Mittsommerzauber
Sauerkirsch-Gelee, das Augusta eingekocht hatte und eine Rispe Johannisbeeren als Dekoration. Fertig.
Sie war vollkommen konzentriert bei der Arbeit, gestattete ihren Gedanken keine Sekunde, zu Sven abzuschweifen. Auch wenn ihr Herz schwer war wie einer der Felsen, auf denen sie so gerne saß, sie würde ihn vergessen. Musste sie ja. Denn das Leben stellte noch ganz andere Anforderungen an sie. Zuallererst würde sie die Svanbloms mit einem phänomenalen Fest überrumpeln. Obwohl sie kurz daran gedacht hatte, einfach alles hinzuschmeißen. Aber hier ging es nicht um sie. Nicht um ihren Schmerz. Es ging um Augusta und das Tärna. Und dem würde sie einen hervorragenden Neustart bescheren. Und dann würde sie einen guten Koch für Augusta suchen, ihr noch ein paar Wochen zur Seite stehen. Und spätestens zu Beginn des neuen Schuljahres würden sie wieder in Stockholm sein, und die Episode mit Sven würde der Vergangenheit angehören.
»Willst du mir nicht sagen, was los ist?« Augustas feines Gespür für die Seelenlage ihrer Mitmenschen trog nicht. Sie wusste, dass etwas mit Katarina geschehen war.
»Nichts ist los. Ich bin nur im Stress.« Katarina hörte selbst, wie künstlich ihr Lachen klang.
»Einer Frau wie dir macht Stress normalerweise nichts aus. Du hast dich in ihn verliebt, ja?«
»Wie kommst du darauf?« Katarina wollte nicht zugeben, wie schwer es ihr ums Herz war. Nicht vor Augusta, die mit ihrem eigenen Kummer genug zu tun hatte.
»Du glaubst doch nicht, dass ich mich wirklich in so einen Mann verlieben würde. Er passt nicht zu mir. Seine Welt ist nicht meine Welt.«
Doch Augusta wusste es besser. Katarina tat ihr Leid. Hörte dieses Unglück, das sie damals verschuldet hatte und das seitdem zwischen den Svanbloms und der Familie von Johan Vasen stand, denn nie auf?
Katarina unterbrach Augustas Gedanken. »Was hast du eigentlich mit den Svanbloms zu tun? Wieso interessierst du dich so für sie?«
Katarina wollte nur von ihrem Kummer ablenken. Und ahnte nicht, dass sie genau in Augustas Herz traf. Augusta wischte geistesabwesend den Tisch ab. Und dann war es plötzlich, als würden die Erinnerungen aus ihr herausbrechen. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte Augusta darüber sprechen. Leise sagte sie:
»Viveca und ich waren einmal die besten Freundinnen. Wir haben alles zusammen gemacht. Schule, Freizeit, einfach alles. Immer hingen wir hier im Lokal von Johans Vater herum. Halfen in den Ferien. Wir und Johan waren ein unzertrennliches Gespann.« Wehmütig seufzte sie auf. »Bis Viveca sich in Johan verliebte. Und mehr von ihm wollte. Obwohl Johan nicht in sie verliebt war, war plötzlich alles anders. Unsere jugendliche Unbeschwertheit war dahin. Viveca, Johan und ich, wir unternahmen nichts mehr zusammen, gingen uns aus dem Weg. Viveca versuchte Johan zu überzeugen, dass er sich mit ihr verloben sollte. Aus dem Kinderfreund war wirklich ihre erste große Liebe geworden.«
Sie schenkte sich und Katarina eine Tasse Kaffee ein, setzte sich an den Tisch. Katarina wartete geduldig auf die Fortsetzung.
»Sie konnte nicht wissen, dass ich mich auch in Johan verliebt hatte. Er war wirklich der hübscheste und lustigste Junge, den ich kannte. Aber ich hielt mich zurück. Schließlich war Viveca meine beste Freundin. Mit ihr war ich zusammen, seit ich denken konnte. Ich kannte jeden Winkel ihres Herzens. Ich war diejenige, der sie aufgeregt anvertraut hatte, dass sie Johan liebte. Ich konnte ihr einfach nicht sagen, dass ich auch in ihn verliebt war.«
»Und dann hat Onkel Johan sich für dich entschieden?«
»Ja. Zu meiner großen Überraschung liebte er nicht sie. Sondern mich. Nicht die schöne, so lebendige Viveca, sondern das Mauerblümchen Augusta.«
»Du warst bestimmt kein Mauerblümchen!«
»Neben Viveca bin ich mir immer so vorgekommen. Erst als Johan mir sagte, dass er mich liebe und mich heiraten wollte, wurde ich selbstbewusster. Ich dachte wirklich, Viveca würde mich verstehen. Johan liebte sie doch nicht. Also hatte ich ihn ihr auch nicht weggenommen.«
»Aber sie hat dir nicht verziehen und ist weggegangen.«
»Weg von Rörstrand, von Johan und von mir, ihrer besten Freundin. Sie hatte nur einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, ich sei die größte Enttäuschung ihres Lebens. Und dass sie mir niemals verzeihen würde.«
Sie schwieg einen Moment. »Und das hat sie dann auch nicht. Ist es nicht seltsam, dass du dich nun ausgerechnet in ihren Sohn verliebt hast?«
»Ich
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