßen, befeuchtete mit der Zunge die Lippen und strich den Rock ihres geblümten Sommerkleides, das ihr immer schon dann gute Laune machte, wenn sie es im Schrank hängen sah, glatt. Ein wenig nervös war sie jetzt doch. Denn inzwischen hatte Tante Augusta ihr gesagt, um wen es sich bei diesen Svanbloms handelte. Nicht, dass Katarina Angst vor der prominenten Kaffeehändler-Familie gehabt hätte, für sie waren alle Menschen gleich, egal wie viel Geld sie hatten. Aber als sie jetzt dieses große, gepflegte Haus sah, mit den riesigen blühenden Rhododendron-Büschen und dem sorgfältig mit hellem Kies belegten Weg, der in einem weiten Bogen auf den Eingang zuführte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie noch nie in so einem prachtvollen Haus gewesen war. Waren Leute, die in so einem Haus wohnten, vielleicht doch anders? Sie schüttelte den Kopf. Über Standesunterschiede nachzudenken war jetzt wirklich das Letzte, was sie
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