Mittsommerzauber
habe mich nicht in Sven verliebt. Er wird Marita Tomasson heiraten.«
Mehr wollte sie dazu nicht sagen. Sie war entschlossen, sich von Sven Svanblom nicht das Herz brechen zu lassen.
*
Annicka ahnte nichts von dem, was ihre Mutter so um trieb. Und weder sie noch ihre Mutter ahnten, dass Augusta im Geheimen beschlossen hatte, das Tärna noch vor dem Winter zu verkaufen, sobald Katarina und Annicka wieder in Stockholm waren. Annicka saß auf der Wiese vor dem Haus auf einer Decke, die kleinen Katzen krabbelten auf ihr herum, und sie las in dem neuen Band von Harry Potter. Sie war wie immer hingerissen von den Abenteuern des pfiffigen Zauberlehrlings und wünschte sich manchmal, dass ihr eigenes Leben nicht immer so langweilig ablaufen würde.
Als ein Schatten auf sie fiel, sah sie erwartungsvoll auf. In der Hoffnung, Tante Augusta würde ihr, wie schon oft, einen Keks bringen oder ein Stück Butterkuchen, blickte sie plötzlich in das Gesicht eines fremden Mannes. Der freundlich auf sie herunterlächelte.
»Hej. Ich bin Harald. Bin ich hier richtig im Tärna?«
»Ja, sind Sie. Aber wir haben noch geschlossen.«
Der dunkelhaarige Fremde mit dem interessanten Dreitagebart sah sie enttäuscht an.
»Schade. Hier hat man doch immer so toll gegessen.«
»Kann man immer noch. Meine Mama ist die beste Köchin der Welt. Wenn Sie in ein paar Tagen wiederkommen, haben wir bestimmt geöffnet.«
»Deine Mama? Ist das die berühmte Katarina Fredholm?«
Annicka strahlte. Es gefiel ihr, dass ihre Mutter angeblich berühmt war.
»Ja. Und ich bin Annicka. Sind Sie hier von der Insel?«
Als Katarina aus dem Haus kam, um Annicka ein Stück von dem Rehfilet zu bringen, glaubte sie, ihr Herz würde stehen bleiben. Harald war da. Und redete mit Annicka. In Katarinas Kopf rasten die Gedanken. Hatte er ihr gesagt, wer er war? Was sollte sie tun, wenn Annicka fragte, wieso sie ihr gesagt hatte, ihr Vater sei tot?
»Annicka, kommst du bitte. Tante Augusta möchte, dass du ihr hilfst. Mit den... mit den Himbeeren, sie will sie jetzt einkochen«
Annicka lief zu ihrer Mutter. »Bin schon unterwegs. Du, der Mann da sagt, du bist eine berühmte Köchin. Du solltest ihm was zu essen geben.« Sie lachte fröhlich und winkte Harald zu. »Wiedersehen, Harald.«
Und lief ins Haus.
»Was willst du hier? Ich hab doch gesagt, du sollst uns in Ruhe lassen!« Katarinas Augen waren dunkel vor Zorn. Und auch vor Angst. Harald schenkte ihr sein Charmeur-Lächeln. Er nahm sie einfach in die Arme und küsste sie auf den Mund.
»Katarina, meine Schöne. Du siehst blendend aus. Wieso freust du dich nicht, mich zu sehen?«
Sie machte sich los und wollte zum Haus gehen. Doch er packte sie am Arm, hielt sie fest. Noch klang seine Stimme leicht und lässig.
»Annicka ist ein reizendes Kind geworden. Spricht für deine Erziehung. Aber ich bin mir sicher, dass ihr ein Vater fehlt. Kinder ohne männliche Bezugsperson haben im späteren Leben große Probleme.«
»Annicka wird keine Probleme haben. Und jetzt lass mich in Ruhe!«
»Würde ich ja. Das kannst du mir glauben. Aber nicht alle haben so ein Glück im Leben wie du. Eine tolle Tochter, einen guten Job und dann auch noch den reichsten Typen von Stockholm im Bett. Glückwunsch, du hast wirklich etwas aus deinem Leben gemacht!«
Katarina sah ihn ungläubig an. Das konnte nicht sein. Er würde doch nicht... Doch, Harald sagte genau das, was sie befürchtet hatte.
»Leider geht es mir zurzeit finanziell gar nicht gut. Ein paar Fehlspekulationen, du weißt schon. Und schon steht man vor dem Abgrund.« Und dann kam es: »Du willst mich doch nicht fallen lassen, Katarina.«
Katarina bekam Panik. Sie wollte nichts als weg. Äußerlich blieb sie ruhig. »Was soll das? Ich habe nichts mit dir zu tun. Du bist für dein Leben selbst verantwortlich.«
»Doch, hast du. Du erziehst meine Tochter. Was denkst du, was sie sagt, wenn sie erfährt, dass du ruhig zugesehen hast, wie ihr Vater ins Unglück stürzte?«
»Lass Annicka aus dem Spiel.«
»Das kann ich nicht.« Sein Lächeln wurde gefährlich. »Sie ist meine Trumpfkarte.«
»Was willst du, Harald?« Katarinas Herz schlug bis zum Hals. Sie wusste, er hatte sie in der Hand.
»Nur ein bisschen was abhaben von den Millionen deines Liebhabers. Ein paar Kronen nur. Fünfhunderttausend vielleicht. Damit ich ins Ausland gehen kann, um eine neue Existenz aufzubauen. Das wirst du doch für mich tun können. Leiere aus deinem Kaffeehändler ein
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