Mittsommerzauber
Köchin spannt mir meinen Verlobten aus.«
»Bitte, Marita. Es ist doch egal, was sie von Beruf ist.« Auch wenn Sven sich schuldig fühlte an dem Skandal, den er ausgelöst hatte, ärgerte er sich darüber, dass Marita und auch seine Mutter so abschätzig über Katarina redeten.
»Dir vielleicht. Aber mir nicht. Was findest du an ihr? Oder geht die Liebe durch den Magen?« Ihr Lachen klang höhnisch. »Da kann ich natürlich nur verlieren. So schlecht, wie ich koche.« Tatsächlich hatte Marita noch nie Spaß am Kochen gehabt. Genauso wenig wie am Essen. Aber das war für Sven nie ein Problem gewesen. Solange es in Stockholm hervorragende Lokale gab und solange Hilde, die Köchin seiner Mutter, sich freute, ihn einmal im
Monat mit seinem Lieblingsessen zu verwöhnen, war es ihm egal gewesen, dass Marita nicht einmal in der Lage war, ein Frühstücksei zu kochen.
»Komm. Lass uns vernünftig reden. Du weißt doch auch, dass vieles nicht gestimmt hat zwischen uns.« Er sah sie bittend an.
»Findest du? Wir wollten heiraten, Sven.«
Er war überrascht, das Wort »heiraten« aus ihrem Mund zu hören. Sie hatten instinktiv immer vermieden, über eine Hochzeit zu reden. Seine Mutter, ja, die hatte schon mal eine Kirche vorgeschlagen, in der sie getraut werden sollten, und Björn Tomasson hatte Fotos von Villen gezeigt, die er ihnen zur Hochzeit schenken wollte. Er und Marita waren zwar ein Paar gewesen. Aber sicher, dass sie ein Leben lang zusammen sein würden? Wenn sie ehrlich waren, waren sie das beide nie gewesen.
»Deiner Mutter würde es das Herz brechen, wenn ihr die Firma verlieren würdet.«
Marita riss ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte ausgesprochen, was er befürchtet hatte. Es ging nicht mehr nur um sie und ihn. Es ging um die Firma. Wie er erwartet hatte, stand nun die Drohung im Raum, dass Björn Tomasson sein Angebot zurückziehen würde. Und damit würde die Firma tatsächlich in eine gefährliche Schieflage geraten.
»Willst du wirklich die Existenz deiner Firma wegen dieser Frau gefährden? Soviel ich weiß, hat dein Vater dieser Firma sein ganzes Leben gewidmet. Er hat viele Opfer gebracht.«
Zumindest im letzten Punkt hatte sie Recht. Sein Vater Max war eigentlich der Zweitgeborene gewesen. Er hatte Medizin studieren und Kinderarzt werden wollen. Doch dann war sein älterer Bruder bei einem Segelunfall ums
Leben gekommen, und Max hatte sich von seinen Träumen verabschiedet und die Leitung der Firma übernommen. Marita hatte Recht. Max Svanblom hätte niemals wegen einer Frau, nein, eigentlich wegen gar nichts, die Firma im Stich gelassen. Wurde von ihm, Sven, nun das Gleiche erwartet?
Verärgert fuhr er sie an. »Ich kann nicht glauben, dass du mir die Pistole auf die Brust setzt. Die Fusion hat doch nichts mit uns zu tun.«
Marita blieb ganz kühl. »Tut mir Leid, ich hab einfach keine Lust, öffentlich blamiert zu werden. Und mein Vater sieht das ganz einfach: eine Fusion zwischen unseren beiden Firmen wird es nur geben, wenn seine Tochter glücklich ist.«
»Das kann nicht sein, Marita, eine Frau wie du lässt sich doch nicht verschachern!«
»Auch eine Frau wie ich hasst es, betrogen zu werden. Außerdem: Ich liebe dich, Sven. Ich würde alles tun, um dich nicht zu verlieren.«
Sven konnte nicht glauben, was sie gesagt hatte. Meinte sie das wirklich ernst? Oder war es nur ihr verletzter Stolz, der sie solche Worte aussprechen ließ? Aber eigentlich war es auch egal. Sie setzten ihn unter Druck. Und er sah keine andere Möglichkeit, dem zu begegnen, als sich innerlich von Katarina zu verabschieden. Von der einzigen Frau, die sein Herz zum Schwingen gebracht hatte. Mit der er sich wirklich vorstellen konnte, sein Leben zu verbringen. Und jetzt sollte er sie aufgeben, wegen eines Geschäftes? Er musste ja zugeben, dass in seinem Leben bis heute die Firma und das Eibe seines Vaters im Mittelpunkt gestanden hatten. Und er hatte sich gar nicht dazu zwingen müssen, er liebte seine Arbeit, fühlte sich mit der Firma innerlich verbunden. Doch jetzt sollte er sich plötzlich entscheiden zwischen einer Frau und seiner Arbeit? Vielleicht sogar zwischen einer Frau und seinem bisherigen Leben?
*
Katarina kochte Probe. Briet die Elchfilets in Butter. Aus dem Toaster hüpften die Sesambrot-Scheiben. Sie schnitt die Rinde ab, beträufelte das Brot ein wenig mit Öl, legte dekorativ einen Rosmarinzweig darauf. Platzierte nun eines der Filets darauf. Noch ein Klacks von dem wunderbaren
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