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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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und beschränkte sich auf die wichtigsten Informationen, weil er nicht den Verdacht erwecken wollte, unkooperativ zu sein.
    »Ich muss zuerst die Bilanzen alle gesehen haben, bevor ich mir ein abschließendes Urteil erlauben kann.«
    Das war gelogen, sein Urteil stand längst fest. Doch er
    hatte ein unüberwindliches Problem damit, es James Hartwood zu übermitteln. Er brauchte Zeit.
    Doch sein Chef ließ sich nicht abspeisen. »Du hattest genug Zeit für einen ersten Eindruck, und um den geht es mir jetzt. Wäre es ein denkbarer Schritt in den schwedischen Markt?«
    »Vielleicht«, sagte Robert ausweichend.
    Er beendete das Gespräch und ging durch den Park hinüber zum Haupthaus. Seit der Begegnung am Fluss war er von Ruhelosigkeit erfüllt, und er brannte darauf, Anna wiederzusehen.
    Durch die zur Terrasse hin geöffneten Flügeltüren sah er Silvia am Klavier sitzen. Sie bemerkte ihn und winkte ihn mit einer Bewegung ihres Kopfes herein.
    Er betrat den großen, mit wertvollen Antiquitäten eingerichteten Raum. Auf dem Kaminsims standen Familienbilder, und auf etlichen davon erkannte er Anna. Meist saß sie in einem Boot oder stand davor. Als kleines Mädchen hatte sie entzückend ausgesehen, ein kleiner Wildfang mit blonden Zöpfen und zahnlosem Grinsen.
    Silvia beendete ihr Spiel, und er trat zu ihr an den Flügel. »Sie spielen wirklich ausgezeichnet. Bereuen Sie es heute noch manchmal, die Musik nicht zu Ihrem Beruf gemacht zu haben?«
    »Nicht mehr so sehr.« Sie lächelte. »Inzwischen ist das Werk mein Leben. Und, was halten Sie von den Bilanzen?«
    »Auf den ersten Blick sieht alles ganz gut aus. Allerdings habe ich ein paar Posten gefunden, über die ich gern noch mit Ihnen oder Ihrem Sohn reden möchte.«
    »Reden Sie mit Harald«, sagte sie sofort. »Am besten gleich. Einen Moment bitte.« Sie stand auf und ging zum Telefon, das auf einem kleinen Tischchen neben dem Kamin stand.
    »Ingrid, schicken Sie mir doch bitte Harald herüber ins Haus, ich möchte gern... Wie bitte?« Sie erstarrte für einen Augenblick, bevor sie sich mit beherrschter Miene zu Robert umwandte. »Es tut mir sehr Leid. Mein Sohn hat offenbar vergessen, dass er mit Ihnen nach Märraberg fahren sollte. Er ist in Malmö.«
    »Und was nun?«
    »Ich würde sagen, wir trinken erst einmal Kaffee.«
     
    *
     
    Nach dem Gespräch mit Bertil fuhr Anna nach Hause, weil sie bei der Reederei anrufen und sich für die rasche Nachricht bedanken wollte. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer blieb sie ruckartig stehen, als plötzlich Haralds Tür aufgerissen wurde.
    »Anna?«
    Sie holte tief Luft und presste die Hand gegen ihre Brust. »Mein Gott, musst du mich so erschrecken? Was ist los?«
    »Komm rein.« Ihr Bruder fasste sie beim Arm und zog sie in sein Zimmer.
    Sie schaute ihn bestürzt an. Er sah miserabel aus. Sein Gesicht war bleich und aufgedunsen, und er roch, als hätte er seit Tagen nicht geduscht.
    »Du lieber Himmel, was ist los mit dir?«
    »Mir platzt der Schädel. Ich habe Migräne. Hast du ein Schmerzmittel für mich?«
    »Ich habe in meinem Zimmer Aspirin, das hole ich dir gleich.«
    »Das reicht nicht.«
    »Was brauchst du denn?«
    Er sagte es ihr, doch Anna schüttelte den Kopf. »Das ist rezeptpflichtig.«
    »Du könntest es mir einfach aus der Apotheke holen.«
    »Harald, das ist ein unglaublich starkes Schmerzmittel, es muss von einem Arzt verordnet werden!«
    »Meine Güte, sei doch nicht so! Ich habe es schon öfters genommen, und es ist das einzige Mittel, das zuverlässig gegen meine Kopfschmerzen hilft! Die Migräne bringt mich sonst noch um!«
    Sie betrachtete ihn mitfühlend. Ihr war bisher überhaupt nicht klar gewesen, dass er häufig unter Kopfschmerzen litt.
    »Ich rede mit Bertil«, sagte sie. »Vielleicht kennt er ein rezeptfreies Mittel, das ähnlich wirkt.«
    »Nicht mit Bertil! Ich will nicht, dass der ganze Ort weiß, dass...« Er brach ab.
    »Was soll das? Bertil ist der Schweigepflicht unterworfen! Er würde niemals über so etwas reden!«
    »Trotzdem. Ich möchte es nicht.«
    »Dann kann ich dir auch nicht helfen«, sagte sie bedauernd. »Ich muss los«, fügte sie hinzu, schon auf dem Weg zur Tür. »Ich sage Mama, sie soll dir einen kalten Wickel für die Stirn bringen, das hilft meist ganz gut gegen Kopfweh.«
    »Nein«, fuhr er sie an. »Sag bloß Mama nichts! Sie hält mich sowieso schon für einen Versager!« Als sie ihn verständnislos anschaute, setzte er hastig hinzu: »Mama denkt, dass ich in Malmö

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