Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
Vom Netzwerk:
protestierte sie. »Die brauche ich auch!«
    Die Türglocke bimmelte, und zwei Kundinnen kamen in den Laden. Malin, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte und der Debatte schweigend gefolgt war, bedachte Eva mit einem warnenden Blick. »Könnt ihr beiden bitte woanders weiterstreiten? Eure Probleme interessieren wirklich nicht jeden.«
    »Entschuldige, Malin.« An Henning gewandt, setzte sie hinzu: »Komm, wir gehen ein bisschen, ja?«
    Sie spazierten ein Stück den See entlang, und Eva war dankbar, dass Henning angefangen hatte, von der Firma zu sprechen. Er hielt sie locker untergefasst und redete über neue Aufträge, wichtige Kunden und anstehende Geschäftsreisen. Sie gewann dadurch Zeit, sich zu sammeln. Doch wie erwartet, dauerte es nicht lange, bis er zum Anfang ihrer Unterhaltung zurückkehrte.
    »Wie war das gleich mit deiner neuen Idee? Es ging doch dabei bestimmt nicht um eine Ladendekoration, oder?«
    »Du kennst mich doch«, sagte Eva ausweichend. »Ich habe dauernd Ideen. Aber die müssen erst reifen. Und bevor ich mir nicht sicher bin, rede ich nicht darüber. Habe ich noch nie getan.«
    »Hör mal, du bist meine Angestellte! Laut Vertrag hast du kreativ zu sein - für mich. «
    Eva suchte nach einer möglichst diplomatischen Erwiderung. »Du hast ja Recht. Und ich bin dir auch wirklich dankbar für den Freiraum, den du mir lässt.«
    »Naja.« Henning schien geschmeichelt und erfreut. »Ich habe schon so eine Ahnung, was ein Künstler braucht, oder?«
    Sie nickte zustimmend und hasste sich, dass sie ihm nicht einfach hier undjetzt die volle Wahrheit sagen konnte. Doch sie konnte es sich nicht leisten, ihn jetzt zu verprellen, denn sie würde ihn noch dringend brauchen. Ohne ihn konnte sie ihre Idee gleich begraben.
    »Gib mir doch diese vier Wochen«, bat sie. »Ich muss einfach meinen Kopf auslüften, meine Gedanken neu ordnen... Ich habe das Gefühl, dass ich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht habe. Henning, bitte gib mir diese Zeit!«
    Henning lächelte und zog sie in seine Arme. »Sagen wir, ich täte es. Aber es geht ja nicht nur ums Geschäft! Was ist mit mir? Mit uns beiden? Vielleicht habe ich ja keine Lust, vier Wochen lang allein zu schlafen!«
    Sie versteifte sich in seinen Armen. »Ein bisschen Enthaltsamkeit hat noch keinem geschadet.« Ihr wurde ein wenig übel, nachdem sie das gesagt hatte. Du lieber Himmel, was tat sie denn hier? Welche schleimige, verlogene Kreatur kam da aus den Tiefen ihres Charakters gekrochen?
    Entschlossen hob sie den Kopf. »Henning, ich muss dir etwas sagen...«
    »Okay, okay«, fiel er ihr ins Wort. »Ich hab’s ja begriffen. Du brauchst deine Ruhe, und ich lasse sie dir. Aber dafür versprichst du mir eine neue Kollektion, die allen die Luft wegbleiben lässt!«
    Eva klappte verdutzt den Mund zu und starrte ihn an. »Du... bist einverstanden?«
    Er zuckte die Achseln. »Wenn du zurück bist, feiern wir. Denn das Schöne am Fasten ist bekanntlich das Fastenbrechen, nicht wahr?«
    Er zog sie erneut in die Arme, um sie zu küssen.
    Sie duldete es eine schreckliche Sekunde lang, dann drehte sie den Kopf zur Seite und riss sich los. »Tut mir Leid, ich muss weg! Ich hatte Britta versprochen, Windeln zu besorgen! Du weißt schon - junge Mütter... Lass uns telefonieren!« Sie war schon auf dem Weg über die Straße und winkte ihm zu, ein gezwungenes Lächeln auf den Lippen und tiefschwarzen Selbsthass im Herzen.
     
    *
     
    David fand, dass er sich gar nicht so schlecht machte als Melkbursche. Am Anfang hatte es so ausgesehen, als würde er es nie hinkriegen, aber dann hatte er einfach seinen Händen das Denken überlassen, und schon hatte es geklappt. Er erinnerte sich, wie oft er mit Monica damals hier im Stall gehockt und Schafe gemolken hatte. Ihm hatte es immer einen Riesenspaß gemacht, doch für Monica war es nur langweilige, stupide Arbeit gewesen, vor der sie sich drückte, wo es nur ging. Nach dem Tod ihrer Mutter war sie auf ihren eigenen Wunsch hin auf ein Internat gegangen, wo es zu ihrer Erleichterung kein einziges Schaf gab.
    Sie hatten einander eine Weile geschrieben, Kinderbriefe voll unbeholfener Zuneigung, die mit der Zeit seltener wurden und schließlich nur noch zu Weihnachten oder zum Geburtstag eintrafen. Dass sie sich vor sieben Jahren in Stockholm wiedergetroffen hatten, war eher ein
    Zufall gewesen. Sie hatte in einem Restaurant drei Tische weiter gesessen, und er hatte sie auf Anhieb erkannt. Damals hatte er das

Weitere Kostenlose Bücher