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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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besuchen. Eva bedankte sich und rannte durch die Gänge des Krankenhauses, bis sie den Kreißsaal gefunden hatte. Nach einigem Hin und Her ließ eine Schwester sie ein und brachte sie zur zuständigen Hebamme. Die ließ Eva kurz angebunden wissen, dass Mutter und Kind wohlauf seien.
    »Sie meinen, das Baby ist schon da?«, fragte Eva konsterniert.
    »Bei manchen geht es eben schneller«, meinte die Hebamme. Sie führte Eva zu einem Zimmer und öffnete die Tür. Eva wagte kaum, den Kopf hineinzustrecken, doch Britta hatte sie schon gesehen.
    »Komm rein«, sagte sie leise. »Komm rein und schau dir meine Tochter an.«
    Eva schluckte und ging die wenigen Schritte, die sie vom Bett trennten. Britta war blass und wirkte erschöpft, aber das Glück brachte ihre Züge zum Leuchten und verlieh ihr eine beinahe überirdische Schönheit. In der Beuge ihres rechten Arms lag ein weiß umhülltes Bündel, aus dem eine winzige Faust herausschaute.
    Eva konnte nicht anders, sie fing an zu weinen, während sie neben das Bett trat und sich über das Bündel beugte. »Gott, wie schön sie ist!«
    Britta sagte nichts. Sie nahm Evas Hand und drückte sie. Beide schwiegen und betrachteten das verknautschte rote Gesichtchen des neuen Erdenbürgers. Im nächsten Moment wurde die friedliche Stille jäh unterbrochen, denn die Tür flog auf und Peter kam hereingestürzt, einen gigantischen Blumenstrauß in der Hand. Den er im nächsten Moment fallen ließ und neben dem Bett auf die Knie sank, um zuerst seine Frau und dann seine Tochter zu küssen. Er war ein großer, beinahe ungeschlachter Mann, doch an seinen Bewegungen war nichts Ungeschicktes, als er sacht über das Flaumhaar des Babys streichelte. »Warum hast du nicht auf mich gewartet?«, flüsterte er vorwurfsvoll.
    »Mir ging es auch nicht besser«, informierte Eva ihn.
    Er schaute hoch und grinste sie an. »Hallo, Patentante.«
    »Ich lasse euch dann mal allein«, sagte sie.
    »Bleib doch noch«, meinte Britta.
    Eva schüttelte den Kopf. Sie fand, dass dies eine Zeit war, die allein den Eltern und dem Baby gehören sollte.
    Auf dem Weg zum Ausgang spürte sie immer noch einen Teil der Euphorie, die Britta vorhin verströmt hatte. Etwas Gewaltiges war von ihr ausgegangen, eine geheimnisvolle, neuartige Macht, und Eva ahnte plötzlich, was es wirklich bedeutete, wenn eine Frau Mutter wurde. Eine diffuse Sehnsucht erwachte in ihr, und zum ersten Mal in ihrem Leben dachte sie, wie es wohl wäre, wenn...
    Als sie um die nächste Ecke bog, lief sie beinahe in jemanden hinein, den sie kannte.
    »Herr Axelsson!« Eva musterte ihn verblüfft. Gustav war in normaler Kleidung unterwegs, eine Reisetasche in der Hand. »Sie dürfen schon wieder nach Hause?«
    »Ja«, sagte er wortkarg, während er bereits Anstalten machte, sich zu entfernen.
    »Schön, dass es Ihnen wieder besser geht.« Eva war immer noch erstaunt. Mit dieser Wendung der Ereignisse hatte sie nicht gerechnet. Zögernd ging sie ihm nach. »Wenn ich noch irgendwas für Sie tun kann...«
    »Nein, Sie haben schon genug getan«, meinte er über
    die Schulter. Besonders dankbar klang es nicht, und Eva musterte ihn erstaunt, als sie begriff, was er damit gemeint hatte.
    »Weil ich den Arzt gerufen habe? Hören Sie, Sie konnten sich nicht mehr bewegen! Was hätten Sie denn in dieser Situation gemacht?«
    »Mit einem Hexenschuss muss man nicht ins Krankenhaus«, behauptete Gustav.
    Eva zog es vor, darauf nicht zu antworten. Er hätte ihr sowieso nicht mehr zugehört. »Wiedersehen.« Er nickte ihr kurz zu und humpelte davon, das Gesicht verzerrt und ein Bein nachschleifend, als wäre es taub.
    Mehr als irritiert von dieser merkwürdigen Begegnung, folgte Eva ihm in einiger Entfernung zum Ausgang. Verspätet kam ihr der Gedanke, dass sie ihn nach der Wolle hätte fragen können. Eilig ging sie ihm nach. »Herr Axelsson? Warten Sie, Herr Axelsson!«
     
    *
     
    Gustav dachte nicht daran, stehen zu bleiben. Einerseits schämte er sich, weil er so grob zu ihr gewesen war - ein kurzes Dankeschön wäre das Mindeste gewesen -, und andererseits fürchtete er, sie könne ihm auf die Schliche kommen und einen der weiß gewandeten Quälgeister herbeirufen. Bevor es dazu kam, würde er rennen wie der Teufel.
    Doch leider war es mit dem Rennen nicht weit her. Ächzend versuchte er, seine Schritte zu beschleunigen, doch dabei wäre er um ein Haar gestürzt. Außerdem wurden die Schmerzen allmählich so schlimm, dass er Angst hatte, das Bewusstsein zu

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